Tokio/Berlin. Langstrecken-Expertin Sarah Köhler will den deutschen Schwimmern erste Medaille seit 2008 bescheren. Hilfe gibt es von einer Legende.
Mitunter drängt das Private schon sehr in den Vordergrund. Die Beziehung zu ihrem Freund, den sie bald heiraten will. Den Fragen danach kann Sarah Köhler kaum ausweichen, zu verlockend erscheinen gerade in der bunten Welt der Magazine die Superlative vom Traumpaar des deutschen Schwimmens. Köhler (27), die erfolgreiche Langstreckenspezialistin, ist liiert mit Florian Wellbrock (23), dem erfolgreichen Langstreckenspezialisten.
Den Fokus verliert die in Magdeburg trainierende Athletin weder durch ihr Privatleben, noch durch ihre Funktion als Athletensprecherin des Schwimmverbandes oder durch die vielen internen Querelen in der DSV-Führungsetage.
Nun ist sie in Tokio, die Lage im Verband hat sich beruhigt, und zusammen mit Wellbrock soll sie ein deutsches Becken-Schwimmteam anführen, das nach 13 Jahren endlich wieder eine olympische Medaille mit nach Hause bringen will. Die ersten Versuche machten Mut, Henning Mühlleitner überraschte über 400 Meter Freistil mit Platz vier, die gebürtige Berlinerin Isabel Gose schwamm über dieselbe Distanz im Vorlauf deutschen Rekord und wurde im Finale Sechste. Köhler schaffte es über 1500 Meter Freistil als Sechste in den Endlauf (Mittwoch, 4.54 Uhr).
Tipps von Olympiasiegerin Steffen
Der lange Kanten ist die Paradestrecke der gebürtigen Hanauerin, die 2016 in Rio über 800 Meter Achte wurde. Damals zählten die 1500 noch nicht zum olympischen Programm, nun geht Köhler als Vize-Weltmeisterin über diese Distanz ins Rennen. „Natürlich habe ich auch den Kindheitstraum einer olympischen Medaille, den ich mir gern erfüllen würde“, sagt sie.
Auf dem Weg dorthin hat Köhler auch immer wieder die bislang letzte deutschen Medaillengewinnerin im Schwimmbecken, Britta Steffen (37), konsultiert. „Ich lege viel Wert auf ihren Rat, da sie viele Dinge sehr neutral sehen kann, immer ein offenes Ohr hat und eine unglaubliche Ruhe ausstrahlt“, erzählt Köhler.
Ob sie Steffen nacheifern kann mit einem Olympiasieg, das hängt wohl vor allem vom Auftritt von Katie Ledecky (24) ab. Die Amerikanerin erscheint auf ihren Strecken fast unschlagbar, will ihre Rio-Ausbeute von vier Mal Gold nun steigern.