Essen. Vereinschef Michael Welling beziffert die Jahreskosten auf 360 000 Euro. Der Verband zeigt sich unerbittlich und fordert eine Geldstrafe von 6000 Euro für Vorkommnisse in vier Partien.

In Mannschaftsstärke tauchte eine Delegation von Rot-Weiss Essen vergangene Woche bei der Spruchkammer-Verhandlung beim WFLV auf. Michael Welling, Uwe Harttgen, Damian Jamro, Thomas Hermes (Rechtsbeistand), Stefan Lorenz (als Stadionverbots-Beauftragter), Claudia Wilhelm (Awo-Fanprojekt), Lothar Dohr (Fanbeauftragter RWE), Sebastian Modes (Sicherheitsbeauftragter) und Ralf Schuh wollten eine Partie herumreißen, die mit 0:4 begann.

Zur Verhandlung kamen Vorkommnisse in Rödinghausen, Uerdingen (beides mit Pyro-Aktionen), Köln II (bekleidete „Flitzer“-Einlage) sowie daheim gegen Verl (Feuerzeuge, Bierduschen). Mit der Abordnung wollten die Essener unterstreichen, mit welcher Ernsthaftigkeit sie das Thema angehen. Genutzt hat es nach dem Urteilsspruch eher weniger: Der WFLV schnürte ein Gesamtpaket von 6000 € Geldstrafe, von denen 3000 € auf Bewährung für ein Jahr ausgesetzt wurden.

Ein Urteil, dass, so die RWE-Verantwortlichen, nicht der Ernsthaftigkeit der Präventions-Bemühungen seitens des Vereins Rechnung trägt. „Wir werden das diese Woche im Aufsichtsrat diskutieren, ich kann aber jetzt schon sagen, dass wir die Strafe nicht akzeptieren werden“, so RWE-Boss Welling.

Sogar Geisterspiel steht im Raum

Eindrucksvoll hatten die Essener vor dem Verband ihre finanziellen wie tatkräftigen Bemühungen zu Sicherheits-Vorkehrungen dargestellt. Welling: „Wir lassen uns im Kalenderjahr 2014 das Thema Sicherheit 360 000 Euro kosten, und da ist noch nicht die Duisburg-Partie einbezogen. Seit 19 Jahren haben wir ein Fanprojekt laufen, haben außerdem unseren Fanbeauftragten. In unserer ‘Kurzen Fuffzehn’ richten wir eindringliche Appelle in unserem Vorwort an die Fans, dort haben wir auch eine Anzeigen-Kampagne ‘Falscher Einwurf’ geschaltet“, listet Welling die Vereinsbemühungen dezidiert auf, die beim Verband offensichtlich nicht entsprechend honoriert werden. Uwe Harttgen als ausgebildeter Psychologe verglich vor der Kammer die Sanktionen mit einer Bedrohungs-Methodik: Ich bestrafe dich immer härter, wenn du nicht parierst. Von Verbandsseite wurde als weitere Maßnahme sogar ein Sperren der Westtribüne oder ein Geisterspiel in den Raum gestellt.

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„Wir stellen das Fehlverhalten ja gar nicht in Frage, das ist ja unbestritten, aber wir fragen unsererseits den Verband: Was können wir, was sollen wir tun?“, so Welling, der zu diesem Thema keine zufriedenstellende Antwort von den Funktionären bekam.

Böller im Block und Bierdusche für den Linienrichter

„Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht, das weiß doch jeder. Böller zu schmeißen, ist Scheiße, keine Frage, Bierduschen gehören sich ebenfalls nicht, aber hier wird doch eher bestraft um des Bestrafens Willen“, echauffiert sich der RWE-Boss über das undifferenzierte Urteil.

Und das mit der Geldbuße auf Bewährung dürfte sich gleich schon am Samstag in Lotte erledigt haben. Wieder knallten Böller im RWE-Block, kurz vor Spielende musste die Partie unterbrochen werden, weil Linienrichter Florian Kötter wegen einiger Bierduschen von den Rängen seinen Arbeitsplatz verließ. Manche sind unbelehrbar.