Beim Saisonfinale der Formel 1 hat Sebastian Vettel keine Chance mehr auf den Titel. Doch der immer noch enttäuschte Red-Bull-Pilot will sich zumindest Platz zwei sichern.
In der Wüste will es Sebastian Vettel noch mal wissen. Auf einer Rennstrecke wie in einem Märchen aus "1001 Nacht" will der 22-Jährige die beste Formel-1-Saison seiner Karriere als Kronprinz abschließen. "Für mich ist das deshalb kein Schaulaufen. Es geht noch um den zweiten Platz, den will ich festigen", sagt der Red-Bull-Pilot vor dem Saisonfinale 2009 am Sonntag (14 Uhr/live bei RTL und Sky) in Abu Dhabi.
Die Enttäuschung über den verpassten WM-Titel hat Vettel immer noch nicht komplett verarbeitet. "Ich bin ja in der Formel 1, um zu gewinnen. Und jede Chance, die du nicht nutzt, ist eine verpasste", sagt der Rennfahrer mit dem Lausbubengesicht erstaunlich abgeklärt. Aus diesem Grund überwiege bei ihm auch das Gefühl, dass er die WM verloren habe.
Button: "Können es etwas entspannter angehen"
Der frisch gekürte Weltmeister Jenson Button will es auch beim Finale nicht langsamer angehen lassen, obwohl es für ihn eigentlich nur noch um die "goldene Ananas" geht. Es sei ein tolles Gefühl, mit dem WM-Titel in der Tasche ein Rennen zu fahren, sagt der Brite nach einem fast zweiwöchigen Feier-Marathon: "Wir wollen diese Saison mit einem guten Resultat ausklingen lassen. Wir können es jetzt aber etwas entspannter angehen."
Buttons Teamkollege Rubens Barrichello, der wahrscheinlich sein letztes Rennen für Brawn fährt, möchte Vettel in der WM-Wertung noch vom zweiten Platz verdrängen. "Die Saison war für mich schon jetzt wie ein Märchen, der Vize-Titel wäre viel mehr, als ich mir jemals erträumt hätte", sagt der Brasilianer, der 2010 vermutlich mit Williams-Pilot Nico Rosberg das Cockpit tauschen wird.
Barrichello will Vettel Platz zwei abjagen
Hinter dem uneinholbaren Button (89 Punkte) trennen Vettel und den drittplatzierten Barrichello im WM-Klassement nur zwei Zähler (74:72). Sollte Vettel in Abu Dhabi vor dem Brasilianer ins Ziel kommen, hätte er den zweiten Gesamtrang in jedem Fall behauptet. Red-Bull-Teamchef Christian Horner blickt bereits nach vorn und träumt von glorreichen Zeiten mit Vettel: "Er hat ganz klar die Fähigkeit, Weltmeister zu werden - entweder 2010 oder 2011."
Vettel zieht seine Saisonbilanz mit gemischten Gefühlen. "Wenn du die WM gewinnen willst, dann darfst du dir einfach nicht so viele Ausfälle leisten", sagt der 22-Jährige: "Wir haben dieses Jahr aber viel gelernt. Immerhin war es für mich und das Team das erste Mal, dass wir um die WM gekämpft haben."
Horner freut sich jedenfalls auf die weitere Zusammenarbeit mit Vettel. "Sebastian ist ein sehr junger Kerl, der mit einer riesigen Portion Talent gesegnet ist. In meinen Augen hat er in diesem Jahr einen sensationellen Job gemacht", sagt der Red-Bull-Teamchef, der aber auch weiß: "Die Messlatte für 2010 liegt höher als zu Beginn dieser Saison."
Surer: "Button ist ein würdiger Weltmeister"
Für den früheren Formel-1-Rennfahrer Marc Surer ist Vettel der Mann der Zukunft. In diesem Jahr ist Button für ihn allerdings ein verdienter Weltmeister, meint der Sky-Experte, auch wenn der Brite eine kleine Schwächephase in der zweiten Saisonhälfte hatte. "Aber wenn einer die meisten Siege hat und die meisten Punkte holt, dann ist er definitiv ein würdiger Weltmeister", sagt Surer.
Vettel freut sich wie seine Fahrerkollegen auf das WM-Finale, das gleichzeitig eine Weltpremiere für die Formel 1 ist. Das Start erfolgt um 17.00 Uhr Ortszeit noch bei Tageslicht, danach rast der PS-Zirkus mit Spitzengeschwindigkeiten von knapp 330 km/h auf der mit 1173 Metern längsten Gerade im WM-Kalender in den malerischen Sonnenuntergang.
Gegen Rennende um 18.30 Uhr Ortszeit ist es auf der vom deutschen Architekten Hermann Tilke entworfenen Anlage bereits finster, doch riesige Flutlichter weisen den Fahrern dann den rechten Weg.