Köln (SID) - Die Absage des Formel-1-Rennens von Bahrain wegen der politischen Unruhen war richtig und unausweichlich - da sind sich alle Medien einig. Für viele gibt es jedoch auch Kritikpunkte. Der Daily Telegraph schreibt von einem "moralischen Vakuum", der Corriere dello Sport stellte ernüchtert fest: "Das ist die F1 der heutigen Zeit. Sie hängt vom Geld der asiatischen Wirtschaft ab und spürt die Winde und die Turbulenzen in Gebieten, in denen es junge Demokratien, ohne keinerlei Demokratien gibt". Die Times schließlich schlussfolgerte: "Dass das Rennen abgesagt wurde, ist peinlich. Die Saisoneröffnung in Bahrain zu belassen, hätte jedoch weitaus schlimmere Folgen gehabt. Panzer hätten den Sakhir Circuit beschützen müssen, und Tränengas hätte in der Luft gelegen." - Die Pressestimmen zur Absage des Formel-1-Rennens von Bahrain:
ENGLAND:
The Times: "Die Königsfamilie wird sich beschweren, dass sie das Stelldichein mit einigen schmückenden Menschen verpasst. Da aber gerade Menschen in den Straßen von Bahrain sterben und das Regierungssystem des Landes in Gefahr geraten ist, gibt es derzeit größere Sorgen. Dass das Rennen abgesagt wurde, ist peinlich. Die Saisoneröffnung in Bahrain zu belassen, hätte jedoch weitaus schlimmere Folgen gehabt. Panzer hätten den Sakhir Circuit beschützen müssen, und Tränengas hätte in der Luft gelegen."
Daily Telegraph: "Dass der Dachverband FIA in keinster Weise seine leitende Funktion ausfüllte und dort niemand eine Hand rühren wollte - in der Erwartung, dass die Verantwortlichen in Bahrain schon irgendwann von alleine ihren eigenen Großen Preis absagen würden, damit niemand die Verantwortung übernehmen muss, zeigt, dass der Sport in einem moralischen Vakuum operiert."
The Guardian: "Die oft zerstrittene Welt der Formel 1 atmet angesichts der Nachricht aus Bahrain kollektiv auf. Auch wenn das bedeuten könnte, dass die Saison bis Dezember dauert."
Daily Mirror: "Die Formel 1 atmete gestern auf, denn der Saisonauftakt im krisengeschüttelten Bahrain ist abgesagt worden. Da der Umsturz in Ägypten seine Auswirkungen auf den gesamten Nahen Osten zeigt, muss der Sport auf dem Rücksitz Platz nehmen."
ITALIEN:
Gazzetta dello Sport: "Sieben Tote und über 100 Verletzt in einer Woche voller Demonstrationen, und die Lage bleibt weiterhin gespannt: Daher gab es keine Alternativen."
Tuttosport: "Flucht vor dem Chaos Bahrain. Die Sicherheitsbedingungen sind nicht mehr vorhanden. Man weiß nicht, ob und wann man im Laufe der Saison den Grand Prix nachholen könnte. Der Terminkalender der Saison ist sehr dicht, theoretisch gibt es alternative Termine, doch man muss die komplexe Logistik der Formel 1 berücksichtigen".
Corriere dello Sport: "Einen Hauch von Vernunft gibt es noch in den Köpfen der F1-Manager. Bernie Ecclestone kapituliert vor der Situation in Bahrain und verzichtet auf das Rennen am 13. März. Das ist die Formel 1 der heutigen Zeit. Sie hängt vom Geld der asiatischen Wirtschaft ab und spürt die Winde und die Turbulenzen in Gebieten, in denen es junge Demokratien oder keinerlei Demokratien gibt".
Il Messaggero: "Flucht aus Bahrain! Der Beschluss war unvermeidbar und ist eklatant."
ÖSTERREICH:
Kurier: "Nach den Protesten gegen die Regierung haben die Menschen in Bahrain andere Sorgen, als sich um ein Formel-1-Rennen zu kümmern. Wahrscheinlich wird das Rennen sogar noch diesen Herbst nachgetragen, auch wenn das nicht offiziell bestätigt wurde. Als Ausweichtermin käme das erste Wochenende im November in Frage. Bis dahin sollte sich die Lage in Bahrain normalisiert haben. Doch eines der größten Feindbilder der protestierenden Menschen ist Oberbefehlshaber des Militärs und wichtigster Mann hinter dem Grand Prix: Kronprinz al-Chal."
SCHWEIZ:
Neue Zürcher Zeitung: "Die Frage nach der Moral wird in der Formel 1 selten gestellt, vielleicht viel zu selten. So ist auch die Absage des Großen Preises von Bahrain, wo am 13. März in die neue Saison hätte gestartet werden sollen, nicht primär mit der Achtung von Menschenrechten zu begründen. Vielmehr geht es um Sicherheit und Geld. Denn nachdem im Inselkönigreich mit Panzern und Gewalt unzimperlich auf das Verlangen der Bevölkerung nach Mitbestimmung reagiert worden war, geriet das Königshaus zunehmend unter Druck. Und der Grand-Prix-Sport als wichtigste Sportveranstaltung in Bahrain war plötzlich ein Spielball im politischen Sturm."
SPANIEN:
AS: "Der Konflikt von Bahrain schiebt den Sport beiseite."