Köln (SID) - Weltmeister Sebastian Vettel kann offenbar nicht mehr gewinnen, kommt der erfolgreichen Titelverteidigung aber auch als "Sebastian sieglos" immer näher. Beim elften Saisonrennen in Budapest musste sich der Titelverteidiger nur Jubilar Jenson Button geschlagen geben und baute seinen Vorsprung in der WM-Wertung um weitere acht auf jetzt 85 Punkte aus.

Hinter Button in seinem 200. WM-Rennen und Vettel, der zum dritten Mal in Folge ohne Sieg blieb, sicherte sich Fernando Alonso den dritten Podestplatz. Vettels Teamkollege Mark Webber wurde Fünfter hinter Lewis Hamilton im zweiten McLaren. Der Weltmeister von 2008 hatte das Rennen lange deutlich angeführt, nach einem Fahrfehler verzockte er sich aber auch noch mit den Reifen und musste eine Durchfahrtsstrafe hinnehmen - am Ende standen sechs Boxenstopps in Hamiltons Statistik.

Das nächste Rennen findet erst in vier Wochen in Spa statt, Vettel führt mit 234 Punkten vor Webber (149), Hamilton (146), Alonso (145) und Button (134). In 25 Jahren war es erst das zweite Regenrennen in Budapest, beim ersten 2006 hatte Button ebenfalls einen besonderen Sieg gefeiert - den ersten überhaupt seiner Karriere.

Dessen elften Sieg feierte Vater John am Streckenrand in eine britsche Fahne gehüllt, der junior rief in den Boxenfunk: "Ein perfekter Sprung in die Sommerpause. Lasst uns zusehen, dass wir nun alle Rennen gewinnen."

Nico Rosberg belegte in seinem 100. WM-Rennen nur Platz neun, Mercedes-Teamkollege Michael Schumacher schied nach etwas mehr als einem Drittel der Distanz offenbar wegen eines technischen Defekts aus. Für Nick Heidfeld war das Rennen schon kurz zuvor nach einem erneuten Feuer-Schock beendet. Wie schon Ende Mai in Barcelona musste der Renault-Pilot aus seinem brennenden Auto herausspringen. Offenbar hatte eine Explosion der KERS-Batterie das Feuer ausgelöst. Adrian Sutil als 14. im Force India und Timo Glock als 17. im Virgin blieben ebenfalls ohne Punkte.

Vettel behauptete auf den ersten Metern seine Führung, und auch die beiden Mercedes erwischten ganze starke Starts, kassierten Webber und beide Ferrari. Rosberg fuhr vom siebten auf den vierten Platz vor, Schumacher vom neunten auf den fünften.

Schumacher fiel bis zum dritten Umlauf wieder hinter Alonso, Massa und Webber zurück, Rosberg konterte dagegen Alonsos erstes Überholmanöver umgehend und blieb zunächst Vierter. Vorne machte Hamilton von Beginn an gehörig Druck auf Vettel, zog in Runde vier vorbei und erarbeitete sich schnell mehr als fünf Sekunden Vorsprung.

Webber musste etwas riskieren, fuhr schon in Runde elf als erster in die Box, um Trockenreifen aufzuziehen. Kurz darauf fuhren Hamilton und Vettel und weitere Piloten gleichzeitig vor. Schumacher nutzte dies und übernahm für kurze Zeit die Führung, fuhr direkt danach aber selbst zum ersten Stopp. Als sich die Verhältnisse vermeintlich wieder geklärt hatten, wurde Vettel noch von Button kassiert. Nach einem Drittel des Rennens zog Hamilton recht einsam seine Kreise, Button und Vettel kämpften um Rang zwei, Webber und Alonso um Platz vier.

Daran änderten auch die zweiten Stopps nicht, außer dass Vettel an Boden verlor. Der Weltmeister hatte nach dem Stopp dem Feuer-Wrack Heidfelds ausweichen müssen. Der Renault-Pilot stand zu diesem Zeitpunkt fassungslos in der Box. "Es hat extremer gebrannt als in Barcelona, aber mir geht's gut", sagte er: "So eine Explosion habe ich bei einem Formel-1-Auto noch nie gesehen."

Kurz darauf schied auch Schumacher aus. "Der fünfte oder sechste Gang ist ausgefallen", sagte er: "Bis dahin war das Rennen sicher halbwegs okay, wir hatten am Anfang ein bisschen gepokert und bewusst auf niedrige Reifendrücke gesetzt. Das hatte aber zur Konsequenz, dass ich viel gerutscht bin. Realistisch gesehen wäre aber mehr als ein sechster oder siebter Platz nicht möglich gewesen." Die zwischenzeitliche Führung habe "keine große Bedeutung, zumindest nicht für mich."

Vettel musste kurz darauf Alonso passieren lassen, der sich aber beim Reifenpoker verzockte und den Weltmeister schnell wieder vorbei lassen musste. Nach zwei Dritteln der Distanz verlor Hamilton plötzlich die Führung nach einem Dreher, Teamkollege Button nutzte die Gunst der Stunde.

Vettel lag plötzlich nur noch etwas mehr als drei Sekunden hinter Platz eins, die beiden McLaren zogen aber schnell wieder davon und lieferten sich einen packenden Zweikampf. Erst zog Hamilton an Button vorbei, dann folgte der Konter. Anschließend ging der Reifenpoker in die letzte Runde, nahezu jeder wählte eine andere Taktik, das Feld wurde durcheinandergewürfelt.

Hamilton und auch Webber verspekulierten sich und mussten die Intermediates sofort wieder gegen Slicks tauschen. Button fuhr den Sieg dann sicher nach Hause - als gefeierter Jubilar, obwohl es inklusive des Skandal-Rennens in Indianapolis eigentlich schon sein 201. Start war.