Essen. Vor allem die Frauen des deutschen Teams sorgen bei Olympia derzeit für Glanzlichter. Eine schöne Momentaufnahme. Der Kommentar.

Der 27. Juli läuft in den USA unter anderem als „Tag des Stelzenlaufens“. In Finnland ist Unikeonpäivä – Siebenschläfer-Tag oder auch: „Tag der Schlafmütze“. Ricarda Funk, Dorothee Schneider, Isabell Werth und Jessica von Bredow-Werndl waren an diesem 27. Juli zum Glück hellwach. Sie sorgten in Tokio für die ersten deutschen Goldmedaillen. „Es ist ein bisschen wie Tanzen auf dem Wasser“, beschrieb Ricarda Funk ihren Gold-Ritt auf den Wildwasserwellen, ehe die drei deutschen Reiterinnen im Dressur-Viereck auf ihren Vierbeinern zum Olympiasieg tänzelten.

Nur Slalomkanute Sideris Tasiadis bei den Männern erfolgreich

Damit sind es bisher vor allem die Frauen, die für Glanzmomente im Team D gesorgt haben: Nach den bronzenen Leistungen der Wasserspringerinnen und Bogenschützinnen sowie den Olympiasiegen am Dienstag ist Slalomkanute Sideris Tasiadis mit seinem Bronze-Gewinn derzeit der Hahn im Korb der Medaillensammlerinnen. Natürlich ist es nur eine Momentaufnahme. Aber eine schöne. Die deutschen Athletinnen liefern ab. Sie erfüllen sich ihren Traum. Das motiviert – Männlein wie Weiblein. Auch deshalb, weil die Siege unterschiedliche Seiten der Medaille zeigen. Ricarda Funks Triumph kam überraschend. Die große Favoritin Jessica Fox geriet ins Straucheln, Ricarda Funk siegte, weil sie alles in ihr Kanu warf, um das Beste herauszuholen. Sie nutzte diese einmalige Chance.

Drei Frauen für Gold: Isabell Werth, Jessica von Bredow-Werndl und Dorothee Schneider.
Drei Frauen für Gold: Isabell Werth, Jessica von Bredow-Werndl und Dorothee Schneider. © Getty Images | Julian Finney

Die deutschen Dressurreiterinnen waren indes die hochgehandelten Favoritinnen. Alles andere als Gold wäre eine Enttäuschung gewesen – für die Reiterinnen, für die Öffentlichkeit. Sie siegten souverän. Diesem Druck muss man erst einmal standhalten.

Osaka und Biles – selbst die Größten können am Druck scheitern

Wie schwer das ist und wie selbst die Größten an überhöhten Erwartungen zerbrechen können, zeigen die Fälle Simone Biles und Naomi Osaka. Der 24-jährige Turn- und der 23-jährige Tennis-Star sollten diese Spiele prägen. Doch Osaka, die erst kürzlich Depressionen öffentlich gemacht und eine Pause eingelegt hatte, schied bei ihrem Comeback als Japans Vorzeige-Athletin bei ihren Heimspielen bereits im Achtelfinale aus. US-Idol Biles brach wegen mentaler Probleme das Mannschaftsfinale ab. So perfekt die Leistungen dieser jungen Frauen oft erscheinen, Maschinen sind auch sie nicht.