Sotschi. Mit 153 Sportlerinnen und Sportlern sowie der Hoffnung auf 30 Medaillen war das Team des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) nach Sotschi aufgebrochen. Nur einige Sportarten lagen im Soll, etliche enttäuschten. Die überragenden Rodler schönen die Bilanz erheblich.

Das deutsche Abschneiden nach Sportarten:

BIATHLON: Die Biathleten haben die Medaillenziele klar verfehlt. In den Einzelwettbewerben gab es nur einmal Silber durch Erik Lesser über 20 Kilometer. Simon Schempp verpasste in der Verfolgung die Medaille als Sechster um drei Millimeter. Auch bei der Olympia-Premiere der Mixed-Staffel gab es nichts zu holen.

BOB: Erstmals seit 50 Jahren drohen Winterspiele ohne Edelmetall. Vor den Vierer-Rennen am Wochenende stehen die erfolgsverwöhnten Bobteams ohne Medaille da. Nach der historischen Pleite der deutschen Zweierbob-Männer, die zuletzt 1956 so schlecht abschnitten, haben auch die Frauen wie schon 2010 die Medaillen verpasst. Sandra Kiriasis hörte nach 14 Jahren als Olympia-Fünfte auf.

CURLING: Die Hamburger Curler um Skip John Jahr - mit 48 Jahren der Älteste im deutschen Team - schafften in der Vorrunde nur einen Sieg und schieden als Letzte im Zehner-Feld vor dem Halbfinale aus.

EISHOCKEY: Mit Platz sieben und dem Klassenverbleib erreichte das Frauen-Team sein Minimalziel. Der langjährige Bundestrainer Peter Kathan und einige Leistungsträgerinnen hören im Sommer auf.

EISKUNSTLAUF: Mit Bronze verfehlten Aljona Savchenko und Robin Szolkowy erneut den erhofften Olympiasieg. Ohne die Stars aus Chemnitz verpasste das Team das Finale. Peter Liebers schaffte als Achter das beste Herren-Ergebnis seit Rudi Cerne 1984. Nathalie Weinzierl wurde im Finale noch auf Rang 18 durchgereicht, die Eistänzer Zhiganshina/Gazsi waren über Platz elf enttäuscht.

EISSCHNELLLAUF: Erstmals seit 50 Jahre kehren die deutschen Eisschnellläufer ohne Medaille von Olympia zurück. Die Plätze vier und fünf der 42 Jahre alt werdenden Claudia Pechstein sowie von Nico Ihle und Samuel Schwarz waren noch die besten Resultate. Die deutschen Herren zeigten bei den Oranje-Festspielen insgesamt sogar die besseren Leistungen. Angestrebt waren zwei bis drei Medaillen.

LANGLAUF: Das Ziel von zwei Medaillen wurde unglücklich verfehlt. Bronze für die Damen-Staffel blieb die einzige Ausbeute, weil sich in einigen Rennen die Hoffnungen nicht erfüllten. Die Männer hatten in der Staffel und im Teamsprint Sturzpech, bei den Damen nutzte Denise Herrmann ihre Medaillenchance gleich zweimal nicht. Dennoch präsentierten sich die Loipen-Asse von ihrer guten Seite und verkürzten den Rückstand zur Weltspitze deutlich.

NORDISCHE KOMBINATION: Die Kombinierer waren erneut zuverlässige Medaillensammler. Zweimal Edelmetall waren das Ziel, mit einem kompletten Medaillensatz treten sie die Heimreise an. Mit dieser Bilanz ist Bundestrainer Hermann Weinbuch zufrieden, aber es hätte aus seiner Sicht sogar noch mehr sein können. Die Unerfahrenheit der jungen Truppe um Olympiasieger Eric Frenzel und Bronzemedaillengewinner Fabian Rießle verhinderte weitere Medaillen im Einzel und mehr als Platz zwei im Team-Wettbewerb.

RODELN: Die Nummer eins im Team - das waren die deutschen Rodler. Felix Loch, Nathalie Geisenberger, Wendl/Arlt und die Staffel räumten das komplette Gold ab und wurden den Erwartungen voll gerecht. Umso erstaunlicher, dass es dennoch einen Misston gab. Tatjana Hüfner aus Oberhof beklagte nach Silber offen mangelnde Unterstützung durch den deutschen Verband, der die Sieger aus Bayern bevorzuge.

SHORTTRACK: Die 15-jährige Anna Seidel war zumindest ein Lichtblick. Die Schülerin überstand über 1500 Meter die erste Runde. Robert Seifert scheiterte dagegen auf seinen drei Strecken stets im Vorlauf. Die Staffeln hatten sich erst gar nicht qualifiziert.

SKELETON: Die deutschen Skeletonis waren chancenlos und fuhren hinterher. Die Zielvorgabe von zwei Medaillen wie in Vancouver wurde klar verpasst. Jetzt muss ein Neuaufbau her. Bundestrainer Jens Müller sucht nach dem schlechtesten Olympia-Ergebnis seit der Wiedereinführung der Sportart 2002 geeignete Nachwuchskräfte.

SKI ALPIN: Vier Jahre nach den goldenen Spielen von Vancouver mit drei Olympiasiegen erfüllten die deutschen Alpinen mit einem kompletten Medaillensatz frühzeitig das Ziel von dreimal Edelmetall. Maria Höfl-Riesch feierte bei ihren letzten Spielen schon vor dem Slalom Gold und Silber, dazu steuerte Viktoria Rebensburg Bronze bei. Es bleibt der Traum von Herren-Edelmetall in Slalom am Samstag.

SKI-FREESTYLE: Zehn Entscheidungen, davon vier in neuen Olympia-Disziplinen - und der in sechs Wettkämpfen vertretene Deutsche Skiverband ging bei der Medaillenvergabe leer aus. Slopestylerin Lisa Zimmermann konnte nicht an die Vorstellung bei ihrem Weltcupsieg im Januar anknüpfen, die Skicrosser konnten auch nicht die anvisierte Medaille gewinnen. Platz acht für Florian Eigler war die beste Platzierung in dieser Disziplin.

SKISPRINGEN: Zwei Medaillen wollten die deutschen Ski-Adler aus Sotschi mitbringen, am Ende waren sie auch mit einer überglücklich. Gold im Teamwettbewerb überstrahlte das knapp verpasste Edelmetall im Einzel. Die Damen übertrafen die Erwartungen bei ihrer olympischen Premiere bei weitem. Carina Vogt trug sich als erste Olympiasiegerin in die Geschichtsbücher ein und sorgte für Jubel im deutschen Lager.

SNOWBOARD: Das Ziel von drei Medaillen ist kaum noch zu erreichen. Den Boardercrossern glückte nicht die erhoffte Überraschung, die Alpin-Truppe verbucht vor dem Parallel-Slalom am Samstag den vierten Platz von Patrick Bussler als bestes Ergebnis. Wie 2010 in Vancouver droht diese Sparte leer auszugehen.