Eton. . Der deutsche Doppelvierer nimmt auf dem Eton Dorney Lake erfolgreich Revanche und holt die Goldmedaille. 2011 kostete dem Quartett ein Missgeschick den WM-Titel. Diesmal bleiben die Männer bis zum Ziel konzentriert.

Wie Popeye stand Karl Schulze im Boot. Immer wieder spielte er mit den Muskeln, gut sichtbar für die Zuschauer auf der Tribüne und für die geschlagene Konkurrenz, wenn die kräftemäßig überhaupt schon in der Lage war, wahrzunehmen, was um sie herum passiere. Der im Bug des Bootes sitzende Schulze hat sich die Geste gleich nach der Zieldurchfahrt nicht zufällig ausgesucht, sie war sinnbildlich für die Stärke und für die Überlegenheit des Doppelvierers in diesem im olympischen Finale.

Vom Start weg führte das Boot auf dem Eton Dorney Lake, nach 500 Metern eine knappe halbe Länge, bei der 1000-Meter-Marke war der Vorsprung angewachsen und nach 1300 Metern betrug er bereits eine Bootslänge. Nur ein Missgeschick konnte den Sieg noch verhindern, ein Malheur etwa wie es der Crew ein Jahr zuvor bei der WM in Bled passiert war.

Lauritz Schoof und der Krebs

Damals hatte der Doppelvierer ebenfalls geführt, nicht so überlegen wie dieses Mal, aber doch deutlich, als sich Lauritz Schoof kurz vor dem Ziel einen „Krebs“ fing, wie ein verpatzter Schlag in der Rudersprache heißt. Das Boot geriet daraufhin aus dem Rhythmus, und Australien zog noch an den favorisierten Deutschen vorbei. Statt Gold gab es nur Silber und ein paar lange Gesichter. Dieses Mal ging alles gut, sie gewannen die zweite Goldmedaille nach dem Achter für den Deutschen Ruderverband bei diesen Sommerspielen. „Das hier war die Revanche für letztes Jahr“, sagte Schulze.

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Das Quartett hatte versucht, sich in dieser Saison nicht mehr mit der WM-Enttäuschung zu beschäftigen. Das gelang Tim Grohmann, Philipp Wende und Schulze ganz gut; Schoof nicht, trotz eines Mentaltrainers, mit dem er in Ratzeburg regelmäßig arbeitete. Erst recht nicht am Freitag. „Die Gedanken waren natürlich da“, gab er zu. Aber er habe sich auf den letzten paar Hundert Metern, als der Abstand auf eine Bootslänge angewachsen war, darauf konzentriert, „kein Gefühle zuzulassen, denn das war wahrscheinlich das Problem in Bled gewesen.“

Kroatien war in den Weltcups schneller

Anders als bei der WM waren die Deutschen in die olympische Regatta nicht als Goldfavorit gestartet, denn in allen drei Weltcups der Saison war der kroatische Doppelvierer schneller gewesen. Aber im wichtigsten Rennen hatte das DRV-Quartett die Nase vorne, Kroatien gewann Silber vor Australien. „Heute hat alles gestimmt“, sagte Schulze.