Essen. Der Deutsche Olympische Sportbund war besser, als es Pessimisten vorher befürchtet hatten. Aber es hätten mehr Medaillen sein können. Ein Kommentar.

Ganz am Ende haben wir’s dann doch getan: Wir haben unsere Medaillen gezählt und geschaut, ob Deutschland nicht doch die Russen im Medaillenspiegel überholt. Wir dürfen zufrieden sein. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) war besser, als es Pessimisten vorher befürchtet hatten. An die deutsche Olympia-Bilanz kann man sich rein mathematisch nähern, wie es ja der Olympia-Chef Alfons Hörmann getan hat. Er hatte ausgerechnet, dass Deutschland „50 Prozent mehr Goldmedaillen“ geholt hat als in London 2012. Das sei „nicht schlecht“. Hörmann, so wörtlich: „Dieses Schicksal würden viele gern bei uns eintauschen.“

Die Schwimmer gingen erstmals seit 84 Jahren leer aus

Weil die Mannschaftssportarten wie Fußball, Hockey und Kanuten Medaillen holten, feiert der DOSB eine Zahl, die gefährlich ist: dass „rund 150 deutsche Sportler und damit jeder Dritte im Olympiakader mit einer Medaille heimfährt“.

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Ja, Milchmädchenrechnungen sind hilfreich bei der Argumentation, wenn andere Faktoren ebenfalls identisch wären: Größe und Reichtum der Bevölkerung, Bereitwilligkeit zur Sportförderung, Aus- und Fortbildung von Sportlern und Trainern im Verhältnis der Kosten, die von Funktionären verursacht werden. Man könnte womöglich zum Schluss kommen: Es hätten, wenn alle Störfaktoren beseitigt worden wären, fast doppelt so viele Medaillen sein können. Immerhin, Hörmann zieht in seiner Bilanz das Fazit: „Es gibt Handlungsbedarf."

Die Schwimmer gingen erstmals seit 84 Jahren komplett leer aus. Beim Fechten war nichts zu holen. Zwei Leichtathletik-Goldmedaillen täuschen nicht darüber hinweg, wie enttäuschend das DLV-Resultat ist.

Deutschland hat in Rio de Janeiro gesehen, wie fesselnd der Sport sein kann. Die Kanuten haben die Olympia-Bilanz gerettet wie die Schützen mit der besten Leistung seit Jahrzehnten. Aber reicht das? Freitag beginnt die Fußball-Bundesliga wieder. Dann schauen alle weg von den Olympischen Sportarten. Hier muss der DOSB tätig werden, dass unsere größten Sportler nicht nur alle vier Jahre unsere Stars sind.

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