Winterberg. Jacqueline Lölling ist „eine unter Tausend, die mal zu den ganz Großen gehören kann“, sagt ihr Trainer. Die 19-jährige Junioren-Weltmeisterin aus Brachbach ist für den NRW-Sportpreis nominiert.

Es schneit oben an der Bob- und Rodelbahn in Winterberg. Das macht die Bahn langsam und das Training für Skeleton-Fahrerin Jacqueline Lölling mühsam. Nach ihrem ersten Lauf verzieht sie im Ziel das Gesicht. Zwei Sekunden fehlen ihr zu der Zeit, mit der sie am vergangenen Samstag im Intercontinental Cup (ICC) alle Konkurrentinnen auf die Plätze verwiesen hat. Unter anderem auch die Olympia-Dritte aus Russland, Elena Nikitina.

Die 19-jährige Junioren-Weltmeisterin drängt nun in die Weltspitze vor. Ihr Stützpunkttrainer Bernhard Lehmann schwärmt von der Perspektive seines Schützlings: „Sie ist eine unter Tausend, die mal zu den ganz Großen gehören kann“, meint der ehemalige Bobfahrer.

Aber die knapp 1,80 Meter große Siegerländerin aus Brachbach macht sich selbst keinen Druck. Ihre Lockerheit sei Teil ihres Erfolgsrezepts, glaubt der Übungsleiter. Der Sieg auf der Heimbahn vom Wochenende war bereits der dritte im vierten ICC-Rennen, der zweiten Liga hinter dem Weltcup, der noch nicht begonnen hat. „Das war ein besonderes Rennen für mich, weil meine Familie und Freunde dort waren, um mich zu unterstützen“, erzählt Jacqueline Lölling, die von allen „Jacka“ gerufen wird.

Noch ein Highlight könnte am Freitagabend folgen. Dann sitzt die junge Rennsportlerin in der Dortmunder Westfalenhalle und hofft, bei den „Felix-Awards“ als NRW-Sportlerin des Jahres ausgezeichnet zu werden – in der Nachwuchskategorie. Vor zwei Jahren wurde sie schon einmal vorgeschlagen. Da reichte es nur für einen hinteren Platz. „Die Nominierung macht schon stolz. Es wäre schön, wenn ich jetzt vorne lande“, meint Lölling, „das wäre auch Werbung für die Sportart.“ Vielleicht klappt’s, Familie und Freunde haben seit Wochen im Internet zum Abstimmen aufgerufen.

Faszination der Geschwindigkeit

Werbung habe Skeleton dringend nötig, sagt Jacqueline Lölling. Sie selbst kannte die Sportart nicht, als ihre frühere Sportlehrerin sie vor sieben Jahren zu einem Schnupperkurs am Eiskanal mitnahm. Seitdem ist Lölling Feuer und Flamme für Skeleton. „Es ist diese Mischung aus Athletik und Rennsport, die mich fasziniert. Und natürlich die Geschwindigkeit.“

Mit über 100 Kilometern pro Stunde rasen Skeleton-Athleten auf ihren 30 Kilo schweren Schlitten die Eisbahn herunter. „Angst darf man nicht haben, aber den Respekt sollte man nie verlieren“, sagt die Abiturientin, die im kommenden Jahr ihre Ausbildung zur Bundespolizistin im bayrischen Bad Endorf beginnen wird.

Bevor es allerdings in Höchstgeschwindigkeit durch die Kurven geht, muss der Schlitten am Start auf Tempo gebracht werden. Dabei hat Lölling noch ihre Probleme. „Ich feile an der Technik. Bei meiner Größe ist es schwierig, in gebückter Haltung schnell zu sein“, sagt sie. Löllings Coach betont aber: „Was ihr am Start fehlt, das macht sie mit ihrem Gefühl für die Bahn wieder wett.“

Lölling hat die Chance, in dieser Saison auf der großen Bühne mitzumischen, wenn sie bei der WM Ende Februar auf ihrer Heimbahn starten sollte. Dafür müsste sie entweder bei der Deutschen Meisterschaft im Januar oben auf dem Treppchen stehen oder aber ihren Junioren-WM-Titel verteidigen. In ihrer aktuellen Form sei beides realistisch, glaubt ihr Trainer. „Sie kann schon jetzt mit den Weltbesten mithalten. Wir wollten aber nie den schnellen Erfolg, sondern sie Schritt für Schritt heranführen. 2018 kann sie sich dann in Pyeongchang bei Olympia Gold holen“, meint Lehmann.

Nach dem langsamen Trainingslauf motiviert der Trainer seinen Schützling im Zielbereich „noch einmal andere Linien ausprobieren“. Lölling nickt ihm zu und setzt sich in den Shuttle-Bus, der sie wieder hinauf zum Start transportiert.