Sex-Skandal im VW-Team kurz vor dem Start der Rallye Dakar: Gegen Motorsportdirektor Kris Nissen wird wegen sexueller Nötigung ermittelt.
Unmittelbar vor dem Start der Rallye Dakar wird das VW-Team von einem Sex-Skandal erschüttert. Wie das Nachrichtenmagazin Focus berichtet, untersucht der VW-Konzern schwerwiegende Vorwürfe der sexuellen Nötigung gegen seinen Motorsportdirektor Kris Nissen. Das bestätigte ein ranghoher VW-Mann am Neujahrstag dem SID. Zudem soll noch wegen anderer Vorwürfe gegen Nissen intern ermittelt werden.
Nissen und die gesamte VW-Mannschaft erreichte die Meldung in Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires, wo am Samstag die Rallye Dakar gestartet wurde. Ob Nissen bis zum Ende der Veranstaltung am 16. Januar Motorsport-Direktor des Wolfsburger Autobauers bleibt, steht derzeit noch nicht fest.
Laut Stefan Moser, Leiter Marketing und Kommunikation, sei es "Stand heute", dass Volkswagen die Dakar mit Nissen zu Ende fährt. "Kris Nissen wird erstmal hier bleiben", sagte Moser dem SID: "Danach wird die Angelegenheit zu Hause geklärt."
Moser schränkte aber zugleich ein: "Sollten noch schlimmere Vorwürfe auftauchen, müsste man die Situation neu überdenken." Soll heißen: In diesem Fall würde Nissen abberufen und nach Hause geschickt. In der VW-Zentrale ist Eile geboten. Es wird deshalb noch bis Montag mit einer Entscheidung gerechnet, also bevor die Dakar so richtig ins Rollen kommt. Spekulationen zufolge könnte Nissen bis zur endgültigen Klärung des Falles sein Amt ruhen lassen.
Laut Focus geht es um Vorfälle nach dem Formel-3-Saisonfinale im November in Macau. Dort soll Nissen in der Hotelbar einen weiblichen Gast beleidigt und an die Brust gefasst haben. Außerdem sei der frühere DTM-Pilot noch gegen einen Audi-Mitarbeiter handgreiflich geworden, nachdem der sich weigerte, ihm ein Bier zu zahlen.
Auch die schwedische Rallye-Co-Pilotin Tina Thörner wandte sich jetzt an den VW-Konzern-Vorstand. Als sie noch bei VW unter Vertrag war, habe Nissen sie dazu aufgefordert, ihm zwischen die Beine zu fassen, "um zu spüren, was ein echter Kerl dazwischen hat". Thörner sagte Focus:: "Für kein Geld der Welt hätte ich weiter mit Nissen gearbeitet, so wie er mich behandelte."
Auch Deutschlands bekannteste Rallye-Fahrerin Jutta Kleinschmidt lässt kein gutes Haar an Nissen: "Nissen führte ein Regiment der Angst. Ich habe mehrmals beobachtet, wie er sich völlig unangemessen Mitarbeitern und vor allem Frauen gegenüber verhalten hat." Auch habe er sich bei den Verhandlungen zu ihrer Vertragsverlängerung unerfreulich verhalten.
VW-Motorsportchef Nissen wollte in Focus keine Stellung zu den schweren Vorwürfen nehmen. Der Konzern bestätigte allerdings interne Ermittlungen, wollte sich zu Details jedoch nicht äußern. (sid)