Copper Mountain/Hagen. . Nach zwei trüben Jahren hofft Skirennfahrer Andreas Sander aus Ennepetal auf eine bessere Zukunft. Grund: Ein neuer Trainer, der Visionen in der Abfahrt und Erfahrung mit dem Formen von Gold-Gewinnern hat. „Es ist ein Neuanfang, alles beginnt wieder bei null.“

Die Nacht brachte Schnee mit sich. Endlich Schnee auf dem Copper Mountain unweit von Denver in Colorado, wo vor mehr als hundert Jahren das Kupfer („Copper“) im Berg die Menschen anlockte. Mittlerweile ist es das Weiß auf dem Berg, das die Menschen anlockt. Seit der vergangenen Woche befindet sich Andreas Sander an diesem Ort und wartet darauf, dass genug Schnee fällt, um richtig zu trainieren. Trainieren für die Weltcup-Saison der alpinen Skirennfahrer, die ihm endlich wieder Spaß bringen soll. Und Erfolg. „Es ist ein Neuanfang, alles beginnt wieder bei null“, sagt er auf fast 3000 Metern Höhe.

Der 25-Jährige aus Ennepetal weiß, dass es eine besondere Saison für ihn werden wird. Zu einschneidend war das, was ihm seit zwei Jahren widerfahren ist, in die er als hoffnungsvolles Talent ging, sich verletzte, zurückkämpfte, wieder verletzte, hinterherfuhr und letztlich sogar ans Karriere-Ende dachte, als ihn Bundestrainer Karlheinz Waibel wegen der gezeigten Leistungen öffentlich anging. „Ein bisschen mehr Rückendeckung hätte ich mir nach den Umständen meiner Saison schon gewünscht“, sagt er heute. Im Affekt schwirrten die Gedanken durch seinen Kopf: Alles hinwerfen, jetzt, sofort? Doch die Gedanken kehrten in diesem Sommer nicht mehr zurück. Sander hat neue Zuversicht gefasst. Auch weil Waibel weg ist.

„Je besser ich Ski fahre, desto weniger muss ich riskieren“

Mathias Berthold heißt der neue Bundestrainer. Er kann Olympiasieger formen, er ist ein Goldmacher. 2010 gelang ihm dies für den Deutschen Ski-Verband mit Maria Höfl-Riesch und Viktoria Rebensburg, 2014 mit den österreichischen Herren. Nun soll er den etwas ramponierten Ruf der deutschen Skirennfahrer aufpolieren. Vor allem den der Hochgeschwindigkeitsfahrer. Der Abfahrts- und Super-G-Spezialist Sander ist genau so einer. Mangelnde Risikobereitschaft war ihm unter der alten Führung vorgeworfen worden. Doch Berthold sagt, dass er ein Fan seiner rasenden Rennfahrer sei. „Er hat Vertrauen in uns, redet viel mit uns“, sagt Sander über den neuen Mann, der eigens für die Speed-Disziplinen mit Christian Schwaiger einen neuen Techniktrainer ins Team holte. Mit ihm hat Sander viel an seinen Schwüngen gearbeitet und Fortschritte gemacht. „Je besser ich Ski fahre, desto weniger muss ich riskieren“, sagt Andreas Sander. Es klingt wie ein kleiner Seitenhieb auf seine Kritiker.

Auf den deutschen Denver-Clan derzeit in Colorado wartet am 28. und 29. November das erste Rennen im kanadischen Lake Louise. Dann will Andreas Sander anfangen zu beweisen, dass es bergab wieder aufwärts geht mit ihm. Doch so einfach ist das nicht immer. Eigentlich hatte er geplant, bei losen Übungs-Rennen in Colorado ein paar Punkte einzufahren, um seine Startnummer im Weltcup zu verbessern. Doch wegen Schneemangels kamen diese nicht zustande. Er wird also zunächst wieder spät starten und versuchen müssen, trotz schlechterer Bedingungen nach vorn zu fahren.

Mit Chancen bei Olympia

Wie weit es gehen kann, muss sich zeigen. Mathias Berthold hat jedenfalls klare Vorstellungen. Er will, dass es sehr bald schon wieder deutsche Abfahrer gibt, die beim legendären Rennen in Kitzbühel um den Sieg mitfahren. Und 2018 bei den Olympischen Spielen sollen deutsche Abfahrer mit Medaillenchancen im Starthäuschen von Pyeongchang stehen. In diesem Winter aber reichen ihm konstante Platzierungen unter den Top 30.

Dass Andreas Sander das Zeug dazu hat, hat er schon oft genug bewiesen. Sonst hätte er es nie aus dem westfälischen Flachland in die Höhen von Colorado geschafft.