Sonsbeck. Rot-Weiss Essen schrammt an einer Blamage im Niederrheinpokal vorbei. Christoph Dabrowski entgeht knapp einer Trainer-Diskussion. Ein Kommentar.
In Sachen Stressbewältigung hat Christoph Dabrowski Übung. Als Trainer des Fußball-Drittligisten Rot-Weiss Essen hat der 46-jährige Ex-Profi schon einige für ihn kritische Situationen überstanden. In seiner ersten Saison an der Hafenstraße forderten Fans zum Ende einer durchwachsenen Aufstiegssaison seinen Rauswurf, in der vergangenen Spielzeit drohte die Stimmung nach einer 0:5-Heimklatsche gegen den SC Verl zu kippen. Dabrowski hat stets eine hohe Widerstandskraft bewiesen und im letzten Jahr die richtigen Lösungen gefunden.
In seiner dritten Saison an der Hafenstraße wird er vor seine härteste Probe gestellt. Im ersten Jahr war der frühere Kapitän des VfL Bochum für einen Kader zuständig, dessen Zusammenstellung er nicht zu verantworten hatte, in der letzten Saison stellte Dabrowski unter Beweis, dass er das Zeug dazu hat, eine Mannschaft zu einem Spitzenteam in dieser Liga zu formen.
Rot-Weiss Essen: Abstiegskampf schwächt Dabrowskis Position
Der Erfolg der letzten Saison bereitet ihm aktuell große Probleme. Dabrowski verlor als Folge dessen zahlreiche Leistungsträger, einige Transferwünsche wurden ihm im Sommer nicht erfüllt. Statt erneut oben anzugreifen, müssen sich die Essener unter seiner Führung wieder nach unten orientieren. RWE steckt im Abstiegskampf, das zehrt auch an den Kräften des Trainers und schwächt seine Position.
Dabrowski bewegt sich an der Hafenstraße aktuell auf dünnem Eis. Eine Trainer-Diskussion hätte kein RWE-Verantwortlicher verhindern können, wäre das Pokalspiel am Samstag beim Oberligisten SV Sonsbeck verloren gegangen. Lucas Brumme bewahrte seinen Trainer mit einem Distanzschuss in der 87. Minute vor einigen unruhigen Tagen.
RWE-Trainer Dabrowski klopfte ans Tor zur 2. Bundesliga
Dabrowski hat nachgewiesen, dass er den hohen Ansprüchen dieses Klubs genügen kann. Zum Sprung in die 2. Bundesliga hat in der letzten Saison nicht viel gefehlt. Ein Sieg im letzten Heimspiel gegen 1860 München und RWE hätte an der Relegation teilgenommen. Davon sind die Essener nun weit entfernt.
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Auch Dabrowski muss sich die aktuelle sportliche Misere ankreiden lassen. Bei Spielern wie Joseph Boyamba, der trotz einer respektablen Vita noch nicht die erhoffte Verstärkung ist, griff er selbst zum Telefon. Dass die Entwicklung von hoffnungsvollen Talenten wie Jimmy Kaparos oder Leonardo Vonic nicht so schnell wie erhofft verläuft, fällt auch in den Verantwortungsbereich des Trainerteams.
Rot-Weiss Essen auf der Suche nach einer Spielphilosophie
Darüber hinaus fehlt der Mannschaft in dieser so komplizierten Spielzeit eine Identität und die passende Spielphilosophie. In der letzten Saison stand RWE für Dominanz und Ballbesitzfußball, dies ist mit dem neuen Personal offenbar nicht durchführbar. Aus der Mannschaft kamen Signale, dass die Herangehensweise geändert werden müsse. Fünferkette, Abwehrpressing und Umschaltmomente können aber nur eine Notlösung für den Moment sein.
In den verbleibenden fünf Spielen vor der Winterpause müssen sich die Essener stabiliseren und Konstanz in ihr Spiel bekommen. Noch gelang es nicht, zwei Partien in Folge zu gewinnen, um für Ruhe zu sorgen. Trainer Christoph Dabrowski könnte einen stressfreien Spätherbst sicher gut gebrauchen.