Essen. Zwei Fußball-Weltmeister haben ihre Karrieren beendet, der viermalige Formel-1-Weltmeister hält seine Entscheidung noch zurück. Ein Kommentar.

Als der Fußballer André Schürrle seine mit dem Weltmeistertitel gekrönte Karriere kürzlich für beendet erklärte, wollten ihn viele Kommentatoren in den Sozialen Netzwerken nicht verstehen. Mit 29? Warum so früh? Das reflexartig gefällte Urteil: Zu viel Geld verdient, zu satt geworden. Dabei hat Schürrle aufgehört, weil er erkannte, dass er starke Leistungen bei zunehmendem Druck nicht mehr regelmäßig abrufen konnte.

Benedikt Höwedes ist drei Jahre älter, auch er hätte noch etwas länger spielen können, aber auch er wollte nicht mehr. Er sehnt sich nach mehr Familienleben, und er weiß: Erfolge wie zu besten Zeiten, als er mit Schürrle Weltmeister wurde, waren nicht mehr in Sicht.

Vettel über sein Aus bei Ferrari: „Das Ende einer Liebesgeschichte“

Hochleistungssportlern wird abverlangt, immer zu funktionieren. Sie werden heutzutage schon sehr früh gefordert, Karrieren enden auch deshalb eher. Manchmal lässt der Körper keine weiteren Qualen mehr zu, manchmal der Kopf. Sich nicht mehr motivieren zu können, ist sicher für viele ein schwieriges Eingeständnis.

Sebastian Vettel wird sich diese Frage zuletzt häufig gestellt haben: Kann ich noch, will ich noch? Die Trennung von Ferrari zum Saisonende sei „das Ende einer Liebesgeschichte“, sagt er. Es ist auch das Ende eines unerfüllten Traums: Weltmeister in rot, wie einst Michael Schumacher, das war das fünfmal verfehlte Ziel.

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Ein Wechsel zu einem vielversprechenden Team ist denkbar

Nicht nur das Auto braucht genügend Antrieb, auch der Fahrer. Im Ferrari ist Vettel derzeit auf Abschiedstournee, auch mit Platz zehn in Silverstone kann er sich nicht schmücken. Denkbar aber, dass es der viermalige Weltmeister mit Red Bull künftig woanders noch einmal allen zeigen will: Racing Point, eng mit Mercedes verbandelt und im nächsten Jahr als Werksrennstall von Aston Martin am Start, könnte dem 33-Jährigen die Perspektive bieten, sich noch einmal als Siegfahrer zu präsentieren. Der frühere Formel-1-Pilot Gerhard Berger, derzeit Chef der Tourenwagenserie DTM, rät ihm hingegen in einem Sportbuzzer-Interview „eher, sich zurückzuziehen“.

Solche Einmischungen sind anmaßend. Sebastian Vettel allein muss und wird wissen, was für ihn in Zukunft das Beste ist.