Essen. Die Regionalliga startet mit dem Spiel RWE gegen Wuppertal in die Restrunde. Drei weitere ehemalige Bundesligisten kämpfen um den Aufstieg mit.
Als sich Rot-Weiss Essen und der Wuppertaler SV zum letzten Mal an der Essener Hafenstraße als Fußball-Bundesligisten gegenüberstanden, hatte Peter Neururer (66) wenige Monate zuvor ein erstes Ziel in seinem Leben erreicht. „Ich war frisch gebackener Abiturient und als Zuschauer im Stadion“, erinnert sich der ehemalige Bundesliga-Trainer. Das war am 31. August 1974. Die Essener gewannen mit 2:0. Willi Lippens und Manfred Burgsmüller, zwei RWE-Idole, erzielten die Tore. Günter Pröpper, die Sturmlegende der Wuppertaler, ging an diesem Tag leer aus. Der WSV stieg am Ende der Saison ab, RWE erwischte es zwei Spielzeiten später.
Spitzenspiel mit Tradition: Rot-Weiss Essen gegen den Wuppertaler SV
Am Sonntag (14 Uhr), 48 Jahre nach dem letzten Bundesliga-Duell, treffen die beiden Traditionsvereine in einem Spitzenspiel aufeinander. Drei Etagen tiefer, in der Regionalliga West. Tabellenführer Rot-Weiss Essen empfängt den Zweiten Wuppertal. Erneut wird Peter Neururer in Essen auf der Tribüne sitzen, dieses Mal als Vorstandsmitglied des WSV. „Das ist Werbung für die Regionalliga West. Ich freue mich drauf“, sagt er.
Den Aufstieg in die 3. Liga aber machen diese beiden Vereine nicht nur unter sich aus. Preußen Münster, Fortuna Köln und Rot-Weiß Oberhausen dürfen sich ebenfalls berechtigte Hoffnungen auf die Rückkehr in den Profifußball machen. Fünf ehemalige Bundesligisten streiten sich also um einen Aufstiegsplatz. Für Neururer haben die Klubs eine Gemeinsamkeit: „Alle fünf Vereine sind aus bestimmten Gründen ehemalige Erstligisten und nicht aktuelle“, betont Neururer. „In der Vergangenheit wurden viele Fehler gemacht. Aktuell sieht es in der Regionalliga gut aus, aber es ist eben nur Regionalliga.“
Essen scheint bereit für höhere Aufgaben
Als Topfavorit galt Rot-Weiss Essen schon vor der Saison. In der vergangenen Spielzeit scheiterte der Deutsche Meister von 1955 in einem engen Aufstiegsrennen an der U23 von Borussia Dortmund. 2008 war RWE aus der 3. Liga abgestiegen und wartet seitdem auf die Rückkehr in den Profibereich. Im Frühjahr soll es endlich klappen. Wirtschaftlich steht der Verein seit einigen Jahren auf gesunden Füßen. Das Stadion ist auf dem neuesten Stand, das Trainingsgelände und das Nachwuchsleistungszentrum werden modernisiert. Essen ist wieder bereit für höhere Aufgaben. „Alles kocht gerade bei uns auf voller Flamme“, unterstreicht der Vorstandsvorsitzende Marcus Uhlig (50). „Aber überstrahlt wird alles von der wichtigsten Aufgabe: dem Aufstieg. Das wollen wir alle zusammen in dieser Saison schaffen.“
Diese Aufgabe müssen die Essener ohne ihren Kapitän Dennis Grote (35) meistern. Der ehemalige Profi des VfL Bochum wurde vor dem Jahreswechsel suspendiert. Er hatte die RWE-Verantwortlichen um einen Wechsel in der Winterpause gebeten. Ausgerechnet zum direkten Konkurrenten Preußen Münster. Diesem Vorhaben wurde eine klare Absage erteilt. Eine Wirkung hat der Abwerbeversuch von Preußen Münster dennoch erzielt. RWE-Chef Uhlig nimmt es sportlich. „Wenn es so gekommen ist, dass Münster bei uns Unruhe verursacht hat, dann sage ich als Funktionär: Okay – 1:0 für Münster.“
Auch Oberhausen ist vorne mit dabei
Im engen Aufstiegsrennen in der 4. Liga wird mit harten Bandagen gekämpft. Auch Preußen Münster, Gründungsmitglied der Bundesliga, hat zwei Jahre nach dem Abstieg aus der 3. Liga den Aufstieg als Ziel ausgegeben.
Chancen rechnet sich auch Fortuna Köln aus. Der Klub aus der Rheinmetropole war einst eine feste Größe in der 2. Bundesliga. Zwischen 1974 und 2000 war die Fortuna Zweitligist. Nach dem Rückzug und dem Tod des langjährigen Vorsitzenden und Mäzens Jean Löring ging es steil bergab. Unter Trainer Alexander Ende hat die Mannschaft im bisherigen Saisonverlauf überzeugt. Mit einem Nachholspiel in der Hinterhand könnte Fortuna Köln bis auf zwei Punkte an Rot-Weiss Essen heranrücken. Auch Essens Regionalrivale Rot-Weiß Oberhausen hält mit nur sechs Punkten Rückstand weiter Kontakt zur Spitze. In Essen spürt man den Druck der Konkurrenz: „In dieser Spielzeit sind es mit uns fünf Mannschaften, die fast genauso stark punkten wie wir und der BVB im letzten Jahr“, fasst Marcus Uhlig die besondere Konstellation zusammen.
Peter Neururer: Druck bei Rot-Weiss Essen
Den größten Druck vor dem ersten Spieltag nach der Winterpause hat nach Ansicht von Peter Neururer Rot-Weiss Essen. Das liege auch an der großen Geschichte des Vereins. „Rot-Weiss Essen ist einer der erfolgreichsten deutschen Vereine der Nachkriegszeit. Dass dieser Klub seinen Stellenwert auf solche Weise verloren hat, ist Wahnsinn. Bei Wuppertal ist das ähnlich. Geblieben ist die große Fan-Basis, vor allem bei Rot-Weiss Essen.“
Neururer würde sich wünschen, dass alle fünf Traditionsvereine „wieder nach oben kommen“. Gelingen wird das nur einem. Zumindest in dieser Saison.