Duisburg/Rödinghausen. Farat Toku, Trainer des kommenden MSV-Gegners, hat schon eine Menge erlebt. Der Abstand zu den Zebras ist für ihn eher zweitrangig.
Rödinghausen ist aus Duisburger Sicht so richtig weit, weit weg. 200 Straßenkilometer liegen zwischen der Schauinsland-Reisen-Arena und dem Häcker Wiehenstadion, wo der SV Rödinghausen seine Heimspiele austrägt. Und auch gedanklich trennen den MSV immer noch Welten vom vermeintlichen Provinzverein aus der 10.000-Einwohner-Gemeinde im Kreis Herford. Doch seit dieser Saison treffen beide Klubs nicht nur erstmals in der Fußball-Regionalliga West aufeinander, sie sind sogar in der Tabelle nur drei Punkte voneinander getrennt. Ein Fakt, der SVR-Trainer Farat Toku erst einmal ganz kalt lässt.
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„Wir orientieren uns ja nicht am MSV Duisburg. Wenn die acht Punkte hätten und wir dann fünf, wäre das keine so gute Sache“, stellt der 44-Jährige nüchtern fest, der in Bochum geboren wurde und sich entsprechend als „Kind des Ruhrpotts“ bezeichnet. Seit fast genau einem Jahr hat er das Sagen bei den Ostwestfalen; zuvor war er in der hiesigen Region vor allem als langjähriger Trainer der SG Wattenscheid 09 bekannt geworden. Nun hat der MSV halt keine acht Punkte auf dem Konto, sondern deren 20, was in der angesprochenen Relation 17 für Rödinghausen ergibt, also Schlagdistanz zum ersten Platz. Als „eine sehr reife und aufstrebende Mannschaft, die Druck auf die Tabellenspitze macht“, hatte Zebra-Coach Dietmar Hirsch den SVR bezeichnet. Auch da bleibt Farat Toku eher auf Distanz: „Das finde ich sehr respektvoll. Aber davon kann man sich natürlich nichts kaufen.“
„Wir orientieren uns ja nicht am MSV Duisburg. Wenn die acht Punkte hätten und wir dann fünf, wäre das keine so gute Sache.“
Bei einem so geringen Abstand zum Aufstiegsrang drängt sich natürlich die Frage auf: Was wäre, wenn? Wenn Rödinghausen am Ende wirklich wieder auf Platz eins landet? Da war der Verein nämlich schon einmal. Vier Jahre ist es gerade her, in der Corona-Abbruch-Saison 2019/20 führte der SVR das Tableau überlegen mit zehn Punkten Vorsprung an, doch auf einen Lizenzantrag für Liga drei wurde aufgrund der hohen Anforderungen verzichtet. Der damalige Coach Enrico Maaßen und einige Leistungsträger verabschiedeten sich, doch Rödinghausen konnte sich in der Viertklassigkeit behaupten, landete seitdem immer mindestens auf einem einstelligen Platz.
Selbstvertrauen und Anspruch kommen also nicht von ungefähr. „Wir arbeiten schon sehr professionell“, bestätigt Farat Toku, der das Ziel seiner Arbeit nicht primär an Tabellenplätzen festmachen will. Die Vorgabe, angesichts des Budgets irgendwo zwischen Rang neun und sechs zu landen, sollte sich umsetzen lassen, doch Toku hat andere Ziele, wie sich auch auf seiner – ungewöhnlich für einen Fußballtrainer – eigenen Homepage nachlesen lässt. Dort steht unter anderem: „Er begann als Zahntechniker, bevor er sich um autistische Menschen kümmerte. Danach studierte er Psychologie und erlangte seinen akademischen Grad, bevor er sich hauptberuflich dem Fußball widmete. Heute sieht er sich selbst als Entwickler und Begleiter, als jemand, der anderen helfen kann, jede Herausforderung mit Leidenschaft zu meistern. Er ist eine Führungspersönlichkeit, die Menschen dazu inspirieren kann, große Dinge zu erreichen.“ Dazu könnte dann auch ein Sieg in der Duisburger Arena zählen.