Essen/Wuppertal. Rot-Weiss Essen hat gegen den FC Köln II mit 5:2 gewonnen. Der deutliche Sieg sollte aber nicht täuschen, es war auch Glück dabei. Der Spielbericht.

RW Essen - 1. FC Köln U23   5:2 (1:0)

RWE: Heimann, Huckle, Meier, Zeiger, Malura, Baier, Rabihic (80. Lucas), Bednarski (73. Brauer), Ivan (60. Grund), Platzek, Ngankam.

Tore: 1:0 Ngankam (27.). 2:0 Ngankam (60.), 2:1 Ouahim (67.), 2:2 Prokoph (74., FE), 3:2 Zeiger (77.), 4:2 Platzek (87.). 5:2 Platzek (90.)

Zuschauer: 5737

Man muss auch mal ein bisschen Glück haben. Rot-Weiss Essen kommt wieder auf Tuchfühlung zu den besseren Plätzen, auch wenn die Leistung lange nicht gerade souverän war. Die Mannschaft von Coach Sven Demandt verspielte eine 2:0-Führung, um am Ende mit 5:2 (1:0) doch noch als Sieger dazustehen. Drei Punkte, die gut tun dürften.

Wie zu erwarten war, hatte RWE-Trainer Sven Demandt bei Anpfiff mit den Erkenntnissen der letzten Partien an einigen Stellschrauben in der Mannschaft gedreht: Jan-Steffen Meier rückte neben Philipp Zeiger auf die Innenverteidiger-Position, dafür fand sich Richard Weber auf der Bank wieder. Im Mittelfeld tauschten Benjamin Baier und Timo Brauer die Plätze, der die erwartete Verschnaufpause bekam. Nach vorne hin war die Ausrichtung durchaus mutig zu nennen: Mit Kamil Bednarski, Roussel Ngankam, Marcel Platzek und Andreas Ivan war durchweg Personal auf dem glitschigen Rasen, das wusste, wo das gegnerische Tor steht.

In den Anfangsminuten jedoch hatten die Gastgeber ihre Offensivqualitäten anscheinend vergessen. Die Kölner, die letztlich doch ohne ihren Millionen-Einkauf Sehrou Gouirassy, der dann doch bei den Profis in den Kader rutschte, in Essen aufkreuzten, waren in den ersten 20 Minuten die eindeutig agilere Mannschaft mit den besseren Einzelkönnern. Nach 16 Minuten hätten die Gäste in Führung gehen müssen: Kapitän Roman Prokoph schaffte es aus drei Metern, seinen Kopfball gegen die Unterkante der Latte zu setzen, Torhüter NIclas Heimann wäre machtlos gewesen.

Nur allmählich befreiten sich die Gastgeber vom Anfangsdruck des Emmerling-Teams. Als  Roussel Ngankam entschlossen durch die Mitte strebte und quer auf Marcel Platzek passte (21.), versuchte dieser einen Beinschuss bei Matthias Hamrol, am Ende stoppte der Köln-Keeper die Kugel mit dem Allerwertesten. Eine schöne Freistoß-Variante gab es nur eine Minute später durch Kasim Rabihic. Alles wartete auf die hohe Flanke, da passte er flach in die Mitte auf Benjamin Baier, der aber drüber zog.

Selbst der Schütze konnte sein Glück kaum fassen

Weitere sechs Minuten später wurden die Zuschauer vom Torjubel überrascht, selbst der Schütze konnte sein Glück kaum fassen: Die Flanke von Bednarski war abgefälscht worden, Ngankam rutschte hinein, traf den Ball so unsauber, dass er als hohe Bogenlampe im Netz landete. 1:0 - die Platzherren nahmen es gerne mit, Pech hatten sie in letzter Zeit genügend.

Der Rückstand zeigte beim FC zumindest die erhoffte Wirkung, der Anfangselan war völlig dahin, selbst Überzahlsituationen bei Konteraktionen wurden kläglich vergeben.

Auf der Gegenseite gab es noch zwei brauchbare Aktionen von Ivan, der mit seinen Schussversuchen ein wenig Pech hatte, das war es schon bis zum Halbzeitpfiff.

Auch nach dem Wechsel blieb das Spiel Durchschnittsware. RWE empfing die Kölner tief und setzte auf Konter, die aber den Drive der ersten Hälfte völlig verloren hatten. Und als Fast-Profi Lukas Klünter auf der rechten Seite mal dem wesentlich langsameren Patrick Huckle enteilt war, zog er ziemlich kläglich drüber. Da fehlte offensichtlich das Selbstvertrauen.

Das war auf der Gegenseite zu bestaunen: Ngankam, der von Spiel zu Spiel immer selbstbewusster wird und sich einiges zutraut, schnappte sich die Kugel, lief bis zur Torauslinie durch, kurzer Haken nach innen, und er versenkte sie aus unmöglichem Winkel im langen Eck: 2:0 nach 60 Minuten. Das war mal wirklich gekonnt!

Jetzt stieg der Unterhaltungswert. Ngankam drehte richtig auf, bei einem Konter zeigte er seine Geschwindigkeit, Pass im richtigen Moment auf Platzek, der knapp drüber zog. Eine Minute später verfehlte Baier mit seinem Flachschuss das lange Eck.

Statt die Partie frühzeitig einzutüten, kehrte nach 67 Minuten das wohl bekannte Zittern in die Arena zurück: Aus einer eigentlich unuffälligen Aktion machten die Gäste den Anschlusstreffer: Huckle gab seinem Gegenspieler Ouahim viel zu viel Platz, bei seinem Flachschuss wurde Heimann auch noch auf dem falschen Bein erwischt: Nur noch 2:1.

Auf einmal bekam der Profi-Nachwuchs wieder Oberwasser, während auf der Gegenseite das wohlbekannte Bangen in Essen begann. Nach 74 Minuten war es so weit: Wieder ließ sich Huckle überlaufen, Kasim Rabihic wusste sich gegen Roman Zengin nur durch ein Foul zu helfen. Elfmeter. Kapitän Prokoph blieb ganz cool und schickte Heimann in die falsche Ecke: 2:2. Da war sie dahin die scheinbar beruhigende Führung.

Aber sie kam noch mal zurück: Ecke Baier, und Abwehrspieler Philipp Zeiger stand im Strafraum völlig blank, überrascht hielt der einfach mal den Fuß hin: 3:2 -- es war wirklich nicht die Partie der Abwehrreihen. Und als Michael Schüler nach einer halben Notbremse gegen Platzek noch Gelb-Rot sah (82.), war der rot-weisse Sieg doch noch eingetütet. Spätestens, als Platzek nach Ecke von Grund mit dem Kopf zur Stelle war: 4:2 (87.)  Als Platzek mit  der Schlussminute auf 5:2 erhöhte, gaukelte das Ergebnis ein Spektakel vor, dass es nicht gegeben hatte. Aber vielleicht das nötige Selbstvertrauen gibt.