Sepang. . Sebastian Vettel bleibt in der Formel 1 eine Klasse für sich: Beim zweiten WM-Lauf der Saison in Malaysia feierte der Weltmeister aus Heppenheim seinen zweiten Sieg. Als Dritter machte Nick Heidfeld den „Tag der Deutschen“ perfekt.
Zweiter Saisonsieg, vierter in Serie, zwölfter insgesamt – und das, obwohl ihm der Strom abgedreht wurde: Wer soll Sebastian Vettel nach dieser Darbietung beim Großen Preis von Malaysia noch stoppen? Mit 6,1 Sekunden Vorsprung fährt der Formel-1-Weltmeister in der Reifen-Lotterie einen Volltreffer ein, vor Jenson Button (McLaren) und dem Überraschungs-Dritten Nick Heidfeld im Renault. Mit der Optimalpunktzahl 50 führt er auch die Gesamtwertung vor Button (26), Lewis Hamilton und Kollege Mark Webber (beide 22) schon wieder an – und zwar deutlich.
Das verbale Ping-Pong zwischen Sieger und Siegerteam ist diesmal ein Duett: „Fantastisch“ brüllt es von der Box, „fantastisch“ schreit Vettel zurück. Und fügt an: „Jedes Wochenende ist ein Vergnügen. Wir haben in der Hitze einen kühlen Kopf bewahrt. Ich liebe es!“ Der geschlagene Button staunt: „Sein Auto ist unglaublich.“ Und gibt als direkt Beteiligter zu: „Das war ein ziemlich konfuses Rennen.“ Dem stimmt der Sieger zu: „Man fährt ins Blaue, denn man weiß nie, wie die Reifen halten und was die anderen machen.“
Unterhaltung, nichts als Unterhaltung hat die Formel 1 mit den jüngsten Regeländerungen im Sinn gehabt. Die Einführung einer neuen, weniger haltbaren Reifengeneration und das Comeback der Zusatz-Schuberzeugung Kers haben den Ausgang des zweiten WM-Laufs mitbestimmt. Immer dann, wenn die Technik zickt, wird es spannend. Bei jedem Boxenstopp wird das Feld munter durchgemixt. Am Ende entscheiden die Reifen alles – zumindest im Verfolgerfeld.
Über Nacht wird die Pole-Position von links nach rechts verlegt, Sebastian Vettel steht damit auf der sauberen Straßenseite, und so zieht er auch davon. Die eigentliche deutsche Überraschung am Start heißt Nick Heidfeld, der vor der ersten Kurve an drei Weltmeistern vorbei von sechs auf drei schießt, und mit dem Renault anfangs auch die wiedererstarkten McLaren-Piloten Lewis Hamilton und Jenson Button hinter sich halten kann. Am Ende reicht es zu Platz drei – für den Mönchengladbacher war es das erste Podium seit Platz zwei im Jahr 2009 ebenfalls in Malaysia. Entsprechend glücklich präsentierte sich Heidfeld. „Mein Start war fantastisch, das hat viel Spaß gemacht.“
Auch Michael Schumacher schafft es in den ersten Kurven von elf auf acht, nachdem sich in der Qualifikation noch der bewegliche Heckflügel des Silberpfeils verklemmt hatte. Von da an aber geht es für den Kerpener rückwärts, er kann weder die Rennwagen von Sauber noch die von Force India halten. Rang neun am Ende für den Rekordweltmeister, nur Platz zwölf für Nico Rosberg: Für die „Silberpfeile“ ist es es erneut ein Wochenende zum Vergessen. „Schaffe, schaffe, Häusle baue,“ fordert Schumacher die Schwaben auf. Witzig ist das nicht gemeint.
Vettel dagegen freute sich über einen „perfekten Start“, aber mahnte zugleich: „Es war hier deutlich enger als in Melbourne.“ Vor allem auch, weil das Kers-System – das den Boliden 82 Extra-PS beschert – bei den Red Bull nicht einwandfrei funktioniert. Nachdem Kers Vettel „am Start gerettet“ hatte, musste der Heppenheimer ab Mitte der Rennens auf Anweisung der Box ohne die 82 PS auskommen. Zweimal fragt Vettel nach, zweimal antwortet sein Ingenieur: „Negativ“. Es ist ein Wackelkontakt, mal geht es, mal nicht. Und das McLaren-Duo wird über Funk angeheizt: „Dranbleiben, Vettel hat kein Kers.“ Das schnappt auch Ferrari auf: „Gib Gas, Fernando.“ Der Spanier Alonso gelassen: „Keine Sorge, ich drück’ drauf.“ Genutzt hat es nichts. Vettel siegt und siegt und siegt. Mit und ohne Kers.