Essen. Rot-Weiss Essen übernahm nach einem Kölner Platzverweis die Regie und führte die Viktoria beim 4:0-Erfolg zeitweise sogar vor. „Nach der Roten Karte, die berechtigt war, konnte der Sieger nur Rot-Weiss Essen heißen“, sagte der Kölner Trainer Ralf Aussem.
Als der Schiedsrichter die Kölner mit dem Schlusspfiff nach exakt 90 Minuten erlöste, liefen die Gäste artig zu ihren rund 50 Fans, die sich auf der Gästetribüne verloren, und bedankten sich artig. Die Anhänger applaudierten. Sie applaudierten! Unglaublich. Nun ist ja der Kölner Fan an sich überaus leidensfähig, aber diese vor allem in Hälfte zwei indiskutable Vorstellung ihrer Mannschaft erforderte ein großes Maß an Nachsicht.
RWE behauptete den dritten Tabellenplatz in der Regionalliga
Die Rot-Weißen nahmen unterdessen verdient die Gratulationen entgegen. Sie behaupteten mit dem verdienten 4:0-Erfolg den dritten Tabellenplatz in der Regionalliga und distanzierten den ehemaligen Titelfavoriten, der längst entzaubert worden ist. RWE hatte die Kölner nach allen Regeln der Kunst auseinandergenommen, vor allem Halbzeit zwei war eine Demonstration der Überlegenheit - mehr Wille, mehr Leidenschaft und Entschlossenheit. Die Kölner hatten keinen Zugriff mehr auf den Gegner, sie agierten hilflos und ohne Plan. Sie eskortierten die zielstrebigen Rot-Weißen, störten zu zögerlich, so dass jene mit Auge und viel Gefühl den tödlichen Pass spielen konnten. Hätte Kölns Keeper Maurice Gillen nicht einige Male gut reagiert, der Essener Erfolg hätte locker um drei, vier Tore höher ausfallen können.
Dabei hatte die Viktoria gut begonnen. Lebhaft und aggressiv gingen die Kölner zu Werke und waren gleichwertig. Man spürte förmlich, dass der ehemalige Titelkandidat sich und der Konkurrenz etwas beweisen wollte. Und die Rheinländer hätten sogar in Führung gehen können, doch RWE-Keeper Daniel Schwabke reagierte jeweils aufmerksam gegen Candan (18.) und Schlösser (33.).
Eine dumme Aktion machte alles zunichte. In der Höhe der Mittellinie hakelte der Essener Roberto Guirino seinen Widersacher Michael Gardewski, sie gerieten aneinander, Gardewski setzte in der emotionalen Hitze an zum Kopfstoß. Vor den Augen von Schiedsrichter Bläser, der dem Kölner Rot und dem RWE-Verteidiger Gelb zeigte. Es war der siebte Platzverweis für die Viktoria im zwölften Spiel nach der Winterpause. Und wohl die entscheidende Szene. „Das war eine Kopie der letzten Wochen“, meinte Kölns Sportlicher Leiter Franz Wunderlich. „Du nimmst dir was vor und dann macht eine Undiszipliniertheit alles zunichte.“ Ralf Aussem sah es ähnlich: „Nach der Roten Karte, die berechtigt war, konnte der Sieger nur Rot-Weiss Essen heißen.“
Der Gastgeber nutzte alsbald den Vorteil. Kevin Grund servierte Kerim Avci den Ball, der diesmal nicht mit Kraft, sondern mit viel Gefühl den Ball über Torwart Gillen hinweg ins Netz beförderte zum 1:0. Direkt nach dem Wechsel zirkelte Kevin Pires-Rodrigues die Kugel auf den Grund, der trocken das 2:0 markierte. Die Kölner Vorsätze waren dahin, die Viktoria demoralisiert. RWE-Trainer Waldemar Wrobel befand zufrieden: „Bis zum Platzverweis war es ein offenes Spiel. Danach haben wir es sehr gut gemacht, die Überzahl auszuspielen.“
RWE spielt am Mittwoch das Viertelfinale im Verbandspokal. Um 18.15 Uhr ist Anpfiff beim Oberligisten und Vorjahresfinalisten SV Hönnepel-Niedermörmter.
Gegen Viktoria Köln rückte Innenverteidiger Thomas Denker in die Startelf, weil Maik Rodenberg (Sprunggelenk) und Michael Laletin (Schulter) verletzt waren. Marvin Ellmann hatte Knieprobleme und fehlte ebenfalls.
Rot-Weiss - Viktoria Köln 4:0 (1:0)
RWE: Schwabke - Telch, Wagner, Denker, Guirino (73.Nakowitsch) - Heppke, Pires-Rodrigues - Soukou, Avci (79.Sawin), Grund (81.Lemke) - Koep.
Schiedsrichter: Benjamin Bläser (Niederzier).
Zuschauer: 7027.
Tore: 1:0 Avci (40.), 2:0 Grund (46.), 3:0 Guirino (70.), 4:0 Grund (77.).
Bes. Vorkommnis: Rot gegen Gardawski (Köln wg. Tätlichkeit).