Krasnaja Poljana. Andrea Eskau im Biathlon und Anna Schaffelhuber in der Abfahrt haben der deutschen Mannschaft zum Auftakt der Paralympics in Sotschi Gold beschert. Bei der Medaillenehrung musste Präsident Friedhelm Julius Beucher draußen bleiben. Die Alpin-Wettbewerber wurden überschattet von zahlreichen Stürzen.
Der Verbandschef war nur Zaungast nach zwei deutschen Siegen zum Auftakt der Paralympics von Sotschi. Als die beiden Gold-Asse am Samstag in Rosa Chutor ihre Medaillen umgehängt bekamen, musste Friedhelm Julius Beucher von draußen zuschauen. Viel zu spät war er zur feierlichen Zeremonie gekommen und schwenkte somit vor der Absperrung seine extra eingepackte Deutschland-Flagge, als Andrea Eskau und Anna Schaffelhuber für ihre Paralympics-Siege geehrt wurden.
Inbrünstig sang Beucher zweimal die Nationalhymne mit. Am Vormittag hatten binnen 30 Minuten erst die 42 Jahre alte Eskau im Biathlon mit dem Ski-Schlitten und wenig später die 21-jährige Schaffelhuber im Abfahrtslauf mit dem Monoski für die ersten deutschen Glanzstücke bei den Weltspielen der Behindertensportler gesorgt.
"Das war ein sensationeller Goldauftakt und ein wunderschöner Ski-Tag, der mit einem Schlag die Konzentration auf den Sport gelenkt hat", stimmte Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS), in die Freudenstimmung ein. Zuletzt hatte der politische Konflikt zwischen Gastgeber Russland und der Ukraine die Schlagzeilen bestimmt.
Einen Siegerkuss mit ihrer Freundin gab es öffentlich nicht, aber die Vorfreude darauf wollte sich Andrea Eskau nicht nehmen lassen. "Aber nicht irgendwie als Zeichen, sondern einfach, weil man es macht", sagte die erste deutsche Siegerin der Spiele von Sotschi. Es sei sogar vollkommen unkompliziert, sich so oft wie möglich zu sehen. "Es ist relativ einfach, sich zu treffen. Ich hatte viel mehr Sicherheit und Stopp und Weg erwartet. Das war gar kein Problem noch vor dem Start", erzählte sie offenherzig.
Eskaus nächstes Ziel ist Gold im Langlauf
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Gleich im ersten von geplanten sechs Rennen im Biathlon- und Langlauf-Komplex "Laura" hat sich die Diplom-Psychologin ihren sehnlichsten Wunsch erfüllt: Nach drei Paralympics-Siegen im Sommer mit dem Handbike sollte es nun unbedingt das erste Winter-Gold sein. Schon bei der Blumenzeremonie ließ sie ihrer Freude freien Lauf, für diesen Augenblick hatte sie hart gearbeitet: Andrea Eskau nahm mit einem strahlenden Lachen die Blumen entgegen.
Bei schönstem Frühlingswetter setzte sich die querschnittsgelähmte Athletin vom USC Magdeburg vor Swetlana Konowalowa aus Russland und Jelena Jurkowska aus der Ukraine durch. "Ich bin einfach total zufrieden, dass es so geklappt hat. Das ist ein Riesen-Erfolg im Biathlon. Einen besseren Auftakt hätten wir uns nicht wünschen können", sagte Andrea Eskau. "Jetzt gibt es noch ein zweites Ziel: Das ist eine Goldmedaille im Langlauf. Die im Biathlon hätte ich mir nicht getraut zu formulieren, weil andere die Favoriten waren."
Am Alpinhang beflügelte der elterliche Beistand Anna Schaffelhuber für ihre Siegfahrt. "Jetzt freue ich mich erst mal, meine Eltern zu sehen", sagte die Monoski-Fahrerin, "für mich ist der ganze Druck jetzt schon weg vor meinen weiteren Rennen." Schaffelhuber siegte vor den US-Amerikanerinnen Alana Nichols und Laurie Stephens, Anna-Lena Forster wurde Vierte.
Zahlreiche Stürze überschatten Alpin-Wettbewerbe
Alle anderen deutschen Starter sowohl im Biathlon als auch bei den Alpinen gingen leer aus. Fahnenträgerin Andrea Rothfuss schied in ihrem Rennen aus. Bei den Monoski-Männern landeten Georg Kreiter und Thomas Nolte im hinteren Bereich. Weltmeister Franz Hanfstingl stürzte, kam aber noch recht glimpflich davon.
Im Biathlon-Rennen über 6 Kilometer belegte Anja Wicker aus Stuttgart nach einem Schießfehler den sechsten Platz. Die blinde Vivian Hösch aus Freiburg wurde trotz fehlerfreien Schießens Fünfte. Im Wettbewerb der Männer mit Ski-Schlitten verfehlte der Freiburger Martin Fleig eine Scheibe und wurde Neunter. Auch Willi Brem aus Ketterschwang verpasste nach einem Sturz gleich nach dem Start und durch einen Schießfehler eine bessere Platzierung als Rang sieben.
Die Alpin-Wettbewerbe wurden überschattet von zahlreichen Stürzen. Besonders schwer erwischte es den US-Amerikaner Tyler Walker, der nach mehreren Überschlägen bewusstlos liegenblieb und mit einem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus geflogen wurde. Hinterher twitterte das US-Team, dass er stabil sei. (dpa)