Düsseldorf. Als erste Frau wird Christina Graf ein Bundesligaspiel der Männer live im Fernsehen kommentieren. Premiere ist am Sonntag bei der Zweitligapartie Jahn Regensburg gegen Hertha BSC.

Die Fußball-Bundesliga ist 50 Jahre alt und noch hat keine Frau im Fernsehen ein Spiel der beiden deutschen Männer-Profiligen live kommentiert. Wenn am Sonntag um 13.30 Uhr die Zweitliga-Partie zwischen dem SSV Jahn Regensburg und Hertha BSC angepfiffen wird, ändert sich das: Bei der Übertragung des Pay-TV-Senders "Sky" wird Christina Graf ihre Live-Premiere feiern. "Ich bin froh, dass ich erstmal in der zweiten Liga langsam anfangen darf. Es ist eine Riesenchance", sagte die 27-Jährige aus Kirchhundem im Sauerland. Auch ihr zweiter Zweitliga-Einsatz steht schon fest: Am 9. Februar das Spiel zwischen dem MSV Duisburg und 1860 München.

"Ich finde es gut, dass nun auch eine Frau live kommentiert. Fußball ist längst keine reine Männerdomäne mehr", meinte der Rekordnationalspieler und "Sky"-Experte Lothar Matthäus. Auch Max Eberl, Sportdirektor von Bundesligist Borussia Mönchengladbach, hält es längst für überfällig, dass in der langen Reihe von TV-Reportern wie Ernst Huberty, Heribert Faßbender oder Béla Réthy endlich auch eine Frau bei den Männern live zu Wort kommt: "Als ich im Fußball angefangen habe, haben Frauen keine Rolle gespielt. Der Frauenfußball hat jedoch sehr viel für die Akzeptanz der Frauen bewirkt."

Apropos Frauenfußball: Bei der WM 2011 in Deutschland saß Claudia Neumann am Mikrofon. Sie war die erste Live-Kommentatorin im deutschen Fernsehen bei einem Frauen-Spiel.

Ordentlich Lampenfieber

Nun ist Christina Graf die zweite TV-Pionierin. Sie setzte sich bei einem Kommentatoren-Casting von "Sky" gegen rund 1200 Bewerberinnen durch. Neben ihrer Erfahrung als freie Mitarbeiterin bei Radio Siegen brachte sie als frühere Bundesligaspielerin für den SC 07 Bad Neuenahr und den FFC Heike Rheine Fachwissen mit und konnte zudem mit einer markanten Stimme überzeugen. "Ich kann mich in die Taktik von Bundesliga-Mannschaften reinfinden und habe eine gewisse Erfahrung", sagte die Studentin der Medienwissenschaften an der Universität Siegen.

Dass sie trotzdem ordentlich Lampenfieber vor ihrem TV-Debüt hat, leugnet sie nicht. "Nervösität ist auch wichtig", sagte Christina Graf. Die Zeiten, in denen wie einst über die frühere ZDF-Sportstudio-Moderatorin Carmen Thomas ein Sturm der Entrüstung hereinbrach, als sie Schalke 05 statt Schalke 04 sagte, sind vorbei. Dennoch weiß die junge Journalistin, dass sie unter besonderer Beobachtung stehen wird. "Ich hoffe, dass mir Fehler verziehen werden", sagte Christina Graf.

Auch deshalb will sie bei ihrer ersten Live-Reportage aus Regensburg erstmal mit Sachlichkeit und gedämpfter Emotionalität überzeugen. "Meine Meinung deutlich sagen, das werde ich in den ersten zwei, drei Spielen vielleicht erstmal lassen", kündigte Christina Graf an und fügte hinzu: "Ich bin auch nicht der extrem extrovertierte Typ und werde nicht ausrasten." (dpa)