Duisburg. „Oh, wie ist das schön“: Der MSV Duisburg hat nach dem Sieg gegen Freiburg Hoffnung und neuen Mut geschöpft. Begeisterung in Duisburg.
Der Fußball-Drittligisten MSV Duisburg wahrte seine Chance auf Rettung nach der Winterpause. Der Tabellenvorletzte gewann am Mittwochabend das Kellerduell zum Jahresausklang gegen Schlusslicht SC Freiburg II mit 4:2 (3:1). MSV-Trainer Boris Schommers sprach vor 9243 Zuschauern davon, „wie sehr diese Mannschaft diesen wichtigen Heimsieg haben wollte und den haben wir heute völlig verdient eingefahren.“ Die Fans sangen: „Oh, wie ist das schön.“ Sie sahen, was man lange nicht gesehen hatte: Erstmals in dieser Saison gelang der Elf mehr als zwei Tore.
Die Meidericher verbringen den Jahreswechsel auf Rang 19. Aber: Bis zum Ufer, das den Erhalt der dritten Liga bedeutet, sind es „nur“ vier Punkte. Gewinnt Halle sein Nachholspiel wären es fünf Zähler. Bei noch 18 ausstehenden Partien und der Aussicht auf personelle Verstärkung eine zumindest machbare Aufgabe.
MSV Duisburg: Kölle mit Doppelpack
Bei Freiburg sah Berkay Yilamaz (68) nach einer Notbremse an Duisburgs Robin Müller die Rote Karte. Duisburgs Caspar Jander fehlt beim Neustart am 20. Januar in 1860 München, nachdem er gegen Freiburg II seine fünfte Gelbe Karte gesehen hatte.
Die Liste der möglichen Gesprächspartner nach der Partie war durchaus lang. Niklas Kölle, im linken offensiven Mittelfeld unterwegs, schnürte einen Doppelpack. Ihm gelang das 2:0 (12.) und das enorm wichtige 3:1 (45+3), nachdem sich die Freiburger durch Yann Sturm in der 44. Minute zurück ins Spiel gebracht hatten. Gegen Verl im September war der MSV nach einem 2:0 durch ein Anschlusstor vor der Pause komplett aus den Schuhen gekippt. Kölle verhinderte mit seinem zweiten Tor zum Jahreskehraus und Rückrundenstart das Nervenflattern. Über seine Treffer sagte Kölle: „Heute hat es wieder gut geklappt mit Basti vorne drin. Schöne Zielbälle, das ist mein Spiel mit den tiefen Läufen.“
MSV Duisburg: Sebastian Mai ist gefragter Mann
Besagter Basti war Sebastian Mai, ebenfalls ein gefragter Mann nach dem Spiel war. Der Kapitän hatte beim 2:4 gegen Dynamo Dresden am Sonntag mit einer Gelbsperre gefehlt. Schommers schickte seinen gelernten Innenverteidiger am Mittwoch wieder in die vorderste Reihe. Mit vollem Erfolg. Mai erzielte nach feiner Vorarbeit von Joshua Bitter das 1:0 (9.). Das 2:0 und das 3:0 legte der hoch gewachsene Stürmer auf. Torhüter Vincent Müller hatte hoch aus dem Strafraum auf Mai geflankt. Die folgenden Kopfball-Vorlagen nutzte Kölle für besagte tiefe Läufe. Der Chefspieler erklärte nach der Partie: „Ich bin super happy. Wir haben einen sehr, sehr wichtigen und sehr, sehr guten Dreier in einer Art Sechs- Punkte-Spiel eingefahren haben.“ Über seinen Türöffner sagte er: „Das ist meine Aufgabe: nicht nur abgrasen das vorne, sondern auch Tore schießen, wenn es geht.“
Mai kehrte in der Schlussphase in die Defensive zurück. Innenverteidiger Marvin Knoll hatte sich an der Leiste verletzt und wollte ausgewechselt werden. Trainer Schommers zuckte mit den Achseln. Er hatte zwar erst drei Spieler eingewechselt, aber dreimal einen Spieler. Und die Regel sieht vor, dass es nur drei Wechseloptionen gibt. Die waren ausgeschöpft, nachdem erst Pusch (56.) und dann die verletzten Joshua Bitter (72.) und Santiago Castaneda (75.) ersetzt werden mussten. Knoll war mithin ebenfalls ein gefragter Mann und beschrieb sich selbst als „angeschossenes Reh“. Der Chefverteidiger humpelte die Schlussphase über die Zeit. Vom Platz gehen war keine Option: „Ich kann die Mannschaft in einer solchen Situation nicht im Stich lassen“, so Knoll. Zuvor hatte der Abwehrmann einen Hammer ausgepackt.
MSV Duisburg: Formkurve zeigt nach oben
Den Freistoß aus 16 Meter nach der Roten Karte gegen Freiburg hämmerte der 33-Jährige kompromisslos ins Tor (70.). Seine Überlegungen vor dem Abschluss: „Mir war klar, ich hau‘ das Dinge volle Mühle durch. Entweder treffe ich die Mauer oder ich schieße das Netz durch.“ Das Tor war spielentscheidend. Freiburg hatte kurz zuvor das 2:3 nach einem Freistoß per Kopfball durch Hamadi Al Ghaddioui (63.) erneut den Anschluss geschafft.
Anders als beim 2:4 gegen Dresden hatten die Hausherren dieses Mal das „Momentum“, wie Trainer Schommers sagte, auf seiner Seite. Noch ehe laute Fragen über die Punktevergabe gestellt wurden, hatten die Hausherren die Antwort parat.
Die Formkurve des MSV zeigt inzwischen deutlich wahrnehmbar nach oben. Aus den letzten fünf Spielen holten die Zebras acht Punkte. Niklas Kölle sagte es so: „Man hat gesehen, wie wir als Truppe zusammengewachsen sind. Es hat einfach Bock gemacht, dass man sieht, egal wer auf dem Platz ist, er ist für den anderen da.“