Singapur. Geschafft! Sebastian Vettel siegte zum fünften Mal beim Grand Prix in Singapur. Es war für ihn der erste Formel-1-Triumph seit 392 Tagen.
In der Nachthitze von Singapur ist das Glück zu Sebastian Vettel zurückgekehrt. Der zuletzt schwer kritisierte Hesse verhinderte am Sonntag den Sieg-Hattrick seines Stallrivalen Charles Leclerc und holte sich seinen ersten Formel-1-Triumph seit 392 Tagen. Bei seinem fünften Erfolg auf dem Marina Bay Street Circuit profitierte der 32-Jährige von einer Fehlrechnung der Ferrari-Strategen zum Leidwesen von Leclerc - und vom schweren Fehler der Mercedes-Taktiker. WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton schaffte es nur auf Platz vier hinter Red-Bull-Pilot Max Verstappen.
Ferrari-Rivale Leclerc machte seinem Team bittere Vorwürfe
Mit einer selbst fehlerlosen Leistung fuhr Vettel so völlig unverhofft seinen ersten Saisonerfolg ein - sehr zum Ärger seines Teamkollegen Leclerc. Der Monegasse war von der Pole Position gestartet und fuhr nach Spa und Monza dem nächsten Sieg entgegen. Nach dem einzigen Boxenstopp lag Vettel plötzlich vor dem 21-Jährigen, der den Rest des Rennens mit bitteren Vorwürfen an sein Team verbrachte.
Hamilton wartet nun zwar seit drei Rennen und drei Ferrari-Siegen nacheinander zwar auf seinen nächsten Sieg. Im Klassement liegt der 34 Jahre alte fünfmalige Champion aber noch immer klar vor der Konkurrenz, Vettel ist Fünfter mit 102 Zählern weniger als der Silberpfeil-Star. Sein Sieg im 235. Rennen seiner Karriere war aber eine Erlösung. Zuletzt hatte Vettel am 26. August 2018 im belgischen Spa-Francorchamps gewonnen.
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Nach einem Sieg des viermaligen Champions hatte es zu Beginn noch nicht ausgesehen. 164 Meter Spannung bis zur ersten Kurve, alles ging glatt. Leclerc verteidigte nach dem Erlöschen der Roten Ampeln souverän seine fünfte Pole Position. Vettel versuchte von Position drei aus Hamilton zu attackieren. Der Brite wehrte die Angriffe aber ab. Weiter hinten demolierte sich Nico Hülkenberg auf dem engen Kurs den Wagen und musste nach den ersten fünf Kilometern an die Box, er bekam dabei gleich die härteste Reifenmischung aufgezogen und machte ordentlich Tempo. Der 32 Jahre alte gebürtige Emmericher, der ohne Cockpit fürs kommende Jahr ist, fuhr teilweise über anderthalb Sekunden schneller als die Spitze.
Leclerc kam an Vettel auch nach drei Safety-Car-Phasen nicht vorbei
„Ich kann nicht noch langsamer“, funkte Hamilton genervt an den Kommandostand. Das Problem: Wer zu viel Gas gab, den drohten die Reifen auch schneller im Stich zu lassen. Weil aber alle auf eine Einstopp-Strategie setzten, wollten sie den Reifenwechsel so lange wie möglich hinauszögern. Für Spannung sorgte das Bummeltempo an der Spitze erstmal nicht. Wer würde als erster von den Topfahrern zum Reifenwechseln an der Box vorbeikommen? Vettel war's.
Auf einmal gab auch Hamilton Gas, verkürzte den Rückstand auf Leclerc, der nun auch zum Reifenwechsel rein- und hinter Vettel wieder rauskam. Absicht von Ferrari? Offen. „Was zum Teufel...“, fluchte Leclerc, nachdem er von seinem Renningenieur zu hören bekommen hatte, Druck zu machen. Der Sieger der beiden vergangenen Rennen war stinksauer.
Beide Mercedes blieben noch auf der Strecke. Vorbei war die Bummelei. Ein paar Runden nach Bottas kam auch Hamilton rein und maßgeschneidert vom Team zumindest vor seinem finnischen Gehilfen wieder auf den Kurs. Zur Rennhälfte lief alles zugunsten von Vettel, der bei einem Kompromisslos-Manöver den Toro Rosso von Pierre Gasly touchierte, Antonio Giovinazzi von Ferraris Partnerteam Alfa Romeo ließ Vettel ohne Gegenwehr vorbeiziehen. In Runde 31 führte der 32 Jahre alte Heppenheimer das Feld an.
Und dann passierte es: Das Safety Car musste kommen, wie in jedem Jahr seit dem ersten Rennen in Singapur 2008. George Russell war mit seinem Williams in die Streckenmauer gefahren. Vettels Vorsprung auf Leclerc war dahin, der auf Hamilton auf Rang vier liegend ebenfalls. 21 Runden vor Schluss ging es wieder zur Sache, Vettel blieb vorn. Doch er war noch nicht durch. Sergio Perez sorgte für den nächsten Safety-Car-Einsatz. Vettel blieb wieder cool, Leclerc erzürnte sich noch immer. „Ich mache keine Dummheiten, es war aber nicht fair“, funkte er an die Box. Er kam an Vettel diesmal nicht ran, auch nach der dritten Safety-Car-Phase nicht. (dpa)