Essen. Im Verbandspokal-Halbfinale zwischen den Fußball-Regionalligisten Rot-Weiss Essen und FC Kray werden am Dienstagabend Fakten geschaffen.

Auch wenn sie es nicht zugeben würden, aber ein bisschen Bammel werden die Rot-Weissen vor diesem Auftritt im eigenen Stadion schon haben. Diesmal geht es nicht um Punkte, sondern es heißt: hopp oder top. Wer verliert, ist raus. Und verloren hat RWE in der Liga in dieser Saison schon zweimal gegen den FC Kray, obwohl dieser jeweils als krasser Außenseiter gehandelt worden war. Die 2:4-Niederlage des einstigen Titelaspiranten Anfang September 2014 hatten viele noch als Betriebsunfall abgetan. Wird nicht wieder vorkommen. Denkste: Der mutige FCK schockte den großen Nachbarn auch im Rückspiel mit einem 1:0-Erfolg. Für die RWE-Fans eine Blamage und Demütigung von besonderem Ausmaß.

Die Zeiten haben sich geändert. Rot-Weiss ist in der Liga abgestürzt und hat mit jeder Pleite auch ein Stück an Selbstvertrauen verloren. Der FCK indes ist in Liga vier auf dem Weg zum Klassenerhalt, was allein als großer Erfolg zu werten ist. Und spätestens nach dem überrasch enden 1:0-Heimsieg über den Tabellenzweiten Aachen am vergangenen Wochenende strotzt der „aufmüpfige“ FCK vor Selbstbewusstsein. Und kann im Prinzip auch nur gewinnen. Aber dass er deshalb gleich als Favorit gesehen wird, ist dann doch übertrieben.

Seit zwei Wochen sind die Trainer Jürgen Lucas und Markus Reiter bei Rot-Weiss in der Verantwortung,und zum ersten Mal spüren sie richtig Druck. „Wir wissen alle, wie wichtig dieses Spiel für RWE ist“, sagt Lucas. Der Einzug ins Finale könnte die Enttäuschung über eine missratene Saison etwas lindern. Nicht auszudenken, wenn seine Mannschaft zum dritten Mal im eigenen Stadion gegen Kray vergeigt und im Verbandspokal ebenfalls am Ziel vorbeischießt.

"Müssen unsere spielerische Linie finden"

Aber möglich ist alles. Gleichwohl sind auf dem Rasen zunächst jedoch kaum Überraschungen zu erwarten. RWE wird versuchen, den Hausherren zu geben. Der Gast wird schauen, was kommt und wie gewohnt erst einmal dicht machen. „Das macht die Krayer so stark“, zollt Lucas dem Gegner großen Respekt. „Sie stehen kompakt und agieren sehr diszipliniert, sind gefährlich bei Standards und haben ein gutes Konterspiel.“

Die Rot-Weissen wiederum besaßen einst den treffsichersten Sturm der Regionalliga. Nun herrscht Flaute. Zwei Tore hat RWE in den letzten neun Spielen zustande gebracht. „Wir müssen unsere spielerische Linie finden“, fordert deshalb Lucas. „Die Mannschaft ist fleißig und bereit, sich auf neue Dinge einzulassen.“ Die Qualität sei vorhanden, nur die Frage ist: „Wir kriegen wir sie auf den Platz?“

Einstimmen auf Naturrasen

Diese Gedanken macht sich FCK-Kollege Michael Lorenz natürlich auch: „Wir versuchen uns bestmöglich vorzubereiten.“ Nur so leicht ist das auch diesmal nicht, denn laut Fabian Decker, dem Sportlichen Leiter, durfte Kray am Montagabend trotz vorheriger Zusage der Stadt nicht im Stadion Essen trainieren. Erst am Morgen kam die Absage. Die Begründung der Stadt: RWE mache vom Hausrecht Gebrauch. Kray, der Außenseiter, stimmte sich schließlich auf dem Naturrasen in Karnap auf den Pokalkampf ein.