Essen. . Reiner Calmund ist schon lange nicht mehr Manager von Bayer Leverkusen, dem Fußball hat er sich aber trotzdem weiterhin verschrieben. Im Interview via Twitter beantwortet “Calli“ Fragen zu Lukas Podolski, dem Titelkampf und dem Höhenflug von Borussia Mönchengladbach. Nicht immer in 140 Zeichen.

Reiner Calmund macht es sich in seinem Wohnzimmer gemütlich. Heute ist der Esstisch der Calmunds Schauplatz für ein etwas anderes Interview - einem Interview via Twitter. "Ich gucke jetzt auf die Flimmerkiste und bin startklar", gibt "Calli" das Okay für den ersten Tweet. Mit Flimmerkiste meint der ehemalige Manager von Bayer Leverkusen seinen Laptop und auf dem haut er fast eine Stunde kräftig in die Tasten. "Dat wird locker funktionieren", freut sich der Fußball-Fachmann. Im Twinterview, einem Interview via Twitter, stellt sich Calmund den Fragen von Redakteur David Nienhaus. Und nicht nur denen; der Social-Media-Experte beantwortet parallel auch den Fragen von Fans, die sich in das Interview einklinken.

Hallo @Calmund (Das ist der Twittername von Reiner Calmund. Anm. d. Red.). Karneval ist genau eine Woche vorbei. Habst du die jecke Zeit gut überstanden?

Reiner Calmund: Hallo @ruhrpoet (Das ist der Twittername von Redakteur David Nienhaus. Anm. d. Red.).... Klar, ganz einfach. Wir sorgen bei uns das ganze Jahr für gute Stimmung. In Action bin ich immer.

Was waren deine Highlights in Düsseldorf, Köln oder wo auch immer du unterwegs warst?

Calmund: Ich bin im Rosenmontagszug auf dem Wagen der Kölner Ehrengarde mitgefahren. Ein unvergessliches Erlebnis!

Beim 1. FC Köln ist nicht nur wegen des Aschermittwochs Trauersimmung. Was sagst du zu Poldis Bevorstehendem Wechsel zu Arsenal?

"Calli" haut fleißig in die Tasten während des Twitter-Interviews mit DerWesten. Foto: privat.

Calmund: Köln dürfte bei Poldis Weggang nicht den Kopf in den Sand stecken. Jedes Ende bringt auch eine Chance für einen Neuanfang. - nächster Tweet - Mit mindestens zehn Millionen Euro Transfer-Einnahme und dem ersparten Millionen-Gehalt kann man auch neue Spieler verpflichten. Ich würde versuchen, Poldi auf alle Fälle in Köln zu halten. - nächster Tweet -Er ist das Gesicht des FC, Leader und absoluter Leistungsträger. - nächster Tweet - ohne Poldis Tore wäre Köln in Abstiegsgefahr oder im letzten Jahr schon abgestiegen.

Wie schafft es Podolski, sich bei den Engländern durchzusetzen?

Calmund: Poldi würde sich in Arsenal durchsetzen. Im Sommer 27 Jahre jung, 100 Länderspiele und viele Tore. Das sagt alles.

Kommt es dann vielleicht zum Rollentausch am Rhein: Verkleidet sich Köln bald als Zweit- und die Fortuna als Erstligist?

Calmund: Nein, nächste Saison gibt es zwei Derbys mehr. Sie packen es beide!

Mutige Einschätzung. Bleiben wir am Rhein. Was sagst du zur Elf vom Niederrhein? Wohin führt der Weg der Gladbacher mit Favre?

Calmund: Die Gladbacher Fohlen sind super! Die kommen in die Champions League. Aber dann bitte den Kader verstärken.

Hast du Ideen für Verstärkungen bei Gladbach?

Calmund: Man muss erstmal abwarten, wer außer Reus und Neustädter noch Gladbach verlässt.

Die wichtigste Personalie neben Reus ist sicherlich der Trainer Lucien Favre... Warum wird beim Coach so gezögert?

Calmund: Favre ist der Glücksfall für Mönchengladbach. Wenn der will, kann er jeden Tag seine blaue Tinte unter einen neuen Vertrag setzen.

Den Titel machen wohl Dortmund und Bayern unter sich aus – Dein Tipp: Wer hat am Ende die Nase vorn? Und warum?

Calmund: Je weiter München in der Champions League kommt, desto größer werden Dortmunds Chancen. Wenn Bayern in Leverkusen verliert, wird es auch so eng.

Wie nah bist du noch dran am Fußball-Geschehen? Du bist ja hier und da in beratender Funktion unterwegs. Wie gestaltet sich das?

Calmund: Ich bin ganz nah dran. Als Kolumnist, TV-Experte, Berater einer Agentur. Das ist wie früher ein Fulltime-Job. Nur ohne Sieg-Druck.

Vermisst du trotzdem die Zeiten als Manager? War der Schritt, von der Macher- auf die Beobachter/Berater-Seite schwer für dich?

Calmund: Ich vermisse nichts. Im Gegenteil, ich genieße das.

Das freut mich. Otto Rehhagel hat sein Comeback in der Bundesliga gegeben. Wenn dich ein Verein fragen würde, antwortest du wie?

Calmund: Otto brennt wie eine Fackel. Ich hoffe er schafft den Klassenerhalt. Er ist auch positiv bekloppt.

Heute findet in Bremen das erste Spiel der deutschen Nationalmannschaft im Jahr 2012 statt. Was trauen du Jogis Jungs bei der EM in Polen und der Ukraine zu?

Calmund: Alles! Aber schon die Gruppe ist sauschwer. Aber schlagen können wir alle Gegner. Ohne Wenn und Aber!

Wer sind deiner Meinung nach die Favoriten neben der deutschen Mannschaft bei der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine?

Fast eine Stunde lang nahm sich Reiner Calmund die Zeit, die Fragen im Twinterview zu beantworten.
Fast eine Stunde lang nahm sich Reiner Calmund die Zeit, die Fragen im Twinterview zu beantworten.

Calmund: Spanien natürlich. Holland, England und vielleicht überrascht ja einer der Gastgeber. Beim Polen lassen schon mal die BVB-Stars „Kuba“ Błaszczykowski, Piesczek und Lewandowski grüßen.

Das wird definitiv spannend! Letzte Frage für heute und noch mal zu Poldi: Warum ist Arsenal für ihn besser als Schalke?

Calmund: Schalke und Arsenal sind beide Top-Vereine. Wenn Poldi den FC verlässt, trifft er die Entscheidung nach seinen persönlichen Kriterien.

Noch ein letztes Wort an die - im positiven Sinne - fußballbekloppte Twitterwelt?

Calmund: Oh Moment, ich muss kurz ans Telefon - nächster Tweet - Als dickster Vogel mit einem verschluckten Fußball zwitschere ich gerne hier im Netz. Ich twittere gerne mit euch, habe das ja schon gemacht, als es noch nicht so bekannt war. Feedback von der Basis ist wichtig. - nächster Tweet - Ganz wie der Twitterer Friedkoelsch sagt: "In der Kürze liegt die Würze". Von mir "kurz und knackig": Tschüss, es mir Spaß gemacht.

Es ist ein Interview der etwas anderen Art. „14 Fragen in 140 Zeichen“ heißt die neue Serie bei DerWesten, in der Sportler über den Kurznachrichtendienst „Twitter“ interviewt werden – ein Twinterview. Das Twinterview soll nicht durch den Standard eines normalen Interviews oder besonderen Tiefgang bestechen. Es ist ein Interview für zwischendurch.