Tokio. Er ist die Überraschung der Spiele: Jonathan Hilbert holte Silber im Gehen. Und seine Freundin fieberte mit. Wir haben mit ihr gesprochen.
"Das ist auch für dich, Anna!" Nach seinem Silber-Coup über 50 Kilometer hat der Thüringer Geher Jonathan Hilbert sich bei seiner Freundin Anna Fischer live im Fernsehen bedankt. Wir haben nach der Entscheidung bei den Olympischen Spielen mit ihr gesprochen.
Anna Fischer, wie haben Sie den Silber-Coup Ihres Freundes Jonathan Hilbert erlebt?
Anna Fischer: Ich habe das Rennen in der Nacht am Fernseher verfolgt. Danach war ich so aufgekratzt, ich habe die ganze Nacht kein Auge zumacht.
Hatten Sie direkt nach dem Wettbewerb schon Kontakt zu Jonathan?
Ja, ich habe ihm gratuliert. Normalerweise haben wir uns immer viel zu erzählen. Aber diesmal war es eine eher kurze Unterhaltung. Wir beide waren einfach nur sprachlos.
Wann haben Sie gewusst, dass es zu einer Medaille reichen könnte?
Ich habe das Rennen bis zum Schluss verfolgt, auch wenn ich am Ende vor Anspannung nicht immer hinschauen konnte. Das war so unfassbar spannend. Als Jonathan aber im Bereich der Bronzemedaille ging, habe ich gewusst, dass er es schaffen kann. Denn seine Stärke ist es, auf den letzten Kilometern noch mal etwas zuzusetzen.
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Jonathan sprach von einer schwierigen Zeit, als er verletzt war. Wie haben Sie ihn damals erlebt?
Das war im Frühjahr wirklich sehr schwer für ihn. Manchmal dachte er, sein Olympia-Traum würde platzen. Aber Jonathan erhielt überall eine super Unterstützung. Und auch ich habe ihm Mut gemacht.
Weil Sie sich als Ex-Leichtathletin in seine Lage versetzen konnten?
Ja, ich bin früher für den SC DHfK Leipzig über die 800 und 1500 Meter gestartet, bin inzwischen als ambitionierte Hobbysportlerin aktiv. Da ich aus dem Leistungssport komme, konnte ich mich gut in seine Lage versetzen. Ich bin stolz, wie sich Jonathan jetzt bei Olympia diese Medaille erkämpft hat.
Wie kamen Sie auf die Idee, ihm Briefe nach Japan mitzugeben?
Wir wussten ja nicht, ob wir angesichts dieser großen Entfernung und des Zeitunterschieds jeden Tag über das Internet kommunizieren können. Deshalb habe ich überlegt, ihm etwas ganz Persönliches mitzugeben und habe entschieden, ihm für jeden einzelnen Tag seiner Reise einen Brief zu schreiben. Das waren nicht immer zehn Seiten, sondern manchmal auch nur ein Bild und ein paar Zeilen dazu. Im Gepäck hatte er auch einen Teddybären mit dem Spruch „Du schaffst das“.
Wann erwarten Sie Ihren Freund in der Heimat zurück?
Das weiß ich noch gar nicht so genau. Erst fliegt er ja nach Tokio, wo er seine Medaille bekommt. Ich gönne es ihm, dass er nach der Zeit in Sapporo auch noch ein wenig olympisches Flair mitbekommt. Aber ich bin natürlich auch glücklich, wenn wir uns am Sonntag oder Montag endlich wiedersehen.