London. Im Halbfinale des Degenfechtens kommt es zum ersten Eklat der Olympischen Spiele von London. Leidtragende ist trotz ihres Sieges auch Britta Heidemann, die fast eine halbe Stunde warten muss, bis ihr Sieg feststeht - und dann das Finale verliert.
Wie lang ist eine Sekunde? Und wie oft muss man sich im Fechten bei einer Sekunde Kampfzeit zum Duell stellen? Was nach merkwürdigen Fragen klingt, hat für den ersten Eklat dieser Olympischen Spiele gesorgt. Das denkwürdige Gefecht zwischen Britta Heidemann und der Südkoreanerin Shin A Lam im Halbfinale zeigt, wie sehr sich die Rahmenbedingungen geändert haben, unter denen heutzutage Spitzensport getrieben wird. Wie überkommen die eine oder andere Regel ist. Und natürlich auch: wie stark die Emotionen sind, die Sport in uns wecken kann.
Einmal alle vier Jahre stehen Fechter im Blickpunkt. Und dann das: Im Zeitalter der Nano-Sekunde wird das Duell um den Finaleinzug bei Olympia zu einer Farce. Zu einem Wettkampf, der mit seinen polternden Trainern und Betreuern, einer offenbar nicht richtig funktionierenden Uhr und einem fast 30 Minuten lang debattierenden Kampfgericht an eine Provinzposse erinnert.
Das Unbehagen bleibt
Am Ende hat Britta Heidemann den Finaleinzug gepackt, weil sich die Südkoreanerin zum dritten Mal in einer Sekunde zum Gefecht gestellt hat – es klingt absurd. Aber man nennt das wohl Tatsachenentscheidung. Was bleibt, ist das Unbehagen, übrigens auch über eine Regel, die vor der Verlängerung einem der Kontrahenten per Los einen unschätzbaren Vorteil zuschustert, weil sie ihn zum Sieger erklärt für den Fall, dass das Gefecht unentschieden endet.
Man sollte nur nicht verkennen, was das mit den Sportlern macht. Für sie war die Farce von gestern ein Drama. Am Ende haben Heidemann und Lam den Preis gezahlt – sie verloren das Finale und das Gefecht um Platz drei. Das erste Edelmetall für Deutschland – eine Randnotiz.