Essen. Der Rennfahrer gilt als der beste aller Zeiten. Doch ein Unfall beendete sein Leben. Am Samstag wäre der Brasilianer 60 Jahre alt geworden.
Der Regen prasselte auf die Straßen Monte Carlos nieder. Die Formel-1-Piloten mussten ihre Autos auf glitschigem Asphalt kontrollieren. Ayrton Senna schlängelte sich an diesem Junitag im Jahr 1984 am besten durch den Leitplanken-Dschungel. Mit dem nicht konkurrenzfähigen Toleman TG184 überholte er einen Konkurrenten nach dem anderen. Von Startplatz 13 fuhr Senna auf Rang zwei vor. Dann kam es zum Rennabbruch. Senna hätte seine Topleistung in Monaco feiern können. Doch bei der Siegerehrung schmollte der Brasilianer. Er fühlte sich um den Grand-Prix-Sieg gebracht.
„Ayrton war einer, der auch das Freitagstraining, in dem es um nichts ging, gewinnen wollte“, erzählte kürzlich Gerhard Berger dem Norddeutschen Rundfunk (NDR). Der Österreicher war Sennas Teamkollege. Die beiden Rennfahrer verband eine Freundschaft. Vermutlich wäre Berger am 21. März zum 60. Geburtstag seines Kumpels eingeladen gewesen. Doch dieses Ereignis konnte Senna nicht mehr feiern. Er starb am 1. Mai 1994 an den Folgen eines Rennunfalls im italienischen Imola.
Nation trauerte drei Tage lang
Sennas Tod versetzte damals eine Nation in Schockzustand. Brasiliens Präsident Itamar Franco ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. Beim Trauerzug durch Sao Paulo säumten bis zu eine Million Fans die Straßen. Sie wollten Abschied nehmen vom dreimaligen Weltmeister. Vom Volkshelden. Vom Mann, der den Spitznamen „Der Magische“ hatte.
Die Formel 1 brachte viele Stars hervor. In der Frühphase dominierte Juan Manuel Fangio, um die Jahrtausendwende herum Michael Schumacher und in der Gegenwart Lewis Hamilton. Doch Ayrton Senna steht über allen. Das sagen zumindest viele Experten. „Er ist der beste Rennfahrer aller Zeiten“, betonte Berger in dem NDR-Beitrag.
Fehde mit Alain Prost
Weil er aus einer reichen brasilianischen Familie stammte, war für Senna der Weg in den Motorsport frei. 1984 debütierte er in der Formel 1. Senna war unnachgiebig. Mit seinem kompromisslosen Fahrstil eckte er bei anderen Piloten an – allen voran bei Alain Prost. Im Vergleich zu dieser Rivalität wirkte die Fehde zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg wie eine Romanze. Als Senna in einem Interview eine Frage zu Prost gestellt bekam, raunzte er nur zurück: „Kein Kommentar.“
Ab 1988 fuhr er mit dem Franzosen in einem Team. Es war die Saison, an deren Ende Sennas erster Weltmeistertitel stand. Der beste Fahrer im starken McLaren-Team – das war eine erfolgreiche Kombination. 1990 und 1991 schloss Senna die Saison erneut als Sieger ab.
Danach begann die Dominanz von Williams. Senna wusste, dass er nur mit einem Wechsel zu diesem Team an alte Erfolge anknüpfen könnte. 1994 saß der Dreifach-Weltmeister dann im Williams. Die Saison begann mit Frust. Der junge Michael Schumacher gewann die ersten beiden Rennen. Imola sollte für Senna die Wende bringen.
Erst Ratzenberger, dann Senna
Beim Qualifying zum Großen Preis von San Marino hatte es einen tödlichen Unfall gegeben. Der Österreicher Roland Ratzenberger erlag seinen Verletzungen. Senna verfolgte das Drama mit versteinerter Miene am Bildschirm.
Das Rennen wurde trotzdem ausgetragen. Senna erwischte einen guten Start. Er führte vor Schumacher. In Runde sieben kam Senna aber dann wie ferngesteuert von seiner Linie ab und rauschte in der Tamburello-Kurve mit hoher Geschwindigkeit gegen die Begrenzung. Die Unfallursache wurde nie geklärt. Im Maggiore-Krankenhaus gaben die Ärzte am Abend Sennas Tod bekannt.
Die Nachricht erschütterte auch die Sportwelt. Brasiliens Fußballstars verehrten den Rennfahrer auch. Als die „Selecao“ zwei Monate nach Sennas Tod die Weltmeisterschaft in den USA gewann, entrollten die Spieler um Kapitän Carlos Dunga ein großes Banner. Darauf stand: „Senna, wir haben gemeinsam Gas gegeben, der vierte Titel ist unser!“
„Heute wäre er Präsident“
Für Gerhard Berger steht fest, wie Ayrton Sennas Leben nach der Sportler-Karriere ausgesehen hätte: „Er wäre Präsident von Brasilien geworden.“