Essen..
Die Vorwürfe von OB Paß in Richtung RWE waren massiv. So massiv, dass die Verantwortlichen des Clubs eine Pressekonferenz einberiefen. Vorstandsmitglied Thomas Hermes stellte fest: Wir lassen uns nicht als selbstgefällige Idioten hinstellen.“ Die laufende Saison sei finanziell gesichert.
Die Vorwürfe waren massiv, die Worte des Oberbürgermeisters Reinhard Paß bei seiner Etat-Rede am Mittwoch klangen entschlossen und wie eine Drohung an die Adresse der Rot-Weißen. Sie sorgten für mächtig Wirbel in der Stadt und veranlassten die RWE-Verantwortlichen, einen Tag später zur Pressekonferenz zu laden. „Finanztechnisch und sportlich ist die ganze Geschichte ein Supergau für uns. Wären wir ein an der Börse notiertes Unternehmen, würde unser Kurs wohl jetzt ins Bodenlose stürzen“, klagt der RWE-Vorstandsvorsitzende Stefan Meutsch. Und Vorstandsmitglied Thomas Hermes stellte fest: Wir lassen uns nicht als selbstgefällig Idioten hinstellen.“
Was war passiert? „Zurzeit erscheint es mir unwahrscheinlich, dass der Verein die Bedingungen erfüllen kann, die für ein neues Stadion zwingend sind“, sagte OB Paß. Erneut fehlten mehr als zwei Millionen Euro im Etat des Klubs. Als „selbstgefällig“ kritisierte er die RWE-Verantwortlichen, die sich nur darauf verließen, „dass es die Stadt auch dieses Mal wieder richten wird“. Und dann die klare Ansage: „Das wird sie nicht!“ (wir berichteten).
„Dass uns rund zwei Millionen Euro fehlen, ist seit einem Jahr bekannt“
Trotz der Vorwürfe erschienen die RWE-Vorständler überraschend gelassen. Warum? Jurist Thomas Hermes stellte unmissverständlich klar: „Die laufende Saison ist finanziell rechtsverbindlich gesichert. Und die nächste Saison ist solide geplant.“ Außerdem verwies der RWE-Vorstand, der in kompletter Stärke angetreten war, darauf, dass sich keineswegs, wie behauptet, eine neue Deckungslücke ergeben habe. „Dass uns rund zwei Millionen Euro fehlen, ist seit einem Jahr bekannt.“ Da sei Paß offenbar nicht richtig informiert. Die städtischen Vertreter hätten selbst bereits 2009 klargestellt, dass der Spielbetrieb gesichert sei.
Die Rot-Weißen betonen, dass sie derzeit liquide seien, so dass man eine städtische Bürgschaft in Höhe von zwei Millionen nicht zu ziehen brauche. Aber sollte ein Engpass entstehen, werde, ja müsse man darauf zurückgreifen.
OB Paß rudert gestern ein wenig zurück: „Ich stehe nach wie vor zu meiner Aussage, dass zur Infrastruktur einer Großstadt wie Essen ein Fußball-Stadion gehören muss.“ Und weiter heißt es, „dass sich die Stadt Essen mit ihren Konzerntöchtern auch weiterhin in dem bislang zugesagten Rahmen in erheblicher Größenordnung an der Finanzierung des Vereins beteiligen wird.“ Aber der OB bleibt auch dabei: „Darüber hinaus notwendige Finanzmittel für den Spielbetrieb können in Anbetracht der bestehenden Finanzlage der Stadt Essen und ihrer Konzerntöchter nicht aufgebracht werden.“ Das heißt RWE soll Sponsoren suchen.
„Wir haben unsere Hausaufgaben sehr wohl gemacht“
Rot-Weiß soll die Hausaufgaben machen, hat der OB schon häufiger betont, wenn über ein neues Stadion diskutiert wurde. Der Verein, so sagen die RWE-Verantwortlichen, habe einen rigoros Sparkurs eingeleitet, und allein den Etat der ersten Mannschaft um eine siebenstellige Summe eingedampft (2,7 Mio. auf 1,6). „Alle Bereiche sind davon betroffen. Das war mitunter schmerzhaft. Wir haben unsere Hausaufgaben sehr wohl gemacht“, betont Meutsch.
Paß müsste wissen, dass die Stadt mit ihren Töchtern seit gut anderthalb Jahren kräftig mitmischt an der Hafenstraße und durchaus mitverantwortliche ist für die abermalige Krise. Als Rot-Weiß vor zwei Jahren die Qualifikation zur 3.Liga verpasste, begann die Misere. RWE war froh, dass die Stadt den angeschlagenen Klub retteten. Auch der damalige OB Wolfgang Reiniger sprach, wie es intern heißt, ein Machtwort. Ein ehrgeiziger Fünf-Jahres Plan wurde aufgelegt, der den Klub in die 2.Liga führen sollte. Der RWE-Aufsichtsrat wurde mit Delegierten der städtischen Geldgeber besetzt und die Unternehmensberatung Roland Berger kontrollierte die Geschäfte.