Mainz. Zum ersten Mal seit 49 Jahren Sportstudio-Geschichte ist ein Gast der wöchentlichen Sportsendung des ZDF nicht in Mainz angekommen. BVB-Stürmer Robert Lewandowski steckte mit seinem Fahrer im Stau auf der A45 fest und musste absagen. DerWesten sprach mit Steinbrecher über diese ganz besondere Ausgabe des Sportstudios.
Herr Steinbrecher, wie nah war die Sendung „mit ohne“ Robert Lewandowski am Samstag an einem GAU für das Aktuelle Sportstudio?
Michael Steinbrecher: Nah an einem GAU waren wir nicht. Es gab Situationen, da hat hier im Sendezentrum die Technik nicht mehr mitgespielt; irgendwelche Server, die nicht mehr funktioniert haben. So dass nicht sicher war, ob wir überhaupt Beiträge zuspielen können. Man stelle sich das mal vor, ein Sportstudio ohne irgendeinen Beitrag…
…dafür aber mit Gast?
Steinbrecher: Dafür mit Gast. Aber ich glaube, umgekehrt ist es doch eher ein Sportstudio. Wir sind schon sehr auf die Beiträge angewiesen. Wenn wir alleine die Sendung heute anschauen: Wir hatten das Abendspiel, das jeder erwartet, wir hatten andere Fußballspiele und anderen Sport. Und wir hatten auch Interviews. Gespräche mit Otto Rehhagel, Thorsten Fink und Arjen Robben. Diese Interviews wurden nur nicht hier im Studio geführt.
Aber kein Interview mit Robert Lewandowski.
Steinbrecher: Das ist natürlich ärgerlich, weil wir uns sehr gefreut haben auf Robert Lewandowski und ich glaube, er hatte sich auf die Sendung gefreut. Und es hätte natürlich wunderbar gepasst: Dortmund hat gespielt und gewonnen, wir hätten über die Bayern geredet, auch über seine Vertragssituation, ihn persönlich und es waren ja genug Themen da. Aber es hat nicht funktioniert. Wir haben lange drauf gehofft, dass er doch noch kommt. Es ist ärgerlich, aber ich bin mir sicher, dass er bald hier auftauchen wird im Sportstudio. Da bin ich mir eigentlich sicher.
Wie muss sich denn der Zuschauer das vorstellen, was bei so einem Ärgernis im Hintergrund, hinter den Kulissen passiert?
Steinbrecher: Höchst beweglich. Wir haben bis kurz vor der Sendung überlegt, ob wir Lewandowski nicht doch noch irgendwie nach Mainz bekommen. Wir haben über einen Hubschrauber nachgedacht, wir haben mit der Polizei gesprochen, wir wollten ihn aus einem anderen Studio zuschalten. Die Produktion und Redaktion hat alles versucht und stand auch ständig im Kontakt mit dem Spieler und unserem Fahrer. Aber irgendwann mussten wir entscheiden: Es hat keinen Zweck mehr. Dann haben wir noch kurz überlegt, wen wir an Lewandowskis Stelle einladen könnten und haben ein, zwei Telefonate geführt. Aber das klappte auch nicht – wir haben dann versucht, aus der Not die Tugend gemacht, noch mehr Fußball zu zeigen, noch mehr Sport anzubieten und zudem hatten wir noch die Möglichkeit, Magdalena Neuner mit einem Beitrag zu würdigen. Diesen Beitrag hätten wir sonst wahrscheinlich nicht machen können.
Wie fällt Ihr persönliches Fazit für diese Sendung aus?
Steinbrecher: Ich glaube, wir müssen uns für die Sendung nicht verstecken. Trotzdem muss es die Ausnahme bleiben, denn so ein Sportstudio lebt auch von dem Gespräch mit dem Gast und vom Torwandschießen.
Das fand ohne prominenten Sportler auch nicht statt…
Steinbrecher: Ja, und außerdem hatte der Youtube-Kandidat auch noch krankheitsbedingt abgesagt. Das hätten wir allerdings auffangen können, in dem wir einfach jemanden aus dem Publikum genommen hätten. Aber offensichtlich stand diese Sendung in der Hinsicht nicht unter einem guten Stern.
Haben Sie schon mal so ein Chaos als Moderator erlebt?
Steinbrecher: Nein, es hat lange gedauert, bis ich das mal erleben durfte oder musste. Darauf hätte ich auch verzichten können.
Da entschieden wurde, die Sendung nicht zeitversetzt sondern live zu machen, konnten die Redaktion und Sie schnell auf eine Hinweis über Twitter reagieren, dass es beim Spiel zwischen dem BVB und Werder Bremen ein homophobes Schmäh-Plakate gab – wie wichtig sind die sozialen Medien für das Sportstudio?
Steinbrecher: Wir nehmen Social Media wahr, auch das ganze ZDF nimmt das wahr und der (ehemalige) Intendant Markus Schächter hat mal gesagt, „wer nicht im Netz ist, ist im Museum“. Damit hat er völlig recht. Das ZDF und das aktuelle Sportstudio muss sich mit Social Media beschäftigen und dort auch präsent sein. Ich glaube, dass Redaktionsleiter Oliver Schmidt und auch Jan Döhling und viele andere Kollegen das auch entschieden vorantreiben und das ist gut so. Wir müssen jeden Kontakt nutzen und jede Form der Kommunikation, die aktuell und zeitgemäß ist. Es kann immer sein, dass das für sich persönlich nicht bevorzugt, aber entscheidend ist, dass die Redaktion als Ganzes das nutzt. Denn wir haben die Aufgabe, alle anzusprechen; alle Generationen. Die, die Twitter nutzen, aber auch unsere traditionellen Zuschauer.