Essen. Die Formel 1 plant für Juli ihren Saisonstart. Die Teams sollen trotz Corona um die Welt jetten. Ein Kommentar.

Das erste Rennen um die sogenannte Automobil-Weltmeisterschaft fand in England statt, in Silverstone. Vor 70 Jahren war das, am 13. Mai 1950. Gefahren wurde an einem Samstag, denn der englische König George VI. bestand auf Sonntagsruhe. 21 Fahrer aus neun Ländern gingen an den Start, 200.000 Zuschauer ließen sich das neue Spektakel nicht entgehen. Der erste Sieger war der Italiener Giuseppe Farina, er wurde am Ende der Debütsaison im Alfa Romeo auch der erste Weltmeister.

Wer nicht fährt, verliert - alles

Für die Formel 1 sollte 2020 also ein bedeutendes Jahr sein, ein Jahr, in dem sie sich selbst feiern wollte – 70 Jahre, nachdem sie erfunden worden war. Die erdballumfassende Rennserie ist längst ein gigantisches Geschäft geworden, die Raserei um Titel auch eine um Millionen. Wer bremst, verliert. Wer gar nicht erst losfährt, verliert alles.

Der Saisonstart 2020 war für den 15. März in Melbourne vorgesehen, doch zwei Tage vorher wurde er nach hektischem Hin und Her abgeblasen. Ein McLaren-Mechaniker war mit Corona infiziert, es gab weitere Verdachtsfälle. Der Auftakt wurde auf unbestimmte Zeit verschoben – doch jetzt hat die Formel 1, dem Virus zum Trotz, den Stillstand satt. Sie hat die Saison neu durchgeplant, sie will in Kürze wieder Fahrt aufnehmen. Einem Geister-Grand-Prix am 5. Juli in Österreich sollen bis zu 17 von ursprünglich 22 vorgesehenen Rennen bis zum Jahresende folgen.

Sonderrolle für die Formel 1?

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Seit Wochen reden wir in Deutschland darüber, ob dem Profifußball in diesen schwierigen Monaten eine Sonderrolle gewährt werden dürfe. Die aber wäre geradezu überschaubar im Vergleich zu den Auswüchsen bei der Formel 1, die 2019 mehr als zwei Milliarden US-Dollar einnahm – aus Renngebühren, Übertragungsrechten und Sponsoring. Solche Summen sollen nun rechtfertigen, dass in Zeiten, in denen wieder Grenzen existieren müssen, Piloten, Teams und Gefolge um die ganze Welt jetten.

Es ist nicht zu fassen.