Essen. Weil ab 2018 Eurosport die TV-Rechte an Olympia hat, erwägt “Das Erste“ eine Reduzierung der Berichterstattung über Kernsportarten der Spiele.
Es ist der Beginn einer neuen Fernseh-Ära. Seit das IOC am Montag bekannt gegeben hat, dass die TV-Rechte für die Olympischen Spiele von 2018 an in Deutschland nicht mehr bei ARD und ZDF liegen, sondern beim Sender Eurosport, sind viele Sportler, Fans und Funktionäre besorgt.
Was wird sich für die TV-Zuschauer ändern?
Da kann man derzeit nur spekulieren. Mehr Werbung dürfte es geben, da Eurosport als Privatsender keine Gebühren bekommt. Relativ sicher ist, dass deutsche Zuschauer keine wichtige Entscheidung verpassen werden. Denn Eurosport hat sich vertraglich verpflichtet, mindestens 100 Stunden von den Winterspielen und 200 Stunden von den Sommerspielen frei empfangbar zu übertragen.
Das muss der Sender übrigens auch laut Rundfunkstaatsvertrag. Dass allerdings ein Vorlauf mit deutscher Beteiligung live gezeigt wird, wenn zeitgleich irgendwo ein Finale stattfindet, ist eher unwahrscheinlich. Insgesamt aber könnte die Zahl der übertragenen Stunden – vor allem im Internet – sogar steigen.
Wie steht es mit der Qualität der Berichterstattung?
Dagmar Freitag, Sportausschussvorsitzende des Deutschen Bundestages, fürchtet eine „Einbuße in der Qualität“. Objektiv belegen lässt sich das zu diesem Zeitpunkt nicht. Zwar gilt der Sender in Sachen Sportpolitik nicht als besonders kritisch, fachlich aber steht Eurosport bei so genannten Randsportarten oft besser da als die Konkurrenz. Es fehlen nur die bekannten Namen aus der Kommentatoren-Szene und die bunten Berichte neben dem Sportplatz.
Wird sich das ändern?
Das weiß man bei Eurosport nach eigener Aussage selbst noch nicht genau. „Viele Arbeitsgruppen“ sollen sich mit diesen Themen befassen. „Noch haben wir Zeit“, heißt es auf Anfrage.
Wird der Sender einen Teil der Rechte weitergeben?
Hat er zumindest angekündigt. Auch um den 1,3 Milliarden Euro-Deal zumindest teilweise zu refinanzieren. Deutschland gilt dabei als lukrativer Markt.
Werden ARD und ZDF zugreifen?
Sagen sie bisher nicht. Kommt wohl auf den Preis an und darauf, was man ihnen zur Übertragung anbietet. Wobei man berücksichtigen muss, dass die Spiele 2018 (Pyeongchang) und 2020 (Tokio) in Fernost stattfinden und viele Entscheidungen deshalb nach deutscher Zeit mitten in der Nacht oder früh am Morgen laufen. Das ist natürlich schlecht für die Einschaltquoten.
Hat die Vergabe an Eurosport Konsequenzen für deutsche Sportler?
Nicht zwingend während der Spiele, aber möglicherweise zwischen den Olympischen Spielen. „Das Erste“ erwägt bereits, den Umfang der Übertragungen von vielen Olympia-Kernsportarten zu reduzieren. Das würde kleinere Verbände finanziell schwer treffen. „Für den deutschen Sport würde eine sehr schwierige Situation entstehen“, warnt Leichtathletik-Präsident Clemens Prokop. „Deshalb muss alles getan werden, um eine vernünftige Lösung zu finden.“
Warum hat Eurosport den Zuschlag überhaupt bekommen?
Jedenfalls nicht nur wegen der 1,3 Milliarden Euro. IOC-Präsident Thomas Bach will die Jugend erreichen. Dabei hält er Eurosport und seine digitalen Plattformen offenbar für einen besseren Partner als die oft sehr schwerfällig agierenden öffentlich-rechtlichen Sender.