Krasnaja Poljana. Mit leicht brüchiger Stimme nach durchfeierter Gold-Nacht formulierte Rodel-König Felix Loch schon die Pläne für den nächsten Olympia-Angriff.

"Man denkt, das ist eine lange Zeit. Aber die Zeit verrennt, so schnell kann man gar nicht schauen. Motivationsprobleme werden wir keine haben", betonte der dreifache Olympiasieger nach dem Siegeszug des bayerischen Gaudi-Quartetts in Sotschi. "In vier Jahren sehen wir uns alle bei Olympia wieder."

Alle vier Rennen von Krasnaja Poljana konnten Loch und seine bayerischen Kollegen Natalie Geisenberger sowie die Doppelsitzer Tobias Wendl und Tobias Arlt für sich entscheiden - und das soll noch möglichst lange so weitergehen.

Standesgemäß startete Loch am Abend nach dem finalen Gold-Coup in der Team-Staffel die Feierlichkeiten im Kufenstüberl. Lachend öffnete der 24-Jährige eine Magnum-Flasche und bescherte den Gästen eine ausgiebige Sekt-Dusche. Bundestrainer-Papa Norbert Loch sah danach erstmals bei diesen Winterspielen wie ein begossener Pudel aus. Nur Geisenberger benötigte eine kleine Auszeit und verzog sich alleine auf die Toilette. "Es war ja nicht geplant. Ich brauchte eine Stunde, dann war ich wieder da", sagte die Rodel-Queen.

Bei der langen Nacht bei Weißbier und zünftiger Stubenmusik war der Stolz über den unwiderstehlichen Auftritt der Rodel-Asse nicht zu übersehen. Mag manch einer angesichts der erdrückenden Dominanz von Loch und Co. im Sanki Sliding Centre so etwas wie Eintönigkeit gespürt haben, ist dies den Verantwortlichen im deutschen Lager egal.

"Die Langeweile haben wir uns hart erarbeitet", sagte Sportdirektor Thomas Schwab vom Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD) mit einem verschmitzten Lächeln. Und noch ist kein Ende in Sicht: Loch etwa ist erst 24, Geisenberger wurde gerade 26. Glänzende Aussichten für die goldene Generation.

Klar wie selten zuvor wird die Rodel-Szene von den bayerischen Rodlern beherrscht, die sich in der Trainingsgruppe Sonnenschein zusammengetan haben. Das Erfolgsrezept neben viel Können, viel Arbeit und viel Tüftelei? Das Quartett hat Spaß. "Ich denke, dass die Stimmung bei uns in der Trainingsgruppe wirklich perfekt ist. Deswegen sind wir vier auch so erfolgreich", sagte Überflieger Loch.

Die Laune war auch trotz kurzen Schlafs im Deutschen Haus prächtig. Auf die Frage, ob der Erfolg nun nur noch durch einen Frauen-Doppelsitzer zu toppen wäre, beschied Bundestrainer Norbert Loch deutlich: "Doppelfahren ist Männersache." Auch der zaghafte Einwurf von Geisenberger ("Ich wär für ein Mixed-Doppel") sorgte auf dem männerdominierten Podium eher für milde lächelnde Gesichter.

Der Siegeszug des Gold-Quartetts in der selektiven Eisrinne von Krasnaja Poljana hat aber nicht nur Beifall ausgelöst. Vancouver-Olympiasiegerin Tatjana Hüfner, in Sotschi als Zweite chancenlos gegen Geisenberger, sah sich benachteiligt und prangerte öffentlich eine Ungleichbehandlung an. Der Wirbel war riesig.

Zwar hoffte Sportdirektor Schwab schon bald: "Das sehe ich alles relativ gelassen. Das wird sich auch wieder beruhigen." Doch Hüfner, die noch über die Fortsetzung ihrer erfolgreichen Karriere nachdenkt, will nicht locker lassen. "Bloß weil man es angesprochen hat, ist es nicht aus der Welt geschafft. Jetzt ist der nächste Schritt, darauf zu reagieren, um dort wirklich einmal Veränderungen zu schaffen. Sonst ist das alles nur Gerede", betonte sie nach der Siegerehrung.

Er hoffe, "dass das nicht weiter irgendwo auseinanderdriftet", sagte Bundestrainer Loch. "Es gibt da nicht diesen Ost-West- Konflikt. Wir werden das moderieren, da sind wir auf einem guten Weg." Hüfner, die bei der bayerischen Jubel-Party im Kufenstüberl fehlte, mag in vielen Punkten ihrer Kritik recht haben. Natürlich ist es fragwürdig, dass nur dem bayerischen Teil der deutschen Rodler die Fähigkeiten und Erfahrungen eines Georg Hackl zuteilwerden. Immerhin wird der dreimalige Olympiasieger vom Verband bezahlt. Einem deutschen Verband.

Die vier Gold-Medaillen sind aber derart gute Argumente, dass Hüfner mit ihrer Kritik wohl weitgehend alleine dastehen wird. Wie sagte Sportdirektor Schwab - übrigens ein Bayer - am Abend nach den überraschenden Hüfner-Vorwürfen: "Bei Olympia gibt es immer Zufriedene und Unzufriedene." Meinte er Sieger und Verlierer?