Essen. . Die von manchen Seiten erhoffte Reform des Sportfördersystems fällt aus. Selbst die minimalen Änderungen sind keine Reaktion auf die Debatte. Auch für die Olympischen Spiele 2016 in Rio werden vom DOSB Medaillenziele festgelegt.

Thomas Bach und Michael Vesper halten Hof. Am Dienstag wird die Spitze des deutschen Sports den Journalisten in die Blöcke diktieren, wie erfolgreich die eigene Olympia-Mannschaft in London doch war: 44 Medaillen, besser als 2008 in Peking, und das im härtesten Wettbewerb der Geschichte.

Die Bilanz-Pressekonferenz des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) steht an – und alles bleibt beim Alten. Kritik an den Zielvereinbarungen und der medaillenfixierten deutschen Förderung? War da was? Davon lassen sich die gewieften Anführer nicht irritieren.

Am Donnerstag trafen sich knapp 30 Sportfunktionäre in Frankfurt, um das DOSB-Präsidium vor seiner Sitzung am Dienstag zu beraten. Das Ergebnis: Die Sportförderung wird nur minimal verändert, hier und da werden ein paar Schräubchen gelockert, die vom DOSB vor bereits fünf Jahren verabschiedeten Förderkonzepte aber bleiben bestehen. Hatte man etwas anderes erwartet?

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Seit 2006 haben DOSB-Präsident Thomas Bach und sein Generaldirektor Michael Vesper den deutschen Sport im Griff. Damals fusionierten der Deutsche Sportbund – für den Breitensport zuständig – und das Nationale Olympische Komitee. Der DOSB vereinigte alle Aufgaben, ist seither einziger Ansprechpartner. Und an der Spitze stehen zwei Vollprofis, zwei begnadete Netzwerker.

Als nach Recherchen dieser Zeitung die illusorischen Medaillenvorgaben für die deutschen Olympia-Athleten veröffentlicht werden mussten und von vielen Seiten die Medaillenzählerei als anachronistisch gebrandmarkt wurde, blieben Bach und Vesper ruhig. Der langjährige Vizepräsident des kungel-erprobten IOC und der gestählte Grünen-Politiker und Ex-Minister – sie sind Aufregung gewohnt. Sie wussten: Der Sturm der Entrüstung wird sich legen. Wenn sich in der Politik doch noch einmal Aufbegehren regt, wenn jemand wie die FDP-Innenpolitikerin Christiane Piltz „mehr Transparenz fordert”, perlt es am wetterfesten Duo Bach und Vesper ab wie ein Schauer am Regenmantel.

Zielvereinbarungen bleiben bestehen

So fällt die von manchen Seiten erhoffte Revolution des Fördersystems aus, und selbst die minimalen Änderungen sind keine Reaktion auf die Debatte. DOSB-Leistungssportdirektor Bernhard Schwank, Vesper direkt unterstellt, hatte die Änderung bereits Anfang Juni auf einer Konferenz der Spitzenverbände vorgestellt.

Bestehen bleiben auch die Zielvereinbarungen. Für die Olympischen Spiele 2016 in Rio werden erneut Medaillenziele festgelegt, daran koppelt der DOSB gemeinsam mit dem Innenministerium die Vergabe von zusätzlichem Fördergeld. Der Anteil der über die Projektförderung vergebenen Mittel soll in den nächsten Jahren sogar noch steigen. Die Zielvereinbarungen werden also noch wichtiger. Verfügungsmasse für die Netzwerker an der Spitze des DOSB. Bach und Vesper haben ihren Laden im Griff.