Der Betreuer von Rot-Weiss Essen hat ein besonderes Verhältnis zu allen seinen Spielern, er ist Mutter der Kompanie und Herbergsvater zugleich.
Wenn bei Rot-Weiss Essen das Spiel abgepfiffen wird, geht die Arbeit für Peter Sommer erst richtig los: Trikots, Hosen und Stutzen einsammeln und ab in die Waschmaschine, neben dem ganzen üblichen Rest eines Betreuers.
Ach was, Betreuer, der 59-Jährige ist alles in einer Person: Mutter der Kompanie, Herbergsvater, Kummerkasten, Seelsorger, Mädchen für alles. Und vor allem: verschwiegen.
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Apropos Herberge: Neulich beim Testspiel in Leer stand der RWE-Betreuer vor einer besonderen Herausforderung: Nur eine Waschmaschine und ein Trockner für die bessere Jugendherberge, dazu zweimal Training und ein Spiel - klar, wer da die Maschinen dauerbelegte. Sorgen eines Zeugwarts. „Als wir kamen, waren nicht einmal die Betten bezogen, das war für einige der Jungs mal eine ganz neue Erfahrung“, grinste er. Reisen bildet.
Frank Mill fuhr ihn im BMW nach Hause
Sommer und RWE - diese Liebesziehung begann im Sommer 1973: Der Sportplatz Lohwiese in Karnap bekam einen feinen Naturrasen, auf dem die Profis von RWE fortan trainieren sollten. Der 10-Jährige lernte als Balljunge Spieler wie Frank Mill, Horst Hrubesch oder Heinz Blasey aus nächster Nähe kennen. „Als es einmal ein heftiges Unwetter gab, hat uns drei Jungs Fränkie Mill in seinem BMW 1303 nach Hause kutschiert - wir fühlten uns wie die Könige.“
Die Liebe zum Verein ist geblieben und wurde immer tiefer. In der Saison 2011/12 rückte Peter Sommer zum Zeugwart auf, ehrenamtlich, versteht sich, nachdem sich der Verein von Marcel Müller getrennt hatte. Sommer arbeitete damals im Außendienst als Vertriebler für den Mineralwasser-Hersteller Tönissteiner und hatte das Ruhrgebiet als Zuständigkeitsbereich, so ließen sich beide Jobs miteinander verbinden.
Seit 2018 im Vollzeitjob bei RWE
Aber die Aufgaben wurden immer intensiver, so dass sich der gelernte Bergmann 2018 an den damaligen Trainer Christian Titz wandte: „Ich hatte in der Zeit eine 86-Stunden-Woche, morgens um halb Sieben ging der Wecker, bis spät am Abend. Christian Titz hat dann die Vollzeitstelle durchgesetzt. So konnte ich mein Hobby zum Beruf machen“, freute er sich.
Aber über Arbeitsmangel konnte er sich eh nicht beklagen: Wenn Räume umzugestalten sind oder Schränke zusammen zu bauen, Peter Sommer ist handwerklich geschickt und zur Stelle. „Bevor ich auf einen Handwerker warte, mache ich es lieber selbst“, lautet sein Motto. Einmal hat er sogar für einen Trainer den kompletten Umzug organisiert und seine Villa mit eingeräumt, bis weit nach Mitternacht. Und einen anderen hat er ein Jahr durch Essen kutschiert, als dieser seinen Führerschein abgeben musste. Wer es war? Diskretion, bitte.
Wenn Training um 11 Uhr angesetzt ist, beginnt der Arbeitstag des Betreuers um acht Uhr: „Wir haben etliche Junggesellen im Team, da gibt es bei mir morgens Brötchen im Büro, auch der Trainer lässt sich dann gerne sehen“, plaudert er dann doch aus dem Nähkästchen.
34 Jahre glücklich mit Rosemarie verheiratet
Für die Spiele hält Peter Sommer für jeden Spieler drei Trikots bereit, in der richtigen Größe. Dank einer Flockmaschine werden sie von ihm auch eigenhändig beschriftet: „Ich halte immer drei für jeden bereit, für jede Halbzeit eins - und ein drittes, wenn es mal blutverschmiert ist oder zerrissen“, so sein Auftrag. Natürlich in den entsprechenden Farben Rot, Weiß oder Grau - je nach Spieltag. Seit dieser Saison hat er noch einen zweiten Zeugwart in Person von Andreas Ganzinger hinzu bekommen, eine echte Entlastung für den „Zeug-Chef“.
Wenn einer mit dem Verein verheiratet ist, bedarf es einer besonderen Ehe. Mit Gattin Rosemarie, einer Hundetrainerin, ist er seit 34 Jahren glücklich verheiratet. Das Erfolgsrezept? „Sie interessiert sich kein bisschen für Fußball, nicht mal zum Aufstiegsspiel gegen Ahlen konnte ich sie ins Stadion locken“, schmunzelt er.
Mit 16 Spielern auf dem Zimmer
Aber so richtig glücklich ist er auch im Kreise seiner Roten. Neulich im Trainingslager hatte er in seinem Zimmer 16 Spieler um sich geschart, es gab Bierchen und reichlich aus Sommers berühmten Süßigkeiten-Vorräten. Und mittendrin der Gastgeber, der schon im Bett lag: „Dann fühle ich mich wie im Kreise einer Familie. Und ich weiß, es gibt viele, die mich um den Job beneiden.“
Peter Sommer hat viele im Laufe der Zeit kommen und gehen sehen - und das ist auch sein Problem: „Ich liebe meine Spieler wie Söhne“, sagt der jüngste von sieben Geschwistern, „aber wenn ich Sportdirektor bei RWE wäre, dann hätten wir 480 Spieler.“
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