Essen. Wie erwartet wurde der Ex-Profi Sven Demandt am Mittwoch als neuer Trainer bei RWE vorgestellt. Vom Verl-Spiel war er „angenehm überrascht“.

Großes Stühlerücken auf dem Podium im Stadion Essen vor der Spieltags-Pressekonferenz, die keine war: Wie erwartet präsentierte der abstiegsbedrohte Regionalligist stattdessen am Mittwoch mit Sven Demandt den neuen Trainer, der den Traditionsklub acht Spieltage vor Saisonschluss vor dem tiefen Sturz in die Oberliga bewahren soll. Darum musste es in den letzten Tagen schnell gehen: Am Montagabend holte sich Vereinsboss Michael Welling die einstimmige Zustimmung des Aufsichtsrats, am Dienstag löste der Wunschkandidat seinen Vertrag beim Drittligisten SV Wehen auf. Und am Mittwoch wird die Tinte unter dem neuen Kontrakt bei RWE kaum trocken gewesen sein, als er sich erstmals im Vereins-Kapuzen-Sweatshirt den Medien präsentierte. Und ab jetzt, das wurde klar, schauen alle Beteiligten am liebsten nicht mehr in den Rückspiegel.

Demandt kann als RWE-Wunschkandidat bezeichnet werden

Sven Demandt, 51 Jahre, Ex-Fußballprofi und Mittelstürmer Marke Brecher unter anderem bei Fortuna Düsseldorf, Bayer Leverkusen, Hertha BSC und FSV Mainz 05, ist ein Mann der Tat und nicht der großen Worte, das wurde bei Amtsantritt schnell klar. Nur so viel: „RWE steht für Leidenschaft im Fußball, momentan mehr für Leiden, aber jeder soll wieder spüren, wie geil es ist, da draußen im Stadion Fußball zu spielen“, wird der ehemalige A-Jugendcoach der Rot-Weissen als seine dringlichste Aufgabe ansehen, den Spielern wieder den Spaß an ihrer Berufsausübung zurück zu geben. Beim Heimspiel gegen den SC Verl war er im Stadion – und angenehm überrascht: „Es war eine extrem schwierige Situation, und wie die Mannschaft damit umgegangen ist und sie gemeistert hat, das hat mir gefallen, das muss der Ausgangspunkt sein.“

Demandt, der in fünf Jahren bei der U23 von Borussia Mönchengladbach hervorragende Arbeit geleistet hat – unter anderem führte er hochtalentierte Spieler wie Marlon Ritter und Mahmoud Dahoud an den Profikader des VfL heran – kann als Wunschkandidat der Rot-Weissen bezeichnet werden. Sportdirektor Andreas Winkler kennt ihn schon aus der Nachwuchsabteilung, wo Demandt „ein schwieriges erstes Jahr als A-Jugend-Bundesligatrainer bewältigte“. Dieser erinnert sich noch mit einem Schmunzeln an die Zeit von 2006 bis 2008: „Da, wo heute das Stadion steht, habe ich damals mit der A-Jugend auf Asche trainiert.“ Ist halt viel passiert seit damals.

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Sein Sportchef zum Auswahlverfahren: „Wie immer haben wir erst ein Profil erstellt – und da gab es keinen Kreis von 50 Kandidaten. Wichtig war uns die Nähe zum Ruhrgebiet und das derjenige die Regionalliga West kennt. Außerdem strahlt Sven eine unglaubliche Souveränität aus“, freut sich Winkler auf die Zusammenarbeit.

Demandt, der im Vergleich zum Auflösungsvertrag beim Drittligisten an der Hafenstraße sicherlich Abstriche machen musste („Geld ist nicht das Wichtigste“), wird erst mal bis zum Saisonende bei seiner Arbeit vom Co-Trainer Jürgen Lucas unterstützt, wenn es die berufliche Zeit und sein Arbeitgeber zulassen. Der Chefcoach besitzt einen Kontrakt bis 2017 mit Option. Auch für die Oberliga? Da dribbelte der bullige Ex-Stürmer filigran weg: „Damit beschäftige ich mich nicht, wir werden alles daran setzen, dass wir das regeln.“ Viel Zeit dafür bleibt nicht mehr, so sprach der Vereinsvorsitzende das Schlusswort: „Und deswegen: Alle Kraft auf Ahlen – nur der RWE!“ Das wär’ schon mal ein Anfang.