Sepang. . Sebastian Vettel ging beim Großen Preis von Malaysia leer aus: Bei einer Kollision wurde ihm vom Inder Narain Karthikeyan ein Hinterreifen aufgeschlitzt. Den Sieg im chaotisch verlaufenen Regen-Rennen, das für fast eine Stunde unterbrochen war, schnappte sich Ferrari-Pilot Fernando Alonso.
So gern hat Fernando Alonso noch nie im Regen gestanden. Ein Monsun-Intermezzo nach 20 Minuten beim Großen Preis von Malaysia mischte die ganze Formel 1 auf, spülte auch den Mexikaner Sergio Perez fast zum Sieg. Der Sauber-Pilot wurde am Ende Zweiter vor dem Dauer-Dritten Lewis Hamilton. Schauerlich die Resultate der deutschen Hoffnungen: Nico Hülkenberg Neunter, Michael Schumacher Zehnter, Sebastian Vettel Elfter. Die letzten beiden wurden Opfer wilder Feindberührungen.
Reifen wurde aufgeschlitzt
Vettel war selten in den letzten zwei Jahren so sauer wie am Sonntag. Eine Berührung mit dem HRT von Narain Karthikeyan in der 48. von 56 Runden, wobei der Reifen aufgeschlitzt wurde, hatte ihn Platz vier gekostet. „Ich war meiner Meinung nach schon vorbei. Aber so wie das auch im echten Leben ist, gibt es noch ein paar Gurken, die auf der Strecke rumfahren. Das ist extrem frustrierend, weil ich denke, das in dem chaotischen Rennen ein vierter Platz zufriedenstellend gewesen wäre. Aber so springt halt gar nichts dabei raus.“ In der WM-Wertung führt jetzt Fernando Alonso (35) vor Lewis Hamilton (30), Jenson Button (25), Vettel (18) ist Sechster, und sagt über die Leistung von Red Bull: „Wir stehen jetzt irgendwo mittendrin.“
Was für ein feuchter Traum aber für ganz Italien. Nach dem Debakel beim Saisonstart drohte Teamchef Stefano Domenicali schon die Entlassung, McLaren und Red Bull schienen den Titel schon unter sich auszumachen. Doch das Gewitter über Kuala Lumpur machte alle Prognosen zunichte. Klare Sicht über die wahren Leistungsverhältnisse gibt aber auch der zweite WM-Lauf nicht. Aber es ist ein Chaos mit Charme, dass sich da entfaltet. Welcher Nicht-Hardcore-Fan kannte schon Perez, wer hätte einen Bruno Senna auf Platz sechs erwartet?
„Eine Riesenüberraschung, unglaublich“, stammelte Alonso, der unermüdliche Kämpfer. Er hatte den kaum fahrbaren Ferrari (Niki Lauda: „Ein Kübel“) schon auf Startplatz acht geprügelt, im Rennen kam dem Spanier nach dem Neustart das Pech von McLaren zu Gute: Hamilton verlor Zeit bei einem verpatzten Boxenstopp, Button schlitterte bei einem Überholmanöver in einen Nachzügler.
Super-Sonntag für Sergio Perez
Für den erst 22 Jahre alten Perez war es im 19. Rennen der Sonntag seines Lebens: „Der Sieg war definitiv drin“, sagte er, „aber ich bin auch stolz auf Platz zwei.“ Die Grundlage für die Sensation wurde durch die kluge Schweizer Taktik schon in der zweiten Runde gelegt, als er als Erster auf Regenreifen wechselte – die anderen kamen erst nach vier Umläufen, da ist „Checo“ schon Dritter.
Die ersehnte Rückkehr aufs Podium erledigte sich für Michael Schumacher schon kurz nach dem Start, als ihn der Franzose Grosjean rausboxte. Schumacher: „Unnötig!“ Als er sich auf Rang 13 zurückgekämpft hatte, wurde die über Sepang wabernde Gewitterwolke örtlich. Button funkte flehentlich an die Box: „Das ist kriminell!“ Das Feld wurde gestoppt, 20 Minuten und neun Runden waren gefahren.
Erst nach 51 Minuten ging die Prozession hinter dem Safety Car wieder auf eine Reise ins Ungewisse, verbunden mit der spannenden Frage: Wer wechselt zuerst auf Intermediate- oder Trockenreifen?
Nach dem Neu-Start hieß die Frage: Zaudern oder wechseln, was ist besser? Fast knallte es im Reifen-Schlussverkaufsgedränge, bis zu neun Boliden holten gleichzeitig Frisches. Im munteren Spitzenreiter-Reigen übernahm Alonso die Führung – und gab sie nicht mehr her. Ferrari-Teamchef Domenicali genoss die warme Dusche: „Wir haben gesehen, wie schnell sich die Dinge ändern können.“
Regenchaos in Malaysia
