London. Am Tag nach seinem Desaster über 400 Meter Freistil steigerte sich Schwimmer Paul Biedermann und qualifizierte sich als Sieger des ersten Semifinals für das Finale über die 200 Meter Freistil. „Das Wasser ist mein Element und es hat sich endlich wieder so angefühlt, wie ich es liebe“, sagte er.
Paul Biedermann hatte sich die Kapuze seiner Sportjacke tief ins Gesicht gezogen, als ob er sich auch in den Katakomben des Aquatics Centre vor dem Londoner Nass schützen müsste. Auch wenn er immer noch nicht den optimistischen, den strahlenden Gesichtsausdruck aus seiner Zeit als Doppel-Weltmeister angenommen hatte, zeigte er wenigstens wieder den Ansatz eines Lächelns. Nachdem der Weltrekordler am Samstag als 13. im Vorlauf über 400 Meter Freistil untergegangen war, stand er am Sonntag über die 200 Meter Freistil mächtig unter Druck. Noch so ein kraftloser Auftritt und die Olympischen Einzel-Wettbewerbe wären für Deutschlands Schwimmstar schon am zweiten Tag zu Ende gewesen.
Am Vormittag nur als Zehnter das Halbfinale erreicht
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Aber Biedermann, der noch am Vormittag in 1:47,27 Minuten nur als Zehnter das Halbfinale erreicht hatte, steigerte sich rechtzeitig und schlug als Sieger des ersten Semifinals nach 1:46,10 Minuten an. Hinter ihm landete sogar der große Goldfavorit Ryan Lochte, der sich allerdings als Zweiter für das Staffel-Finale eine gute Stunde später schonte und dann doch sensationell nur Zweiter hinter den superstarken Franzosen wurde.
Biedermann steht als insgesamt Vierter im Finale am Montag. Es ist der Königswettbewerb der olympischen Schwimmwettbewerbe, ein Höhepunkt der XXX. Sommerspiele von London. Mit Weltmeister Ryan Lochte, Chinas Olympiasieger Yang Sun, Frankreichs Europameister Yannick Agnel, der gestern die französische Staffel zum Gold schwamm, Südkoreas Olympiasieger Taehwan Park und Weltrekordler Paul Biedermann treffen so viele Superstars aufeinander wie in keinem anderen Rennen.
Außer Biedermann nur Meeuw im Finale
„Das Wasser ist mein Element und es hat sich endlich wieder so angefühlt, wie ich es liebe“, sagte der erleichterte Biedermann, „ich habe heute Selbstvertrauen getankt. Jetzt freue ich mich auf das Finale.“ Außer Biedermann qualifizierte sich bisher nur Helge Meeuw, der als Siebter über 100 Meter Rücken in 53,52 Sekunden weiter kam, für ein Einzel-Finale. Das beweist, wie schlecht der Auftakt für das deutsche Team gelaufen ist. Nachdem am schwarzen Samstag kein einziger ins Halbfinale eingezogen war und die als Medaillen-Bank gehandelte Freistil-Staffel um Britta Steffen den Endlauf verpasst hatte, berief Sportdirektor Lutz Buschkow schon nach dem ersten Wettkampfabschnitt eine Krisensitzung.
Es wurde ein wenig besser, Biedermann und Meeuw sind heute im Finale. Und die deutsche Männer-Staffel über 4 mal 100 Meter Freistil, die im Vorlauf in 3:13,51 Minuten einen deutschen Rekord aufgestellt hatte, erreichte gestern immerhin den sechsten Platz im Endlauf. Das große deutsche Schwimm-Team muss sich mit kleinen Freuden zufrieden geben.