London. Die deutschen Beachvolleyballerinnen Laura Ludwig und Sara Goller wollen in London die Goldmedaille holen. Sie sind beeindruckt vom Flair, von welchem das Stadion umweht wird. “Eine absolut super geile Location“, schwärmt Ludwig.

Plötzlich rennt dieses Pärchen durch den Sand auf das Spielfeld. Er nur mit einer Badehose bekleidet, sie im Bikini. Die Fans auf den Zuschauertribünen? Johlen und klatschen begeistert. Die englischen Ordner, die sonst alles reglementieren und kontrollieren und selbst bei der kleinsten Kleinigkeit aufdringlich fragen „May I help you, Sir“? Sie halten sich den Bauch vor Lachen.

Wenn die Bässe noch lauter wummern als sonst, wenn die Stimme des Stadionsprechers noch kreischender aus den Lautsprechern schallt, dann ruht der Ball kurz beim Beachvolleyball. Ob zwischen den Ballwechseln, bei einer Auszeit oder beim Seitentausch – die Partymusik gehört dazu. Und wenn keine offizielle, natürlich absolut durchtrainierte Stimmungskanone im Einsatz ist, lenkt garantiert ein Zuschauer, auch mal mit Bauchansatz, die Aufmerksamkeit der Kameras und der feierwütigen Masse irgendwie auf sich.

„Der Sport ist nicht nur Party und Spaß“, sagt Laura Ludwig, eine der besten deutschen Spielerinnen, trotzdem. „Er ist harte Arbeit.“ Wer jemals im Sand gelaufen, gesprungen oder einem Ball hinterher gehechtet ist, weiß das. Und bei den Olympischen Spielen ist der Untergrund noch tiefer, noch rutschiger als sonst.

Mischung aus Urlaubsparty und ehrfurchtsvoller Umgebung im Zentrum Londons

Doch mehr als die zu erwartende Maloche in den nächsten Tagen und die starken Gegner in der Vorrunde beeindruckt die 26-Jährige und ihre Partnerin Sara Goller das Flair, von welchem das Stadion umweht wird. Diese einzigartige Mischung aus der gewohnten Urlaubsparty einerseits und der ehrfurchtsvollen Umgebung im Zentrum Londons andererseits.

„Das ist eine absolut super geile Location“, sagt Ludwig und platzt fast vor Stolz: „Wir haben den besten Veranstaltungsort.“ St. James’s Park, die Rückseite von Downing Street Nr.10 und die anderen Prachtbauten mit ihren Türmchen und Jahrhunderte alten Mauern – all das bettet die Beachvolleyball-Arena kontrast- aber stilvoll auf dem Horse Guards Parade ein. Auf jenem Paradeplatz also, der einmal im Jahr der englischen Königin zur Abnahme ihrer Geburtstagsparade dient. Als ob das nicht reiche, sind aus dem Inneren Big Ben und London Eye zu sehen.

Sie könnten sich also in Schwärmerei verlieren, aber ihren Blick auf das Wesentliche verlieren Laura Ludwig und Sara Goller, die seit neun Jahren gemeinsam die Welt bereisen, nicht. „Es macht mich nicht nervös wollen Gold holener, dass hinter dem Stadion ein Palast steht“, sagt Ludwig.

Die durchtrainierten Blondinen wissen, dass von ihnen eine Medaille erwartet wird. Wenn möglich, eine goldene. Und sie trauen sich mit den Ergebnissen dieses Sommers im Hinterkopf zu, dieses Ziel zu erreichen. „Allerdings gibt es zehn Mannschaften, die das Turnier ebenfalls gewinnen können“, sagt Goller. Auch das Essener Duo Katrin Holtwick/Ilka Semmler.

Ludwig/Goller nennen sich "altes Ehepaar"

Für Ludwig/Goller, dieses „alte Ehepaar“ wie sie sich selbst nennen, wäre eine Medaille oder gar der Olympiasieg nicht nur der Karriere-Höhepunkt, sondern eventuell sogar der krönende Abschluss ihrer trauten Zweisamkeit. Das Ende einer so erfolgreichen Zeit, dass sie vom Internationalen Volleyball-Verband FIBV gar ausgewählt wurden, an dessen neuer Image-Kampagne teilzunehmen. 58 Spieler aus 23 Ländern machten die Funktionäre und Marketing-Experten kurzerhand zu Volleyball-Heroes, zu Volleyball-Helden.

Von Plakaten und Säulen blicken sie in London auf Touristen und Fans – die Arme vor dem Oberkörper verschränkt, der Blick ernst bis grimmig. Der Professionalität und Ernsthaftigkeit des Sports wegen. „So zu schauen, war gar nicht so einfach“, sagt Laura Ludwig - und lacht. Lauthals. „Sonst mussten wir immer lustig und nett sein.“ So wie es das Party-Publikum auch  in London liebt.