Köln. Zwei Stunden lang gibt es am Samstag ab 18 Uhr ein halbes Jahrhundert Erinnerungen mit Meistern und Moderatoren der Sportsendung. Der 50. Geburtstag der “ARD-Sportschau“ wird mit einer Spezialsendung gefeiert.
Am Anfang stand Robert Lembke. Er war Sportkoordinator der ARD und bekannt in der Rolle als Rate-Onkel von "Was bin ich ?", einem heiteren Spiel um Berufe. Ernst Huberty (84), "Mann der ersten Stunde" erinnert sich: "Robert Lembke suchte einen festen Sendeplatz für die Sportschau", doch niemand wollte sie haben. Wir wurden hin und her geschoben. Gelandet sind wir dann in den Regionalprogrammen." Die Premiere fand an einem Sonntagabend statt, um 21.30 Uhr am 4.Juni 1961.
Der Anfang war schwarzweiß
Als die "Sportschau" laufen lernte, gab es in Deutschland gerade mal sechs Millionen TV-Geräte, die Bildern nur in schwarzweiß. Es war die Zeit populärer Sendungen wie "Dalli-Dalli" und dem Spring-Ins-Feld Hänschen Rosenthal ("Das war Spitze !") oder der Westernserie "Bonanza" und der unvergesslichen Cartwright-Familie. Flaggschiffe, zu denen sich Familien wie zu einem Lagerfeuer vor dem Fernseher versammelten. Und dazu gehörte auch die "ARD-Sportschau" mit bis zu 15 Millionen Zuschauern - trotz der zeitgleichen ZDF-Konkurrenz "Daktari", einer Serie um den schielenden Löwen namens Clarence.
"Sportschau"-Zeit war eine heilige Zeit. "Zwischen sechs und sieben Uhr durfte niemand anrufen, nicht mal die Erbtante," sagt Heribert Fassbender (69), als WDR-Sportchef 24 Jahre lang auch verantwortlich für die "Sportschau". In Erinnerung ist, dass die Mutter nicht kochte an diesem Abend. Statt warmen Essens gab es die "Sportschau".
Huberty als erste Ikone der Sendung
Und dann hatte der charmante Herr Huberty seinen Auftritt. Immer freundlich lächelnd, immer wie aus dem Eis gepellt, zur Sommerzeit auch mal in einem schneeweißen Anzug, dazu sein tiefliegender Klappscheitel als Markenzeichen. Ihm, dem "Mister Sportschau", war es zu verdanken, dass die Hausfrau bei einem "Eckenverhältnis" nicht mehr an einen Scheidungsgrund dachte.
"Ernst Huberty war die erste Ikone des Sportfernsehens," stellt Moderator Reinhold Beckmann fest, "er war Sportschau . Mit einer eigenen Art des Sprechens, er liebte das Reduzierte und Pointierte. " Anfangs nur zu Bildberichten aus der Leichtathletik, dem Schwimmen und Boxen. In Erinnerung sind auch ein paar Schnipsel aus Randsportarten wie Faustball und Rhönradturnen. Oder Sportarten, die es heute längst nicht mehr gibt, Feldhandball und Motorradrennen mit einem Seitenwagen. Fußball war erst ein paar Wochen später zu sehen, mit Altona 93 gegen Tasmania Berlin als Premiere.
Bundesliga begann ohne Sportschau
Die Bundesliga startete 1963. Doch es dauerte noch einmal zwei Jahre, bis die "Sportschau" auch auf den Sonntag wechselte und damit die aktuelle Berichterstattung ausweitete - was allerdings nur bedeutete, dass es Zusammenschnitte von jeweils zwei Begegnungen gab. Weil der DFB Befürchtungen hatte, die Leute würden nicht mehr ins Stadion kommen, wenn im Fernsehen zu viel Fußball zu sehen ist.
Wie die Sendungen so waren ihre Moderatoren und Reporter: brav, im Vergleich zu heute geradezu vornehm. Wilfried Luchtenberg oder Karl-Heinz Vest völlig emotionslos, Werner Lux oder Fritz Klein stets etwas hölzern. Das sieht auch Dieter Adler (75), von 1966 bis 1984 auf dem Schirm: "Wie langweilig waren wir damals, um nichts anderes zu sagen." Bis der unlängst verstorbene Hans-Joachim Rauschenbach kam, von 1968 bis 1989. Ein Mann der frechen Sprüche. "Wer als Zwiebel geboren ist, kann nicht als Rose erblühen," urteilte er über eine Eiskunstläuferin aus der Schweiz.
Private Konkurrenz setzte der Sportschau zu
So kess sind heute eher mal die Privaten. Es kam einem Erdrutsch gleich, als bei ihnen Ende der achtziger Jahre überraschend die Rechte für den Quotenbringer Fußball-Bundesliga landeten, erst bei RTL und SAT.1, später bei Premiere, heute Sky. "Das war, als ob dir jemand das Herz herausreißt", sagt Huberty. Aus einer Fußball-Schau wurde jetzt eine Fußball-Show. Und während bei der ARD immer streng gerechnet worden war, ging bei Premiere die Post ab, mit acht Kameras, zu einem Zeitpunkt, als beim Ersten noch um eine dritte Kamera gestritten worden war.
"Die Privaten haben neue Maßstäbe gesetzt", sagt Heribert Fassbender "davon haben wir später profitiert." Jetzt sind die Rechte noch bis 2012/2013 bei der ARD. Demnächst wird neu verhandelt - um den Quotenbringer für eine Kultsendung des deutschen Fernsehens, die "ARD-Sportschau". (sid)