Essen. Preußen Münster buhlte wohl um Rot-Weiss Essens Dennis Grote. Die Analyse: Warum es ein Königstransfer hätte werden können, wieso RWE verliert.

Plötzlich war sie weg, kurz vor Weihnachten, die heimelige Festtagsstimmung bei Regionalliga-Wintermeister Rot-Weiss Essen: Kapitän Dennis Grote hatte offenbar ein Angebot von Aufstiegs-Konkurrent Preußen Münster vorliegen. Der Wechsel wird in der Januar-Transferphase wohl nicht stattfinden. RWE wird dem 35-Jährigen keine Freigabe erteilen.

Beim SC Preußen würde hingegen niemand einen Apotheker aufsuchen, um die Risiken und Nebenwirkungen einer Grote-Verpflichtung abzufragen. Dennis Grote hätte ein Königstransfer für Münster werden können.

Preußen Münster ist im Mittelfeldzentrum nämlich dünn besetzt. Dennis Daube, wie Grote ein Routinier mit reichlich Erfahrung, hat sich im September einen Kreuzbandriss zugezogen. Unklar ist, wann und in welcher Verfassung Daube, 32 Jahre alt, zurückgekehrt.

RWE-Kapitän hatte Erfahrung ins junge Preußen-Team gebracht

Bleiben derzeit nur Dominik Klann und Nicolai Remberg als kampfstarke Mittelfeldspieler – zwei der zahlreichen Talente, die aus dem eigenen Nachwuchs zur Regionalliga-Mannschaft hochgezogen wurden und sich dort mehr als nur festgespielt haben. Klar ist: Ein abgeklärter Stratege, der im Fußball schon wirklich alles erlebt hat, würde Münster mit seiner Erfahrung im Aufstiegsrennen helfen - eben einer wie Dennis Grote.

Brennpunkte zu Rot-Weiss Essen:

Der hat offenbar in Münster eine bessere Perspektive aufgezeigt bekommen, als das in Essen der Fall gewesen war. Es hat natürlich einen faden Beigeschmack, wenn ein Führungsspieler die eigene Mannschaft im Aufstiegskampf im Stich lassen möchte. Falls stimmt, dass Grote in Münster einen Posten für die Zeit nach der Karriere in Aussicht hatte, verliert dieser Beigeschmack an Intensität: Als Regionalliga-Spieler verdienst du gut, aber nicht so gut wie ein Bundesliga-Profi. Du musst schauen, was nach der aktiven Zeit kommt.

Preußen Münster setzt auf Identifikation – Dennis Grote hätte sie mitgebracht

Daneben gibt es noch einen weiteren Grund, den der SCP um Sportchef Peter Niemeyer im Kopf gehabt haben dürfte: die Identifikation. Simon Scherder, Alexander Langlitz, Max Schulze-Niehues sind Beispiele für Münsterländer, die bei Preußen nicht wegzudenken, echte Leistungsträger sind. Grote würde sich nahtlos in diese Aufzählung einfügen – er wohnt in Wettringen, eine gute halbe Autostunde nördlich von Münster. Der 35-Jährige hat zudem das Fußballspielen an der Hammer Straße erlernt.

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Auch aus diesem Grund, der Nähe zur Heimat, wechselte bereits vor einem Jahr ein gestandener Profi zum Bundesliga-Gründungsmitglied: Gerrit Wegkamp. Dazu wird es bei Dennis Grote vermutlich nicht kommen, der Wechsel wird in diesem Januar kaum stattfinden. Doch auch so hat sich angedachte Rochade für die Preußen gelohnt.

Bei Rot-Weiss Essen hängt der Haussegen schief – und Preußen profitiert

Denn es gibt etwas, das sich wohl jeder Münsteraner Verantwortliche denkt, aber niemand offen zugeben würde: Das Bundesliga-Gründungsmitglied hätte den ärgsten Rivalen Rot-Weiss Essen mit einem Transfer immens geschwächt. Und schon jetzt brodelt es in Bergeborbeck.

Wie schnell die Stimmung an der Hafenstraße kippen kann, ist bekannt. Da reicht nur ein Blick ins RWE-Forum oder in die Kommentarspalten im Netz, das zeigt sich daran, dass manche Fans bei einem 0:0 zur Pause nervös werden und pfeifen – trotz Tabellenführung.

Dennis Grote nach Münster: Für den SC Preußen hätte das also auf vielen Ebenen Sinn ergeben. Dass es wohl zumindest in dieser Saison nicht klappt, ist für Münster zu verschmerzen – ganz andere, weitaus schmerzhaftere Folgen hat die Posse für Rot-Weiss Essen.

Kehrt Grote im Januar ins Training zurück, ist seine Position stark beschädigt. Wird Grote bis zum Saisonende gar nicht mehr für Essen spielen, werden der Mannschaft seine Qualität im engen Aufstiegsrennen fehlen – ganz abgesehen vom Gehalt, dass RWE weiter für den ehemaligen Bundesliga-Profi zahlen wird.