Melbourne. . Die Formel 1 steckt in einer Finanzkrise. Es gibt Rabatte für Rennveranstalter, es werden nur 19 statt der geplanten 20 Rennen ausgetragen, das erste Team ist schon pleite. Die Konsequenz: Immer mehr Piloten sind sportlich nicht erste Wahl und mehr als ein Drittel der Cockpits ist in der neuen Saison an “Bezahlfahrer“ vergeben.

Pünktlich zum Saisonstart präsentiert die Formel 1 einen neuen Sponsor, die Uhrenmarke Rolex. Beim Empfang am Vorabend des Großen Preises von Australien steht für viele der elf Rennställe (das spanische HRT-Team hat schon pleite gemacht) der Zeiger aber schon auf fünf Minuten vor Zwölf.

Die Finanzkrise schreitet fort, weil sich die Teams aus sturem Konkurrenzdenken nicht auf eine vernünftige Kostendeckelung einigen können. Ein untrügliches Indiz dafür, was die Stunde wirklich geschlagen hat: Mehr als ein Drittel der Cockpits ist in der neuen Saison an Bezahlfahrer vergeben.

Ecclestone muss Abstriche machen

Die Formel 1 tendiert stets zum Drama, auch das lässt sie so attraktiv erscheinen. Aber diesmal ist der Grat schmal, mehr als der Hälfte der Rennställe droht der jähe finanzielle Absturz. Das Fachblatt „auto, motor und sport“, der Königsklasse sonst sehr wohlwollend verbunden, warnt vor der 64. WM-Saison: „Das Monster Formel 1 ist zu teuer, zu kompliziert geworden.“ Plötzlich muss Bernie Ecclestone, immer noch mit der Münchner Staatsanwaltschaft wegen der Bestechungsaffäre im Clinch, Rabatte an Rennveranstalter geben, trotzdem werden nur 19 statt der geplanten 20 Rennen ausgetragen. Und der Große Preis von Deutschland, im Lande des Weltmeisters Sebastian Vettel, geriet ob der Nürburgring-Pleite zur Zitterpartie.

Die Schere geht auseinander, die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer. Zwar kann Branchen-Primus Red Bull, der auch mit Abstand den höchsten Etat (245 Millionen Euro) haben soll, einen neuen Top-Sponsor präsentieren.

Die Mitgift-Regelung

Aber selbst McLaren hat mit Sergio Perez einen Piloten verpflichtet, der sportlich nicht erste Wahl war, aber mexikanische Werbemillionen mit sich bringt. Der neue Grand-Prix-Jahrgang heißt deshalb schon „das Jahr der Bezahlfahrer“. Zu den Gesetzen des Motorsports gehört seit jeher die Mitgift-Regelung, Plätze im Cockpit werden meistbietend versteigert: Wer genug zahlt, kriegt den Platz.