Essen. . Für den ZDF-Schwimm-Experten Christian Keller wird eine erneute Nullnummer wie in London ausbleiben. Sogar ein Olympiasieg sei drin. Ein Interview.

Der frühere Kurzbahn-Weltmeister Christian Keller aus Essen fährt zum siebten Mal in Serie zu Olympischen Sommerspielen. Viermal, von 1992 in Barcelona bis Athen 2004, als Schwimmer. Nach Peking 2008 und London 2012 zum dritten Mal als ZDF-Experte. Der 43-Jährige ist sicher, dass die medaillenlose Zeit der deutschen Schwimmer bei Olympia vorbei ist. 2012 ging das Team in London leer aus.

Herr Keller, worauf freuen Sie sich am meisten bei den Schwimm-Wettbewerben in Rio?

Christian Keller: Auf die 200 Meter Brust mit Marco Koch, der auf dem zweiten Platz der Weltjahresbestenliste steht. Vor einem Jahr habe ich vor der WM in Kasan gesagt, Marco könne Weltmeister werden. Und er hat es geschafft. Seit den beiden Olympiasiegen von Britta Steffen 2008 in Peking habe ich wieder einen deutschen Goldkandidaten vor Augen. Aber auf die Finals von Franziska Hentke und Paul Biedermann bin ich auch sehr gespannt.

Was trauen Sie Michael Phelps zu?

Keller: Unglaublich, dass er nach 18-mal Gold wieder am Start ist. Michael ist ein Phänomen. Ich traue ihm in Rio weitere drei Olympiasiege zu.

Über 200 Meter Freistil wird Phelps diesmal nicht dabei sein. Ein Gegner weniger für Paul Biedermann. Wird er bei seinen dritten Olympischen Spielen endlich seine erste Medaille gewinnen?

Keller: Ich traue ihm zumindest Bronze zu. Dafür müsste er schon unter 1:45 Minute schwimmen. Aber das hat er drauf. Seine Hauptgegner werden der holländische Europameister Sebastiaan Verschuren und der Chinese Sun Yan sein. Aber natürlich sind auch die Australier und US-Amerikaner zu beachten. Dieses Rennen wird ein Höhepunkt der Spiele in Rio.

Wie sehen Sie die Entwicklung des deutschen Schwimmteams? Vor vier Jahren gab es den Tiefpunkt, als die Schwimmer zum ersten Mal seit 80 Jahren ohne Medaille nach Hause gefahren sind.

Keller: Das Desaster von London wird die deutsche Mannschaft vergessen machen. Die medaillenlose Zeit ist vorbei. Davon bin ich fest überzeugt. Vor vier Jahren habe ich gesagt, dass Bundestrainer Henning Lambertz der einzige ist, der in der Lage ist, den riesigen Dampfer deutsches Schwimmen wieder flott zu machen. Wir sind auf dem richtigen Weg. Das Team ist motiviert. Ich hoffe auf zwei bis drei Medaillen.