Sotschi. Die kleine Streitmacht der niederländischen Eisschnellläufer kann in der Medaillenwertung von Sotschi noch die gesamte deutsche Olympia-Mannschaft hinter sich lassen.

Beide Oranje-Mannschaften laufen in der Team-Verfolgung klar auf Gold-Kurs. Die Herren stehen nach dem Halbfinal-Erfolg über Polen mit olympischem Rekord von 3:37,38 Minuten im Finale und haben Silber schon sicher. Der Topfavorit hat bisher noch nie bei Winterspielen den Team-Wettbewerb gewonnen. Die Damen der Niederlande müssen am Samstag zunächst die Japanerinnen im Halbfinale ausschalten.

"Die niederländische Familie wäre sehr stolz darauf", meinte Superstar Sven Kramer auf die Frage, ob es für möglich halte, mit insgesamt acht Goldmedaillen Deutschland im Medaillenspiegel noch abzufangen. In den zehn Einzel-Disziplinen hatten die niederländischen Eisschnellläufer 21 der 30 vergebenen Medaillen gewonnen (6/7/8) und zudem einmal Shorttrack-Bronze verbucht.

Sollten sich am Samstag beide Gold-Träume der Oranjes erfüllen und Deutschland kein Gold mehr holen, wäre die Überraschung perfekt. Zuvor müssen Kramer, der seine siebte Olympia-Medaille bereits sicher hat und zu den Rekordhaltern Clas Thunberg (Finnland/5/1/1) und Ivar Ballangrud (Norwegen/4/2/1) aufschließt, und seine Teamgefährten Koen Verweij und Jan Blokhuijsen aber im Finale das Team aus Südkorea bezwingen. Die Asiaten düpierten im Halbfinale überraschend den Vancouver-Olympiasieger Kanada.

Die Niederländer hatten zum Auftakt gegen die angeschlagenen Franzosen nur eine Pflichtaufgabe zu meistern. Sie deklassierten den Konkurrenten um 8,7 Sekunden. Bis zuletzt hatten die Deutschen gehofft, noch den Platz der Franzosen einnehmen zu können, da Alexis Contin eine schwere Schilddrüsen-Erkrankung plagt und der Franzose daher auf alle Einzelstarts in Sotschi verzichtet hatte.

Die Oranje-Damen zogen mit einem souveränen Viertelfinal-Erfolg über die USA in die Runde der letzten Vier ein, in der am Samstag Japan der Gegner ist. Das Oranje-Trio um die siebenmalige Olympia-Medaillengewinnerin Ireen Wüst lief in 2:58,62 Minuten gleichfalls so schnell wie noch nie zuvor ein Team bei Olympia. Im anderen Rennen um den Einzug ins Finale stehen sich Russland und Polen gegenüber. Auch die deutschen Damen, die beide bisherigen Team-Rennen bei Olympia 2006 und 2010 gewonnen hatten, waren für Sotschi nicht qualifiziert.