Krasnaja Poljana. Zuerst drückten Rosi Mittermaier und Christian Neureuther Maria Höfl-Riesch die Daumen. Nun ist Sohn Felix dran. Schon lange vor seiner dritten Olympia-Teilnahme ist er aus dem Schatten der berühmten Eltern herausgetreten. Er strahlt mehr denn je.

Rosi Mittermaier amüsiert sich herzlich über diese Frage. Tipps einer zweimaligen Olympiasiegerin hat Sohn Felix schließlich schon lange nicht mehr nötig. "Glauben Sie, dass ein Bub einer Frau im Skifahren was glaubt, da zählt schon der Vater", berichtet die "Gold-Rosi" lachend, dass eher Ehemann Christian Neureuther als alpine Hauptbezugsperson gefragt war. An diesem Freitag reist der 29 Jahre alte Filius zu den Winterspielen nach Sotschi. Der Medaillenkandidat bereitet sich dann vor Ort auf die olympischen Technikrennen kommende Woche vor.

Seine Eltern sind seit Beginn der Spiele in Russland und wollen den Sohn im Alpinzentrum Rosa Chutor anfeuern. Ihm bei seiner Profession nah zu sein, bedeutet den beiden deutschen Alpin-Größen viel. "Wir sind eine ganz normale Familie, die sich versteht. Das ist für uns als Eltern das Wichtigste, nicht, dass er eine Goldmedaille holt", sagt die Olympiasiegerin von 1976 der Nachrichtenagentur dpa, stellt aber sogleich klar: "Das wünschen wir ihm natürlich." Wirklich froh sind beide darüber, dass inzwischen sie als Eltern von Felix wahrgenommen wird und Felix nicht mehr als Sohn der deutschen Ski-Legende.

Immer wieder betonen die Gold-Rosi und Christian - als Olympia-Fünfter 1976 und 1980 bislang bei Winterspielen erfolgreicher als Felix - dass ihr Sohn keine Ratschläge brauche. Im Weltcup und bei Weltmeisterschaften war Neureuther junior sowieso erfolgreicher als der Papa.

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"Dem Felix brauchen wir eigentlich gar nichts sagen, denn der macht sehr vieles richtig. Er hat ganz viele Freunde im Weltcup, da profitieren wir auch wieder, weil die bei uns in Garmisch übernachten", berichtet Mutter Rosi über das "offene Haus", in dem "Sportler ein- und ausgehen". Da besorgt Vize-Weltmeister Felix einen Arzt für einen verletzten Konkurrenten oder Rosi wäscht den Weltcup-Kumpels die Wäsche.

Riesenslalom-Dominator Ted Ligety etwa durfte erfahren, dass Unterhosen im Hause Neureuther gebügelt werden. Darüber tauschten sich seine Mutter bei den Winterspielen in Vancouver angeregt mit Rosi aus. "In Amerika macht man das nicht, aber die deutsche Hausfrau macht das", konstatiert Rosi lachend.

"Einer der Siegfavoriten im Slalom"

Ligety weiß den Menschen und Konkurrenten Felix Neureuther ("Einer der Siegfavoriten im Slalom") zu schätzen. "Es ist toll, solche Freunde auf der Tour zu haben", sagt der dreimalige Weltmeister von 2013 am Donnerstag der dpa. Die Eltern Neureuther registrieren dankbar die Zuneigung, die neben der Tochter Amelie, einer anerkannten Künstlerin, öffentliche vor allem Felix entgegenschlägt. "Für mich ist es eine der größten Freuden, andere glücklich zu machen", sagt Felix in einem dpa-Interview.

Moment mal. Nur Harmonie und Eintracht? Krachte es denn nie zwischen den Neureuther-Generationen? "Es gibt keinen Streit, nur manchmal Diskussionen, weil man als Eltern etwas anders sieht", erklärt Rosi, noch heute glücklich, dass Felix kein Sorgenkind war. "Der Felix hat nie etwas gemacht, der war immer draußen und wollte Sport treiben." Diskussionen gab es ums Abitur, das vor allem Vater Christian einforderte und mit dem sich Felix mitunter schwertat. Rosi erinnert sich: "Die einzige Verpflichtung, die es gab, war die Schule fertigzumachen. Da gab es Diskussionen. Und den Motorradführerschein wollte er machen. Das haben wir nicht erlaubt, weil man weiß ja, wie Buben sind." (dpa)