Barcelona. Seit sieben Jahren wartet Fernando Alonso auf einen Sieg bei seinem Heimrennen. Am Sonntag will der Doppel-Weltmeister beim Großen Preis von Spanien diese schwarze Serie endlich beenden. Ferrari hat den F138 technisch entsprechend aufgemotzt.
An Michael Schumachers Triumphe bei Ferrari reicht Fernando Alonso nicht annähernd heran. Aber was seinen Status und seine Stellung bei der Scuderia betreffen, steht der Spanier auf einer Stufe mit dem siebenmaligen Formel-1-Weltmeister. Alonso hat sich dank fahrerischer Qualitäten und auch politischen Geschicks die absolute Führungsrolle gesichert. Und wenn, will er der Königsklasse des Motorsports auch nur bei den Italienern Arrivederci sagen. "Ich will meine Karriere bei Ferrari beenden", hat er mehrfach erklärt.
Sein Status als Nummer 1 ist unangefochten. Teamkollege Felipe Massa muss sich - wie schon zu Schumachers Zeiten - dem Alpha-Tier unterordnen und fügen. Läuft es nicht nach dem Kopf des zweimaligen Weltmeisters aus Oviedo, kann dieser kräftig austeilen. Alonso, der an diesem Wochenende erstmals seit 2006 wieder den Großen Preis von Spanien auf dem Circuit de Catalunya gewinnen will, ist ein Meister der Provokation.
Vor dem Bahrain-Rennen veröffentlichte der 31-Jährige per Twitter ein Foto, das ihn mit Sebastian Vettels Teamkollege Mark Webber beim Essen zeigt mit dem Titel "Dinner unter Freunden". Vor dem Europa-Auftakt an diesem Sonntag (Start: 14.00 Uhr/Live im Ticker) gaben er und der Australier der britischen BBC ein Doppelinterview. Ein Foto zeigt die beiden Kumpels gemütlich auf einer Couch beim Plaudern.
Für viele ist Alonso der beste Pilot
Die Willensstärke, die Fähigkeiten, ein Team motivieren und mitreißen zu können, seine Erfolgsbesessenheit und sein Außergewöhnliches Können waren für Ferrari wesentliche Gründe, ihn 2010 zu verpflichten. Für viele ist Alonso der beste Pilot. Der italienische Traditions-Rennstall bezahlte Kimi Räikkönen damals sogar angeblich 20 Millionen Euro Abfindung, damit der Finne der vorzeitigen Vertragsauflösung zustimmte und dem Spanier Platz machte.
In Titeln gerechnet hat sich die Investition bislang nicht ausgezahlt. Im ersten Jahr vermasselte eine stümperhafte Strategie beim Saisonfinale den WM-Triumph für Alonso. 2011 waren Vettel und Red Bull einfach unschlagbar. Bei Vettels Titel-Hattrick im Vorjahr lag der Spanier ebenfalls bis zum Schluss aussichtsreich im Rennen.
Im vierten Anlauf soll es klappen. "Den WM-Gewinn" gab Alonso als - eigentlich selbstverständliches - Saisonziel an. Vor dem Heimrennen liegt der Vizechampion (47 Punkte) 30 Zähler hinter Spitzenreiter Vettel (77), selbst wenn er den fünften WM-Lauf gewinnen sollte, könnte er den Deutschen nicht überholen.
Ein Spanier im Pech
Allerdings hatte Alonso in den bisherigen vier Überseerennen auch zweimal Pech: In Malaysia fiel er aus, nachdem er Vettel ins Heck gekracht war. Wegen Problemen mit dem Heckflügel konnte Alonso in Bahrain nicht attackieren und musste sich mit Rang acht begnügen. Der zweite Platz zum Auftakt in Australien und sein Sieg in Shanghai dokumentieren indes, dass der Ferrari Potenzial hat.
Ein Sieg in Spanien wie vor sieben Jahren soll auch diesmal ein gutes Omen für den WM-Ausgang sein. Damals wurde Alonso im Renault zum zweiten Mal nach 2005 Weltmeister. "Das ist immer etwas besonderes", sagte der 31-malige Grand-Prix-Gewinner zu seinem Heimauftritt: "Die Leidenschaft der Fans gibt dir zusätzliche Motivation, da will man mehr erreichen."