Pyeongchang. DOSB-Präsident Hörmann sieht in Kombinierer Frenzel den idealen Fahnenträger des deutschen Teams. Ankunft nach 26-stündiger Reise in Pyeongchang:

Geschafft, aber glücklich erreichte Eric Frenzel gestern Abend nach einer 26-stündigen Odyssee das schmucke Clubgebäude des Birch Hill Golf Clubs in den Bergen von Pyeongchang-gun. Das während der Winterspiele zum Deutschen Haus umfunktionierte 1500 Quadratmeter große Anwesen soll "zum Treffpunkt im Herzen der Spiele für alle deutschen Athleten werden", wie Veronika Rücker erklärte. Die Vorstandsvorsitzende des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) hatte gemeinsam mit dem Chef de Mission, Dirk Schimmelpfennig, die Begegnungsstätte feierlich eröffnet. Doch Hauptgast des stimmungsvollen Abends war Frenzel, der mit stehenden Ovationen begrüßt wurde.

"Das war ja fast so ein Empfang, wie nach meinem Sieg in Sotschi", meinte der 29-Jährige verblüfft und rückte seine schwarze Kappe zurecht. Eigentlich sollte erst auf der Bühne verkündet werden, dass er die deutsche Mannschaft als Fahnenträger bei der heutigen Eröffnungsfeier im Olympiastadion anführen wird (12 Uhr/MESZ). Doch während sich auf dem Münchner Flughafen seine Abreise verzögerte, sickerte das Abstimmungsergebnis bereits durch. "Für mich ist es eine große Ehre. Es macht mich sehr stolz, unser Team ins Stadion zu führen", sagte Frenzel und verriet: "Als ich am Telefon von meinen Sieg erfahren habe, war ich echt überrascht."

Insgesamt waren fünf Sportler nominiert gewesen. Neben dem Nordischen Kombinierer aus Oberwiesenthal standen noch Rennrodlerin Natalie Geisenberger, Eisschnellläuferin Claudia Pechstein, Skirennläuferin Viktoria Rebensburg und Eishockey-Profi Christian Ehrhoff zur Wahl. Zu jeweils 50 Prozent gingen die Stimmen der Öffentlichkeit und jene der 154 für Pyeongchang qualifizierten Athleten ein. Letztlich setzte sich Frenzel mit 31,4 Prozent vor Favoritin Pechstein (24,5) und Ehrhoff (18,7) durch - und tritt damit die Nachfolge von Maria Höfl-Riesch an, die vor vier Jahren in Sotschi das deutsche Olympia-Team angeführt hatte.

Der Alpin-Star hatte 2014 erst die Fahne getragen und ist dann zu Gold und Silber gestürmt. Ein gutes Omen? "Ich habe keine Hellseher-Kugel dabei. Aber ich bin in einer sehr guten Verfassung und fühle mich bereit. Mein Ziel ist der Olympiasieg auf jeden Fall", sagte der kleine Sachse mit dem großen Kämpferherz. Einmal Olympia-Gold, fünf WM-Titel und fünfmal Gewinner des Gesamtweltcups seit 2012 - kein anderer hat in der jüngeren Vergangenheit die Nordische Kombination derart dominiert wie er. Doch DOSB-Präsident Alfons Hörmann lobte nicht nur den "herausragenden Athleten" Eric Frenzel, sondern "auch den bodenständigen und sympathischen Menschen". Mehr Vorbild gehe nicht.

Anreise mit Verzögerung

Fast wäre die Party allerdings ausgefallen. Frenzels Abflug aus München nach Seoul hatte sich am Mittwochabend wegen technischer Schwierigkeiten um fast sechs Stunden verschoben. Mit ihm mussten auch Hörmann sowie US-Skistar Lindsay Vonn und die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft wieder von Bord und später in eine andere Maschine steigen. Entsprechend verzögerten sich Ankunft und Weiterreise in den Olympiaort. Doch Frenzel nahm die Strapazen gelassen: "Ich konnte im Flugzeug sieben Stunden schlafen. Außerdem haben ich jede Menge Euphorie und Begeisterung in mir. An ein Bett denke ich momentan noch gar nicht.".

Bevor er sich dann doch ins Olympische Dorf aufmachen konnte, bekam der Mannschaftskapitän noch den symbolischen Schlüssel für das Deutsche Haus überreicht; verbunden mit der Einladung für alle deutschen Athleten und ihre Begleiter. Frenzels Familie wird auch nächste Woche anreisen und ihn bei den Wettkämpfen unterstützen. Aber heute Mittag wird Ehefrau Laura mit den Söhnen Philipp und Leopold sowie Klein-Emma erst einmal voller Stolz vor dem Fernseher sitzen.