Duisburg. Im Filmforum stand bei einer Sondervorführung die Vizemeisterschaft des Meidericher SV im Jahr 1964 im Fokus. Bewegende Momente.
Der große emotionale Moment in einem großen Duisburger Film zieht auch am Sonntagmorgen das Publikum in den Bann. Stille, vereinzelt Tränen in den Augen, die Herzen schlagen höher. Im Filmforum am Dellplatz läuft die Geschichte der „Meidericher Vizemeister“. Die Passage über Werner „Eia“ Krämer, diesem begnadeten Fußballer des Meidericher Spielvereins, bewegt die Zuschauerinnen und Zuschauer auch dieses Mal. Im Februar 2010 war „Eia“ Krämer verstorben. Sein Sohn Michael kämpft nicht nur im Film mit den Tränen, sondern auch an diesem Sonntag im Kinosessel. „Mein Taschentuch ist auch diesmal wieder feucht“, sagt Michael Krämer nach der Vorstellung.
Michael Wildberg und Matthias Knorr, zwei der Macher des Dokumentarfilms „Meidericher Vizemeister“, begrüßten am Sonntag viele Gäste bei der „blau-weißen Adventsmatinee“ im Filmforum. Im März wurde diese nicht nur in Duisburg viel beachtete Produktion zehn Jahre alt. Was aber noch bedeutender ist: Der MSV Duisburg feierte 2024 den 60. Jahrestag der Vizemeisterschaft in der ersten Bundesliga-Saison. Natürlich: Der Kapitän der damaligen Mannschaft, Günter Preuß, war mit seiner Ehefrau Ursel auch diesmal dabei. Als weiterer Vizemeister und „Hauptdarsteller“ im Film war Horst „Pille“ Gecks zugegen. Michael Bella, der 1964 Bundesliga-Spieler wurde, schaute ebenfalls bewegt zu.
Neben der Familie Krämer waren auch Angehörige von Ludwig Nolden, Werner Lotz und Hennes Sabath am Dellplatz dabei. Im Film sorgten diese drei Fußballer mit ihren Anekdoten für viele unterhaltsame Momente. Von Sabath stammt der markige Satz, dass die Meidericher damals „für ein Mettbrötchen und eine Tasse Kaffee“ Fußball gespielt haben.
„Was wir geschafft haben, ist einmalig. Das wird es im deutschen Fußball nicht mehr geben.“
Das Jahr 2024 war für den MSV Duisburg ein sehr bewegendes und im Zuge des Abstiegs in die Fußball-Regionalliga auch ein sehr schmerzliches Jahr gewesen. Da hatten nur wenige Zebras im Frühjahr Lust zu feiern. Hinzu kam der Wechsel des Vorstandes. Alles das führte dazu, dass Michael Wildberg und Co. diese Kinovorführung erst sehr kurzfristig auf die Beine stellen konnten. Neben den Strategen von einst waren unter anderem Fans und das Team des MSV-Museums dabei. Marketingchef Christian Koke vertrat die Geschäftsführung, Jörg Kaiser den Vorstand.
Michael Wildberg erinnerte an die Anfänge des Projektes, das immer größer wurde. Dass der Streifen mal im Filmforum und später auch noch im Sommerkino im Landschaftspark vor vollen Rängen laufen würde, wagten Wildberg, Matthias Knorr und der am Sonntag verhinderte Kristian Lütjens nicht zu träumen. Wildberg berichtete über spannende Filmaufnahmen mit Günter Preuß: „Er ist der einzige Mensch, den ich kenne, der eine Kellerbar im Dachgeschoss hat.“ Dieses kuriose Setting führte dazu, dass die Filmemacher die Sonneneinstrahlung durch das Fenster nicht berücksichtigt hatten. Am Ende des vierstündigen Drehs wurde offenbar: Ein Teil musste später neu aufgenommen werden.
Zuletzt war der Film im Autokino vor der Arena im Jahr 2020 im Zuge der Corona-Pandemie öffentlich zu sehen gewesen. Nicht nur der mittlerweile 88 Jahre alte Günter Preuß genoss die Vorstellung am Sonntag. Der Vizemeisterkapitän hob die Bedeutung des Erfolges noch einmal hervor: „Was wir geschafft haben, ist einmalig. Das wird es im deutschen Fußball nicht mehr geben.“ Für viele Experten galt der Meidericher SV 1963 als Abstiegskandidat. Günter Preuß sagt heute: „Wir hätten auch Deutscher Meister werden können.“
Wer den Film sieht, spürt, dass tatsächlich mehr drin war. Der 1. FC Köln wurde mit sechs Punkten Vorsprung vor dem MSV Meister. Es galt damals die Zwei-Punkte-Regel. Beim 3:3 in der Hinrunde in Köln kassierte das Team von MSV-Trainer Rudi Gutendorf den Ausgleich erst in der 88. Minute. Beim 2:2 im Rückspiel verspielte der MSV eine 2:0-Halbzeitführung. Der 2018 verstorbene Werner Lotz sagt im Film über das zweite Spiel: „Wenn wir Köln geschlagen hätten, hätten wir die am Haken gehabt.“
Michael Wildberg kündigte an, die Zebrafamilie von nun an jährlich zur Filmvorführung in der Adventszeit einladen zu wollen. 2025 möchten die Meidericher zudem auch wieder feiern. Günter Preuß und Co. werden ein Nachsehen haben: Im Publikum sollen dann nicht nur Vizemeister, sondern auch Meister sitzen.