Frankfurt. Das „Team Marktwert“ will eine Neuverteilung des TV-Milliarden zugunsten der Fußball-Traditionsklubs. Doch viele verteidigen den bisherigen Verteilerschlüssel der DFL.

Die verbalen Superlative waren mannigfaltig, als Christian Seifert am Donnerstag den 4,64-Milliarden-Euro-Coup für die Deutsche Fußball-Liga ab der Saison 2017/18 verkündete. Vier Spielzeiten in Serie, plus der Auslandsvermarktung, dürfen sich die 36 Erst- und Zweitligisten auf die Verteilung von rund 1,5 Milliarden Euro pro Saison aus den Medienrechten freuen. Das Arbeitsresultat des Vorsitzenden der DFL-Geschäftsführung wurde mit „großartig“, „sensationell“, „überragend“ betitelt. Auch von Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, zu dessen Sport es gehört, regelmäßig auf die Sonderstellung des Bundesliga-Krösus hinzuweisen. Ausstieg aus der Solidargemeinschaft inklusive.

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Rummenigge blieb in Frankfurt entspannt. Dafür starteten die Kollegen den erwarteten Verteilungskampf. Nur wenige Stunden nach der verkündeten Euro-Schwemme. Traditionsvereine, Werksklubs und Zweitligisten stehen als Teilnehmer fest. „Wir halten es für zwingend notwendig, dass auch der aktuelle Marktwert des jeweiligen Vereins bei der Verteilung berücksichtigt wird“, betonte Eintracht Frankfurts Finanzchef Axel Hellmann in einer Erklärung des „Team Marktwert“. Dem Bündnis einiger Traditionsklubs gehören der 1. FC Köln, Werder Bremen, Hertha BSC, der Hamburger SV und Bundesliga-Absteiger VfB Stuttgart an.

In einem Interview mit der vereinseigenen Internetseite fügte HSV-Marketingvorstand Joachim Hilke an: „Unser Vorschlag zielt auf eine gerechtere und modernere Verteilung der TV-Gelder ab.“ Zahlenwerte zur TV-Reichweite, dem Bekanntheitsgrad, der Beliebtheit oder über die jeweilige Fanbasis sollen mit einfließen. Nicht nur das sportliche Abschneiden der vergangenen fünf Spielzeiten plus die Ligazugehörigkeit.

Offen ist, welche „weichen“, aushebelbaren Kriterien noch ins Feld geführt würden, um sich von Werksklubs wie Wolfsburg, Hoffenheim, Leverkusen oder kleineren Vereinen wie Mainz, Augsburg oder Freiburg abzuheben: Mitgliederzahlen, Twitter-Follower?

Vorstand des Ligaverbandes entscheidet

Der Vorstand des Ligaverbandes setzt sich neben Präsident Dr. Reinhard Rauball (Borussia Dortmund) aus den Vizepräsidenten Peter Peters (Schalke 04), Harald Strutz (Mainz 05) sowie weiteren Mitgliedern zusammen: Klaus Filbry (Werder Bremen), Karl Hopfner (Bayern München), Stefan Kuntz (1. FC Kaiserslautern/Vertrag als Vorstandschef aufgelöst), Helmut Hack (Greuther Fürth), Christian Seifert, Vorsitzender DFL-Geschäftsführung.

Die Zweitligisten mit dem VfL Bochum und Fortuna Düsseldorf betrachten den Verteilungskampf mit Sorge. Bisher gehen 20 Prozent der Medienrechte-Einnahmen an das Bundesliga-Unterhaus. Die Absteiger Hannover 96 und VfB Stuttgart dürfen so mit zehn Millionen Euro in der neuen Saison kalkulieren, RB Leipzig als Bundesliga-Neuling mit knapp 20 Millionen. Verschieben sich die Prozentanteile zuungunsten der Zweiten Liga, dürfte die Lücke zwischen den Ligen erheblich größer werden.

Solidarität im Unterhaus

Die Zweitligisten jedenfalls haben sich nach Informationen dieser Zeitung bereits im April solidarisch erklärt und arbeiten darauf hin, Verteilerschlüssel und dessen Kriterien unverändert zu belassen.

Konkret wird das Thema nach dem 24. August. Dann wird in Berlin der Vorstand des Liga-Verbandes für drei Jahre gewählt. Dieses Gremium mit dem zur Wiederwahl stehenden Präsidenten Dr. Reinhard Rauball entscheidet über die Verteilung der TV-Gelder.