Essen. Große Namen gehören zu jeder olympischen Eröffnungsfeier. Warum allerdings ein David Beckham auf eine Stufe mit olympischen Legenden wie den Ruderer Sir Steven Redgrave gestellt wurde, erschloss sich nicht allen Zuschauern. Ein Kommentar.

Es muss ja nicht gleich hohes Olympia-Fieber dahinter vermutet werden. Aber kann es ein schöneres Beispiel dafür geben, wie schnell jemand, von dem es am wenigsten zu erwarten gewesen wäre, plötzlich offenbar Feuer und Flamme für die Spiele ist? Wer hätte sich schon vorstellen können, dass die Queen, die nach der vierstündigen Eröffnungsfeier nicht vor zwei Uhr nachts im Buckingham Palace zurück war, bereits am nächsten Vormittag wieder bei den Vorläufen (!) der Schwimmer im Aquatics Centre auftauchen würde.

Den amerikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney fähnchenschwingend auf der Tribüne zu erleben, kann angesichts des laufenden Wahlkampfes in Amerika niemanden überraschen. Aber die britische Königin muss mit 86 Jahren nicht mehr um die Gunst ihres Volkes buhlen. Umso bemerkenswerter ihre olympische Anteilnahme, die sich ja schon an ihrer – nicht nur im Vereinigten Königreich als sensationell empfundenen – Bereitschaft gezeigt hatte, an dem für Olympia produzierten Einspielfilm mit James-Bond-Darsteller Daniel Craig mitzuwirken.

Drei kritische Bemerkungen müssen sein

Wenn die Leichtigkeit und der Witz, mit der sich das furiose, wenn auch nicht wirklich unter die Haut gehende Auftaktspektakel wohltuend von vielen bombastischen Vorgängern abgrenzte, den Trend für die nächsten zwei Wochen gesetzt hat, dürfen wir uns auf beschwingte Spiele in der weltoffenen englischen Metropole freuen. Drei kritische Bemerkungen jedoch müssen sein.

1. Wer brauchte die Bilder des schwerstkranken Muhammad Ali? Der „Größte“, 1960 in Rom mit Gold im Halbschwergewichtsboxen dekoriert, hatte seinen magischen olympischen Moment 1996 in Atlanta, als er – schon gezeichnet von seiner Parkinson Krankheit – das Feuer entzündete. Ihn nun noch einmal zu sehen, war weniger berührend denn schockierend. Und wäre allenfalls zu verschmerzen, wüsste man, dass Ali die Teilnahme an der Flaggenzeremonie bewusst erlebt hat.

2. So sympathisch die Idee mit den sieben jungen Athleten rüber kam, die das olympische Feuer gemeinsam entzündeten, so irritierend war die Rolle von David Beckham bei der Fackel-Stafette. Hier wurde ein Sportler, der in seiner Karriere wohl häufiger in bunten Blättern als in Sportzeitungen auftauchte und der zuletzt bei der Werbung für Unterwäsche effektiver als beim Fußball war, auf eine Stufe gestellt mit einer Sportlegende wie dem fünfmaligen britischen Ruder-Olympiasieger Sir Steven Redgrave.

3. Wer ist bloß auf die Idee gekommen, das olympische Feuer eine Woche lang bis zum Beginn der Leichtathletik-Wettbewerbe im leeren Olympiastadion zu verstecken? Mr. Bond, übernehmen Sie und holen sie es da raus!